Rote Zahlen
Hersteller in der E-Auto-Krise – nächstes hochpreisiges Modell als Rettungsanker?
Polestar baut elegante, sportliche Elektroautos. Das garantiert jedoch keinen Erfolg – die Marke kämpft mit finanziellen Problemen. Derweil kommt Premium-Stromer Nummer vier.
Göteborg/München – Polestar gehörte zu den ersten Marken, die vor wenigen Jahren aus dem Boom der E-Mobilität hervorgegangen sind. Ähnlich wie der insolvente Autobauer Fisker kommt jedoch auch die Premiummarke wirtschaftlich bis dato nicht auf einen grünen Zweig.
Die falsch kalkulierte Nachfrage nach teuren Elektroautos hat den schwedischen Hersteller tiefer in die roten Zahlen gedrückt. Der Nettoverlust weitete sich in der nun veröffentlichten Bilanz für das vergangene Jahr auf 1,17 US-Milliarden Dollar aus, nachdem man in dem Jahr zuvor „lediglich“ ein Minus von 481,5 Millionen verbuchen musste.
Polestar kämpft mit Absatz- und Umsatzproblemen
Polestar hatte die Veröffentlichung mehrerer Quartalsberichte verschoben und dies mit einer fehlerhaften Auswertung für die Jahre zuvor begründet. Dahingehend wurden für die Bilanz 2023 mehrere Kennzahlen berichtigt. Auch die Quartalsberichte für das laufende Jahr hat der E-Auto-Spezialist zeitversetzt bekannt gegeben.
Der Absatz von hochpreisigen Stromern blieb unter den Erwartungen: Im vergangenen Jahr hat Polestar 54.626 Einheiten abgesetzt und blieb damit hinter dem Ziel von 80.000 Einheiten zurück. Ursprünglichen Angaben zufolge beinhaltet das Wachstumsziel, dass 2025 weltweit mindestens 155.000 Fahrzeuge verkauft werden.
E-Autos aus China: Polestar reagiert auf Strafzölle der USA
Die zum chinesischen Geely-Konzern gehörende Marke hat aufgrund von Umsatzeinbußen und Preisnachlässen auch im ersten Quartal des Jahres einen hohen Verlust verzeichnet. Die Volvo-Schwester erklärte, dass ein Betriebsverlust von 231,7 Millionen US-Dollar verbucht wurde, verglichen mit 219,9 Mio. im Vorjahreszeitraum.
Der eingebrochene Umsatz von Polestar ist für die Krise hauptverantwortlich - er sank von 543,4 Mio. im vergangenen Jahr auf 345,3 Millionen Dollar. Auch die von den USA verhängten Strafzölle machen dem Elektroauto-Hersteller zu schaffen. Der Vorstand erklärte, ein Teil der Produktion in China werde deswegen in die USA und auch Südkorea verlagert.
Polestar plant die Wende - neues SUV-Coupé soll dabei helfen
Die Geschäftsführer zeigt sich jedoch optimistisch, dass die wirtschaftliche Zukunft besser aussieht: Laut Polestar-Chef Thomas Ingenlath erwartet das Unternehmen „eine starke Umsatzsteigerung im zweiten Quartal und man sei zuversichtlich hinsichtlich der Geschäftsentwicklung für die zweite Jahreshälfte.
Ein wichtiger Faktor soll dabei eine Modellneuheit einnehmen - der Polestar 4. Der Coupé-förmige Crossover ist gegen Mittelklasse-Modelle wie BMW i4 und Nio ET7 positioniert und kommt im Herbst 2024 zu Preisen ab 61.900 Euro in den Handel.
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Polestar 4 der schnellste Sprinter der Markenhistorie
Den fünfsitzigen Hatchback gibt es wahlweise mit Heck- oder Allradantrieb und einer 102 kWh (brutto) großen Batterie, die mit einer Ladeleistung bis zu 200 Kilowatt geladen werden kann. Den Antrieb übernimmt in der Basisversion eine E-Maschine mit 200 kW (272 PS), in der sportlicheren Variante montiert Polestar zwei Motoren, mit einer Leistung von 400 kW (544 PS). Dieser Polestar 4 wird mit 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h zum schnellsten Sprinter der Markenhistorie.
Zudem gibt es eine weitere Besonderheit: Zum ersten Mal bei einem Fahrzeug dieser Art haben die Schweden für mehr Kopffreiheit auf die Heckscheibe verzichtet. Damit die Fahrer trotzdem etwas sehen, gibt es eine Kamera und gegen das befremdliche Raumgefühl eine Ambientebeleuchtung, die sich bis in den hinteren Fahrzeugbereich erstreckt. (PF)
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