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Corona-Jahr gilt als verloren

Der Pisa-Schock und die Folgen: „Kostet uns 14 Billionen an Wirtschaftsleistung“

Noch nie haben die deutschen Schüler so schlecht in der Pisa-Studie abgeschnitten wie aktuell. Der Leiter des ifo Zentrums spricht von einem Billionenverlust.

Kassel – Die schlechten Pisa-Ergebnisse lassen einem Experten zufolge auch für die Zukunft der deutschen Wirtschaft Schlimmes erahnen: Bildungsökonom Ludger Wößmann warnt vor den Folgen einer verfehlten Bildungspolitik. „Der Leistungsrückgang deutscher Schülerinnen und Schüler bei PISA gibt Anlass zu größter Sorge. Gute Bildung ist die wichtigste Basis für unseren Wohlstand“, äußerte der Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik in einer Mitteilung.

Pisa-Studie: „Die Bildungskrise ist unser größtes Standortrisiko“

„Die Bildungskrise ist unser größtes Standortrisiko“, hatte Wößmann bereits vor der Bekanntgabe der Ergebnisse in der Wirtschaftswoche geäußert: „Denn wie produktiv sich Kinder und Jugendliche später in die Gesellschaft einbringen können, hängt ganz wesentlich von ihrer Bildungsleistung ab.“

Ernüchternde Ergebnisse für Deutschland: Der Pisa-Trend geht deutlich nach unten – und das in allen Bereichen.

Am Dienstagvormittag (5. Dezember 2023) wurden die neuen Ergebnisse der Schulleistungsuntersuchung Pisa veröffentlicht. Die deutschen Schülerinnen und Schüler haben in der internationalen Leistungsstudie im Jahr 2022 so schlecht abgeschnitten wie noch nie zuvor. Dies betrifft elementares Wissen: Sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften handle es sich um die niedrigsten Werte, die für Deutschland jemals im Rahmen von Pisa gemessen wurden. Doch nicht nur hierzulande, auch international sei die durchschnittliche Leistung drastisch gesunken, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag in Berlin mit. Es ist das erste Pisa-Zeugnis seit der Corona-Pandemie.

Pisa-Schock: „Kostet Deutschland langfristig rund 14 Billionen Euro an Wirtschaftsleistung“

Auch mit Blick auf den Arbeits- und Fachkräftemangel könne sich Deutschland laut Wößmann die Bildungskrise nicht weiter leisten. Unter Menschen mit akademischem Abschluss oder Berufsausbildung seien zwei bis drei Prozent arbeitslos, unter solchen ohne Abschluss aber 20 Prozent. Die Bildung sei also der beste Ansatzpunkt. „Ohne Frage brauchen wir auch Fachkräfteeinwanderung“, mahnte Wößmann gegenüber dem Medium. „Aber das Wichtigste wäre doch, diejenigen für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren, die schon da sind.“

Wößmann analysierte das Statement des Instituts die Pisa-Ergebnisse konkreter: „In Mathematik und Lesen liegen die Leistungen der 15-Jährigen ein ganzes Schuljahr hinter dem zurück, wo sie noch vor vier Jahren standen. Einen derartigen Rückgang der Bildungsergebnisse hat es noch nie gegeben.“ Die Leistungen seien inzwischen sogar unter jene gefallen, die vor gut 20 Jahren den ersten Pisa-Schock ausgelöst hätten. „Der Rückgang von 25 Pisa-Punkten, wie wir ihn gerade in Mathematik gesehen haben, kostet Deutschland langfristig rund 14 Billionen Euro an Wirtschaftsleistung bis zum Ende des Jahrhunderts.“

Pisa-Schock für Deutschland: Lehrermangel darf sich nicht verschärfen

Nach Wößmanns Einschätzung in der Wirtschaftswoche dürfe sich inbesondere der Lehrermangel nicht noch weiter verschärfen. „Nicht zuletzt durch die Migrationszuflüsse wird der Bedarf an Lehrkräften noch größer.“ In erster Linie müssten die Länder mehr Lehrkräfte ausbilden, forderte er. Denkbar seien auch Zulagen, „um mehr Lehrkräfte an Schulen in Brennpunkten zu bringen“. Als Gesellschaft müsse Deutschland einen größeren Schwerpunkt auf die Lernergebnisse legen.

Es müsse sichergestellt werden, „dass alle Kinder und Jugendlichen die benötigten Basisfähigkeiten vermittelt bekommen.“ Wößmann forderte Vorrang für diese Verbesserung in Politik, Bildungsverwaltung, Schulen und Familien. Die Grundkompetenzen, die Pisa messe, seien die Basis für die späteren Einkommensmöglichkeiten der heutigen Schüler*innen und damit für die Entwicklung der gesamten Volkswirtschaft. Dies belege die Wirtschaftsforschung. (cgsc mit dpa und afp)

Rubriklistenbild: © Marijan Murat/dpa

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