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Branchengigant pleite

Krise in Bayern: Insolvenz bei international bekanntem Traditionsbetrieb im Automobilsektor

Die Flabeg-Gruppe, globaler Spitzenreiter in Sachen Spiegelherstellung für die Automobilbranche, versetzt ihre Angestellten am Werk in Furth im Wald in Bayern wieder in Unruhe – erst letztes Jahr mussten sie Entlassungen hinnehmen.

Furth im Wald – Flabeg gehört zu den global führenden Anbietern für glasveredelte Produkte mit weltweiten Standorten und Sitz in Nürnberg und Furth im Wald in Deutschland. Die Flabeg Automotive Germany GmbH als eigenständige Gesellschaft, mit dem Produktionsstandort Furth im Wald, musste diese Woche nun Insolvenz anmelden. Der Standort in der Oberpfalz in Bayern ist der bedeutendste Technologiestandort der Flabeg-Gruppe für Displaygläser im Fahrzeuginnenraum, wo aktuell 190 Mitarbeiter arbeiten. Der Insolvenzverwalter gibt bereits eine erste Einschätzung zur Sanierung und wie es für das Unternehmen weitergeht.

Automobilbranche im Umbruch: Das ist die Ursache der Insolvenz bei Flabeg in Furth im Wald

Am 30.7.2024 wurde nunmehr vom Amtsgericht Nürnberg die vorläufige Insolvenzverwaltung der Flabeg Automotive Germany GmbH angeordnet. Rechtsanwalt Volker Böhm bei Schultze & Braun wurde zum Insolvenzverwalter ernannt. Laut seiner Kanzlei sei Böhm bereits in Furth im Wald und macht sich vor Ort ein Bild von der Lage, wo er auch mit der Belegschaft spricht. Danach rücken verschiedene Sanierungsoptionen in den Fokus, um das Unternehmen wieder marktgerecht aufzustellen. Der Geschäftsbetrieb des Glas-Spezialisten läuft auch während der Sanierung in vollem Umfang weiter, heißt es in einer Pressemitteilung der Kanzlei Schultze & Braun, die Ippen Media vorliegt. Weitere Unternehmen der Flabeg-Gruppe sind nicht betroffen.

Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun ist der bestellte Insolvenzverwalter bei der Flabeg Automotive Germany GmbH.

Auf die Kunden von Flabeg Automotive Germany, die sich in den unterschiedlichsten Branchen befinden, wird sich der Insolvenzantrag nicht auswirken. „Flabeg Automotive Germany gehört durch die Spezialisierung auf die Verarbeitung von Glas und von Produkten, bei denen Glas mit anderen Werkstoffen verbunden wird, zu den führenden Unternehmen in seinem Segment“, so Böhm.  „Hinzu kommt, dass die Produkte von Flabeg Automotive Germany auch in E-Autos zum Einsatz kommen“.

190 Mitarbeiter arbeiten am Standort Furth im Wald - was passiert mit ihnen?  

Böhm unterstreicht das Know-how der Mitarbeitenden und die Fertigungstechnologie am Produktionsstandort, wo sowohl in sehr großen wie kleinen Mengen produziert werden kann. „Es zeigt sich bereits jetzt, dass es eine große Bereitschaft gibt, bei der Sanierung an einem Strang zu ziehen“, so Böhm. „Ich sehe auch deshalb gute Chancen für die Sanierung.“ Ziel sei es, das Unternehmen und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Dies können sowohl aus eigener Kraft oder durch Investoren passieren – Gespräche mit potentiellen Geldgebern seien bereits gestartet worden.

Ursache für die finanzielle Schieflage sei die „herausfordernde wirtschaftliche Situation im Automotivebereich“, heißt es in der Presseaussendung. Dadurch sei es zu niedrigeren Verkaufszahlen bei den E-Autos gekommen und zu einem Rückgang bei den Bestellungen bei Flabeg. Außerdem seien auch die Kosten für die Vorfinanzierung von Projekten und Aufträgen gestiegen, sowie auch die Akquise von Neukunden und neuen Aufträgen ins Stocken geraten. Die Löhne und Gehälter der rund 190 Mitarbeitenden sind vorerst bis Ende September gesichert.

