Altersvorsorge
Deutschland und Österreich im Vergleich: Welches Rentensystem ist besser?
Aus dem linken Lager kamen zuletzt vermehrt Rufe nach einem Rentensystem wie in Österreich. Doch wie gut ist die Altersvorsorge im Nachbarland wirklich?
Düsseldorf – Im internationalen Vergleich rutschte das deutsche Rentensystem zuletzt weiter ab. Im Vergleich von Mercer CFA mit 47 Systemen weltweit kam die Bundesrepublik auf Platz 19. Österreich hingegen lag im Global Pension Index 2023 weit abgeschlagen auf Platz 40. Trotzdem loben Politiker und Gewerkschafter das System der Alpenrepublik hierzulande häufig. Eine Initiative der Deutschen Rentenversicherung nahm die Altersvorsorge im Nachbarland deshalb einmal genau unter die Lupe.
Wie das Rentensystem in Österreich laut Experten abschneidet
Im Punkt Nachhaltigkeit bekam das Rentensystem in Österreich im Institute Global Pension Index 2023 die schlechtesten Werte von allen 47 untersuchten Staaten. Hier gehe es vor allem um die staatliche Seite, erklärte der Pressesprecher gegenüber Merkur.de von IPPEN.MEDIA. Verschuldung, Wirtschaftswachstum, aber auch Demografie zählen demnach in diese Kategorie. Dennoch sind ist die durchschnittliche Rente in Österreich um mehr als 400 Euro höher als in Deutschland, wie zuletzt aus einem Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags hervorging.
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch forderte daraufhin eine „Rentenreform nach Vorbild Österreichs“., wie er dem Deutschen Redaktionsnetzwerk (RND) sagte. Das ‚Geheimrezept‘ Österreichs sei eine faire Finanzierung, meinte der Linken-Politiker. „Dort zahlen alle Erwerbstätigen - zum Beispiel auch Abgeordnete und Beamte - in ein System ein und die Arbeitgeberseite sogar etwas mehr.“ Das ist zwar richtig, zeigt aber nur die halbe Wahrheit, wie eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts WSI ergab. Denn Österreicher bekommen nicht nur mehr Rente, sondern zahlen zuvor auch höhere Beiträge ein.
Drei-Säulen-Altersicherung vs. Ein-Säulen-System: Was sind die Unterschiede?
Die Riester-Reformen sorgten hierzulande dafür, dass Deutschland bei der Altersvorsorge zunehmend auch auf betriebliche oder private Zusatzvorsorge setzt. In diesem Fall ist von einem Drei-Säulen-System die Rede, wie die Plattform Ihre Vorsorge unter Bezugnahme auf die WSI-Studie beschreibt. Österreich hingegen habe das Ein-Säulen-System beibehalten, das „auch in Zukunft eine Lebensstandard sichernde Funktion ausüben“ soll.
Rentensystem Österreich: Höhere Beiträge, längere Wartezeiten, keine Steuerermäßigung
| Sozialversicherungszweig | Österreich | Deutschland |
| Rentenversicherung | 22,8 Prozent | 18,6 Prozent |
| Arbeitgeberbeitrag | 12,55 Prozent | 9,3 Prozent |
| Arbeitnehmerbeitrag | 10,25 Prozent | 9,3 Prozent |
| Krankenversicherung | 7,65 Prozent | 14,6 Prozent (plus evtl. Zusatzbeitrag) |
| Arbeitslosenversicherung | 6 Prozent | 2,6 Prozent |
| Angaben: ihre-vorsorge.de |
Das deutsche Rentensystem bietet beispielsweise auch Hausfrauen die Chance, nach der Erziehung von mindestens zwei Kindern Altersvorsorge zu beziehen. In Österreich hingegen müssten Versicherte mindestens 15 Jahre Wartezeit vorweisen, hieß es von den Experten der Initiative der Deutschen Rentenversicherung Ihre Vorsorge. Österreicher müssen zudem ihre gesamte Rente versteuern, in Deutschland gibt es noch eine Schonfrist: Je nach Renteneintritt gibt es hierzulande Steuerfreibeträge. Wer in diesem Jahr in Rente geht, zahlt beispielsweise nur auf 83 Prozent der Rente Steuern. Der Eingangssteuersatz in Österreich liegt bei 25 Prozent und damit höher als hierzulande und treffe damit auch Rentner, wie Ihre Vorsorge beschreibt.
Wie eine Umfrage jüngst ergab, wollen Menschen hierzulande sogar finanzielle Abschläge in Kauf nehmen, und dafür früher in Rente gehen. Auch hier sind Deutsche im Vergleich zu Österreich besser gestellt: Der Rentenabschlag beträgt bei einem vorzeitigen Rentenbeginn in Österreich 4,2 Prozent pro Jahr, in Deutschland hingegen nur 3,6 Prozent. Unter bestimmten Umständen ist hierzulande auch eine steuerfreie Zusatzrente möglich. Die Studienautoren von WSI betonen, dass eine „direkte Übertragung von sozialpolitischen Maßnahmen von einem Land auf ein anderes schwierig ist“. Dennoch sei ein besseres Alterssicherungssystem auch „ohne einen Systemwechsel möglich“, so das WSI-Fazit. Vielleicht lohnt auch der Blick auf einen anderen Nachbarn: Im Global Pension Index jedenfalls belegte das Rentensystem der Niederlande den ersten Platz, noch vor Island und Dänemark.