Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

260 Euro weniger für Strom

Scholz kündigt Strom-Reform an: Wie der Staat Bürger und Unternehmen entlasten könnte

Deutschland hat sehr hohe Energiepreise, vor allem der Preis für Strom belastet Unternehmen und Bürger. Für die Energiewende ist das fatal – doch es gibt Entlastungsmöglichkeiten.

Berlin – In Deutschland ist Strom teuer – sehr teuer sogar. Das belastet nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, sondern macht den Standort auch für die Wirtschaft extrem unattraktiv. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Strom – insbesondere grüner Strom – für die Energiewende von so zentraler Bedeutung ist.

Wie könnte man die Strompreise in Deutschland also absenken? Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Das Vergleichsportal Check24 hat verschiedene Entlastungsmöglichkeiten berechnet. Hier der Überblick.

Deutschland hat den teuersten Strompreis aller G20-Staaten

Zunächst die zentrale Frage: Wie viel teurer ist Strom in Deutschland im internationalen Vergleich? Die Antwort liefert ein Blick auf die Strompreise in den G20-Staaten: Deutschland führt mit einem Kilowattstundenpreis von 31,8 Cent die Liste an. Am günstigsten ist es in Saudi-Arabien, wo Strom 3,98 Cent kostet. Diese Daten liefert das Vergleichsportal Verivox:

Es ist also kein Naturgesetz, dass Strom teuer sein muss. Was kann die Bundesregierung tun, um ihn hierzulande günstiger zu machen?

Netzentgelte belasten Regionen mit grüner Produktion

Ein Weg wird gerade kontrovers diskutiert: Die Bundesnetzagentur hat vorgeschlagen, die Netzentgelte in Regionen, die grünen Strom vermehrt produzieren, zu senken. In Regionen, die weniger Windkraft- oder Solaranlagen haben, wäre der Strom damit teurer als dort, wo er direkt bezogen wird. Bislang würden Regionen, die besonders auf Windkraft setzten, finanziell besonders stark belastet, sagte der Präsident der Behörde, Klaus Müller, der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Im Bundestag liege ein Gesetzentwurf, der die Netzagentur autorisieren würde, faire Netzentgelte einzuführen. „Sobald das Gesetz verabschiedet ist, werden wir einen Vorschlag für die Reform machen.“ Bei einem Bürgerdialog in Potsdam kündigte auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Reform der Netzentgelte an, die besonders den Norden und den Osten des Landes – wo viel Windstrom produziert wird – entlasten würden.

Windenergieanlagen stehen auf einem Feld.

Laut Check24 steckt hier auch viel Potenzial zur Entlastung. Am meisten zahlen nämlich Verbraucher und Verbraucherinnen im Osten und Norden des Landes: Bei einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden zahlen Kunden in Brandenburg 588 Euro für die Netzentgelte, das ist das teuerste Bundesland. Gefolgt wird es von Schleswig-Holstein (587 Euro) und Mecklenburg-Vorpommern (558 Euro). In Bayern ist es derweil am günstigsten mit 385 Euro. In Bayern stehen aber die wenigsten Windkraftanlagen.

Die Netzentgelte machen in Deutschland rund ein Viertel des Strompreises aus. Eine Reform der Netzentgelte würde sich vor allem in Ostdeutschland sehr deutlich bemerkbar machen und sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Firmen entlasten.

Entlastungen für Bürger und Unternehmen: Stromsteuern senken

Eine weitere Möglichkeit für die Bundesregierung, den Strompreis zu senken, wäre durch die Absenkung der Stromsteuer und der Mehrwertsteuer. Die Stromsteuer liegt seit 2003 in Deutschland unverändert bei 2,05 Cent pro Kilowattstunde. Der europäische Mindestsatz beträgt 0,1 Cent, es bestünde also die Möglichkeit, die Stromsteuer in Deutschland deutlich abzusenken. Der gewerbliche Mindeststeuersatz liegt bei 0,05 Cent pro kWh. Dadurch könnte ein mittelständisches Unternehmen mit einem Jahresverbrauch von rund 200.000 kWh bis zu 4500 Euro sparen, wie die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade berechnet hat.

Auch Verbraucher und Verbraucherinnen würden die Stromsteuer-Absenkung spüren. In einem Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 kWh entspräche das eine Entlastung von 97 Euro.

Würde noch dazu die Mehrwertsteuer für Strom von 19 Prozent auf 7 Prozent herabgesenkt werden, würde das die Bürgerinnen und Bürger zusätzlich entlasten. Bei einem Verbrauch von 5000 kWh/Jahr würden die Stromkosten um fast 200 Euro sinken, so Check24. Damit könnte allein durch steuerliche Anpassungsmaßnahmen ein Entlastungsbetrag von fast 300 Euro pro Haushalt zustande kommen – ein spürbarer Betrag, den die meisten Verbraucher und Verbraucherinnen direkt auf dem Kontostand merken würden.

So setzt sich der Strompreis 2022 in Deutschland zusammen

Von solchen Reformen wäre dann der Großteil der aktuellen Stromzusammensetzung betroffen. Eine Netzentgeltanpassung zugunsten der Regionen, die viel grünen Strom produzieren, könnte die Kosten deutlich herabsenken. Das in Kombination mit einer Steuerreform würde den Strompreis im internationalen Vergleich deutlich wettbewerbsfähiger machen. Ob das bei der Ampel-Koalition auch Anklang findet, bleibt aber noch abzuwarten.

Transparenzhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels wurde fälschlicherweise geschrieben, dass die Europäische Union einen Mindeststeuersatz von 1 Cent pro kWh fordert. Das ist nicht richtig. Die EU fordert einen Mindeststeuersatz von 0,1 Cent pro kWh.

Rubriklistenbild: © Marcus Brandt/dpa/Symbolbild

Kommentare