Nach Rekordwerten in Umfragen
„Schädlich für Deutschland“: Unternehmer warnen vor der AfD
Lange hat die Industrie zum Vormarsch der AfD geschwiegen. Nun warnen Wirtschaftsführer vor der Gefahr für Arbeitsplätze und den Standort Deutschland.
Berlin – Im kommenden Jahr stehen wichtige Wahlen an. Unter anderem werden in Sachsen, Thüringen und Brandenburg die Landtage neu gewählt. Und in allen drei Bundesländern liegt die AfD in Umfragen vorn. Nun warnen Wirtschaftsexperten und Unternehmer vor der in Sachsen und Thüringen als gesichert rechtsextremistisch eingestuften Partei. Ein Erfolg der AfD in den Parlamenten würde akut Arbeitsplätze und den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährden. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser mahnt vor drastischen Konsequenzen.
„Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland“: Unternehmer warnen vor AfD
In aktuellen Umfragen erreicht die AfD neue Rekordwerte. Bei Forsa-Befragungen für das Trendbarometer von RTL und ntv erreichte die Partei inzwischen 23 Prozent. Unternehmer schwiegen lange Zeit zum Aufstieg der AfD. Doch nun werden die Stimmen in der Wirtschaft lauter, die vor den ernsthaften Gefahren der Partei für den Wirtschaftsstandort Deutschland mahnen.
Eine politische Bewegung, die die Wende rückwärts zu Nationalismus beschwört, ist schädlich für dieses Land: für die Wirtschaft und für Ansehen und Erfolg Deutschlands im globalen Kontext.
„Eine politische Bewegung, die die Wende rückwärts zu Nationalismus beschwört, ist schädlich für dieses Land: für die Wirtschaft und für Ansehen und Erfolg Deutschlands im globalen Kontext“, erklärte Industriepräsident Siegfried Russwurm am Mittwoch (20. Dezember) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der Vorsitzende des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) fügte hinzu: „Wir tun gut daran, uns den Aussagen der AfD auch öffentlich deutlich entgegenzustellen: Klar zu sagen, sie zu wählen ist kein harmloser Protest, sondern das ist eine Partei, die schädlich ist für die Zukunft unseres Landes und von uns allen.“
Wir brauchen in vielen Branchen dringend Fachkräfte aus dem Ausland. Die besten Köpfe gewinnen wir aber nur, wenn sie sich auch in Deutschland willkommen fühlen.
BDI-Präsident Russwurm zur AfD: „Partei, die schädlich ist für Wirtschaft und Erfolg unseres Landes“
Auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) fordert eine klare Haltung gegenüber der in Teilen rechtsextremen Partei, die vor allem in Thüringen Umfrage-Rekorde erzielt: „Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland haben eine Migrationsgeschichte. Es ist deshalb schon eine Frage des Respekts vor den eigenen Beschäftigten, dass Unternehmen klar und deutlich Haltung zeigen, wenn mit Spaltung und Menschenverachtung Politik gemacht wird“, sagte die Politikerin gegenüber IPPEN.MEDIA.
„Wir brauchen in vielen Branchen dringend Fachkräfte aus dem Ausland. Die besten Köpfe gewinnen wir aber nur, wenn sie sich auch in Deutschland willkommen fühlen. Die AfD sorgt für das Gegenteil und schadet damit dem Wirtschaftsstandort Deutschland“, erklärt Faeser weiter.
Wirtschaftsexperte mahnt: Deutschland lebt von „Weltoffenheit und internationalem Handel“
Russwurm betont, dass Deutschland von Weltoffenheit und internationalem Handel lebe, „wahrscheinlich mehr als fast alle anderen großen Länder der Welt“. Die AfD sei „schlecht für dieses Land, auch, weil sie ein Klima von Hass, Polarisierung und Ausgrenzung befeuert“. Er forderte eindringlich eine „gesellschaftliche Debatte, eine gesellschaftliche Bewegung, um den Menschen die Konsequenzen aufzuzeigen“.
VW bezieht Stellung: Ziele der AfD „stehen unseren Werten und Kerninteressen fundamental entgegen“
Der Autohersteller VW sieht es ebenso: „Ziele der AfD stehen unseren Werten und Kerninteressen fundamental entgegen: Forderung nach Austritt aus EU, Leugnen des Klimawandels oder das Instrumentalisieren ökonomischer Sorgen für den Widerstand gegen Transformation“. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten sei es wichtig, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. „Der Volkswagen Konzern steht für eine offene Gesellschaft, Respekt und Toleranz und stellt sich Hass und Fremdenfeindlichkeit entschieden entgegen“, äußerte ein Sprecher auf Anfrage von IPPEN.MEDIA.
Die rückwärtsgewandte Politik der AfD schadet dem Ansehen Deutschlands in der Welt und damit letztendlich auch unserem Wohlstand.
Wirtschaftsexperte mahnt: Restriktive, national ausgerichtete Politik schadet dem Wirtschaftsstandort
Harald Christ, FDP-Politiker, Chairman und Gründer der Christ&Company Consulting GmbH sagte IPPEN.MEDIA dazu: „Die rückwärtsgewandte Politik der AfD schadet dem Ansehen Deutschlands in der Welt und damit letztendlich auch unserem Wohlstand.“
Christ, der auch Mitglied des Aufsichtsrats der Commerzbank AG ist, erklärt weiter: „Internationale Investoren oder Nachwuchskräfte aus dem Ausland, die Deutschland als künftigen Standort im Auge haben, werden sich sehr genau ansehen, wie sich die Politiker des Landes zu Themen wie Gleichberechtigung, Liberalität oder Chancengleichheit äußern werden. Eine restriktive, rein national ausgerichtete Politik schottet ein Land ab, der Wirtschaftsstandort wird dadurch an Attraktivität verlieren.“
Innenministerin Faeser: „Sache der Wirtschaft, Position zu beziehen“
Innenministerin Faeser wünscht sich mehr solcher klaren Bekenntnisse aus der Industrie: „Menschenverachtende Sprache und Politik darf nicht unwidersprochen bleiben. Es darf keine weitere schleichende Normalisierung von rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Positionen geben. Daher ist es auch Sache der Wirtschaft, Position zu beziehen. Das kann man von allen erwarten, die in unserem Land Verantwortung tragen.“
Rubriklistenbild: © Hannes P Albert/dpa
