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Teures Wohnen

Wenn die Rente nicht reicht: Zahl der Rentner im Wohngeld verdoppelt sich – wegen Ampel-Gesetz

Immer mehr Menschen bekommen Zuschüsse, um sich Wohnen leisten zu können. Bei Rentnern ist der Anteil besonders hoch. Grund für den Anstieg ist ein Ampel-Gesetz.

Berlin – Wohnen wird in Deutschland immer teurer. Baukosten, Kaufpreise und Mieten sind in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen. Um sich das Leben noch leisten zu können, sind viele Menschen auf Hilfe vom Staat, etwa das Wohngeld, angewiesen. Neu veröffentlichte Zahlen zeigen nun, dass immer mehr Rentnerinnen und Rentner auf den Zuschuss zugreifen. Der Anstieg ist aber keine rein schlechte Nachricht. Denn: Die Bundesregierung hat die Hilfe bewusst ausgeweitet.

Doppelt so viele Rentner im Wohngeld

Über 615.000 Rentnerinnen und Rentner bezogen Ende 2023 Wohngeld. Das ergeben neue Zahlen des Statistischen Bundesamts, die die Bundesregierung veröffentlicht hat. Dem ging eine Anfrage der Linken im Bundestag voraus. Beides liegt IPPEN.MEDIA exklusiv vor. Im Vergleich zu den Vorjahren entspricht das einer Verdoppelung, teilweise sogar noch mehr.

Jahr (Stichtag 31.12.)Rentner mit WohngeldbezugDurchschn. Wohngeldanspruch (in €)
2012322.615114
2013273.058115
2014240.01572
2015185.21670
2016300.404109
2017278.034102
2018257.313100
2019230.60996
2020295.195122
2021293.285141
2022332.520145
2023615.440235

Das Wohngeld ist ein Zuschuss für Menschen mit geringem Einkommen, der jeweils zur Hälfte von Bund und Ländern getragen wird. Grund für den enormen Anstieg der Bezieherinnen und Bezieher ist eine 2023 eingeführte Ampel-Reform, nämlich das „Wohngeld Plus“. Durch das neue Gesetz haben im Vergleich zu den Vorjahren dreimal so viele Menschen Anspruch auf den Zuschuss. Außerdem ist die Höhe der Zuwendung im Schnitt um 55 Prozent gestiegen, bei Rentnerinnen und Rentnern sogar um 62. „Mit der Wohngeld-Plus-Reform wurde das Wohngeld 2023 wie noch nie zuvor erhöht“, heißt es von der Bundesregierung zur Linken-Anfrage. Insgesamt bezogen laut Bundesregierung Ende 2023 1,17 Millionen Haushalte Wohngeld. Umgerechnet sind das etwa 2,8 Prozent aller deutschen Haushalte.

Linke fordert sofortige Rentenerhöhung

Für Matthias W. Birkwald, dem Linken-Politiker, der die Anfrage stellte, ist der Anteil der Rentnerinnen und Rentner, die auf das Wohngeld angewiesen sind, zu hoch: „Es sind vor allem die alten Menschen, die immer öfter Wohngeld in Anspruch nehmen müssen. Denn von den 1,17 Millionen Haushalten, die Wohngeld beziehen, sind mehr als 615.000 Rentner-Haushalte. Das ist mehr als die Hälfte“, sagt Birkwald gegenüber IPPEN.MEDIA. Der renten- und alterssicherungspolitische Sprecher der Linken im Bundestag stellt fest, dass die Erweiterung des Wohngelds mehrheitlich von Rentnerinnen und Rentnern beantragt wurde und beklagt eine zu hohe Altersarmut. „Es ist nicht zu leugnen, dass die Rente für Viele nicht mehr zum Leben reicht. Sie reicht oft nicht zum Wohnen und sie reicht häufig nicht für die Pflege.“

Immer mehr Rentner beantragen Wohngeld. Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich die Zahl verdoppelt – was nicht nur schlecht ist.

Der Linkenpolitiker fordert deshalb eine sofortige Erhöhung der Renten um zehn Prozent und eine Stabilisierung des Rentenniveaus auf 53 Prozent. Die von der zerbrochenen Ampel-Koalition ursprünglich angedachte Reform des Rentenpaket II sah eine Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent vor. Durch den Bruch der Koalition dürfte das Vorhaben aber der Geschichte angehören.

Rentner nehmen Wohngeld aus Scham nicht an

Obwohl die Zahl der älteren Wohngeld-Bezieherinnen und Bezieher so stark gestiegen ist, ist unklar, wie viele Rentnerinnen und Rentner Anspruch auf den Zuschuss haben, ihn aber nicht beziehen. Dazu konnte die Bundesregierung dem Linken-Politiker Birkwald keine Zahlen nennen. „Dabei wurde schon 2019 untersucht, dass gerade alte Menschen Sozialleistungen oftmals aus Angst oder Scham nicht beantragen. Die Bundesregierung fängt jetzt erst an, die Nichtinanspruchnahme des Wohngeldes zu untersuchen – das ist zu spät.“

Rubriklistenbild: © IMAGO

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