Der Insolvenzverwalter ist bereits zum zweiten Mal bei Flabeg

Der Insolvenzverwalter und Rechtsanwalt Böhm war auch bereits Insolvenzverwalter bei Flabeg im Jahr 2020. Damals hieß es im Rahmen der Insolvenz in einer Presseaussendung von DLA Piper, dass das Unternehmen einen Jahresumsatz von mehr als 85 Millionen Euro erwirtschaftete und rund 1.100 Mitarbeiter weltweit beschäftigt. Die beiden deutschen Flabeg-Gesellschaften hatten Mitte Mai 2020 die Insolvenz angemeldet. Volker Böhm gelang es zusammen mit Flabeg Sanierungsmaßnahmen umzusetzen und die Krisenlage zu stabilisieren. Die ausländischen Flabeg-Gesellschaft mussten damals keinen Insolvenzantrag stellen.

Laut Unternehmenswebsite ist Flabeg weltweiter Markt- und Technologieführer für Spiegel in der Automobilindustrie. Dabei weist Flabeg einen Marktanteil in Europa von 72 Prozent auf, in Südamerika von über 70 Prozent und über 10 Prozent in Asien. Am Werk in Furth im Wald laufen „15 Schleif- und Polierwerke, die im Jahre 1929 in Betrieb genommen worden sind, auf Hochtouren. Das in Furth im Wald hergestellt Glas wird nicht nur mehr am Standort verarbeitet, sondern auch in 20 gepachteten Werken im Oberpfälzer und Bayerischen Wald“, schreibt das Unternehmen auf Facebook.

Corona-Pandemie war Ursache der Flabeg-Insolvenz in 2020

Ursache für die Insolvenz im Jahr 2020 seien „erhebliche Auftrags- und Umsatzrückgänge vor allem durch den Ausbruch der Corona-Pandemie“ gewesen, schreibt die internationale Großkanzlei Taylor Wessing, die Cordet bei der Übernahme beraten hatte. Insbesondere die Automobilindustrie sei damals hart getroffen worden.

Unter Rechtsanwalt Volker Böhm kam es damals auch zum Verkauf der Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Deutschland und internationalen Standorten wie Frankreich, Ungarn, China, Brasilien und USA. Mit dem Käufer, der Investment-Gesellschaft Cordet mit Sitz in London, Luxemburg und Stockholm wurde Stillschweigen über den Kaufpreis vereinbart. Laut der Großkanzlei Taylor Wessing war Cordet bereits seit mehreren Jahren Geldgeber der Flabeg-Gruppe und übernahm mit dem Kauf sowohl die deutschen Standorte, als auch sämtliche internationalen Gesellschaften.

Die Unternehmensgeschichte von Flabeg begann schon im Jahr 1882

Die Flabeg als Glashersteller blickt auf eine spannende Unternehmensgeschichte zurück, die 1882 durch die Brüder Alois und Eduard Kupfer und deren Schwager Sigmund Glaser startete. Erst vor zwei Jahren war das 140-jährige Jubiläum in Deutschland gefeiert worden. Der Standort Furth kommt trotzdem nicht aus der Krise heraus. Zuletzt hatte Flabeg vor fast einem Jahr rund 20 Prozent aller Mitarbeiter entlassen müssen, schreibt Idowa. Ursache sei ein unerwarteter Nachfragerückgang gewesen, weswegen 43 der rund 233 Mitarbeiter gekündigt wurden.

Immer mehr Unternehmen schlittern in Deutschland in die Insolvenz. Auch viele Traditions- und Familienbetriebe sind davon betroffen. Zuletzt traf es einen beliebten Traditions-Süßwarenhersteller aufgrund gestiegener Kakaopreise, die Bekleidungskette Scotch & Soda und eine Traditionsbrauerei aus Viechtach. Auch ein bekannter Autozulieferer musste Insolvenz anmelden. Die Zukunft des Felgenherstellers ist ebenfalls ungewiss.

Rubriklistenbild: © © Flabeg Automotive Germany

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