„Elon hat es geschafft, den Wert zu zerstören“
„Noch nie hat eine Marke so schnell so viel Wert verloren“ – Teslas Fall füllt die Taschen der Shortseller
Tesla hat einen drastischen Wertverlust erlitten. In Deutschland sind die Verkaufszahlen eingebrochen. Shortseller verdienen Milliarden an Elon Musks Misserfolg.
Washington – Seien es Berichte über fehlende Krankengeld-Zahlungen in Deutschland, eine drohende Korruptions-Untersuchung in den USA, Proteste vor Tesla-Fabriken oder gar gewalttätige Übergriffe auf Tesla-Fahrzeuge selbst: Es läuft derzeit nicht gut für den Autokonzern des Milliardärs Elon Musk. Aus den Reihen der Investoren wurden bereits Rufe nach Musks Rücktritt laut. An der Wall Street gibt es jedoch Profiteure, die sich am Fall des Autogiganten eine goldene Nase verdienen.
„Noch nie hat eine Marke so viel Wert verloren“ – Shortseller verdienen Milliarden an Tesla-Niedergang
Innerhalb von nur drei Monaten haben Hedgefonds-Leerverkäufer mit Wetten gegen den US-Autokonzern Tesla rund 16,2 Milliarden US-Dollar verdient. Der Wert von Tesla-Aktien hatte sich innerhalb dieser Zeit knapp halbiert. Händler, die von fallenden Aktienkursen profitieren wollten, haben laut Datenanbieter S3 Partners seit dem Schlusskurs am 17. Dezember Buchgewinne angehäuft. Teslas Marktwert ist im gleichen Zeitraum um mehr als 700 Milliarden Dollar eingebrochen, was Musks Nettovermögen um mehr als 100 Milliarden Dollar schmälerte.
Zuletzt hatten die öffentlichen Interventionen des Tesla-Chefs in die europäische Politik, darunter seine Unterstützung rechtsextremer Parteien, zu sinkenden Autoverkäufen beigetragen. Auch die drastischen Kürzungen der Staatsausgaben, die er als Leiter des sogenannten Departments of Government Effiency (DOGE) vornimmt, haben Gegenreaktionen ausgelöst.
„Tesla hatte einen sehr hohen Markenwert, und Elon hat es geschafft, ihn völlig zu zerstören“, zitierte die Financial Times Per Lekander, den geschäftsführenden Gesellschafter des 1,5-Milliarden-Dollar-Hedgefonds Clean Energy Transition, der vor einigen Jahren erstmals auf fallende Tesla-Kurse gesetzt hatte. JPMorgan senkte letzte Woche sein Tesla-Kursziel zum Jahresende von 135 auf 120 US-Dollar und schrieb in einer Mitteilung: „Wir können uns in der Geschichte der Automobilindustrie kaum etwas Vergleichbares vorstellen, wo eine Marke so schnell so viel Wert verloren hat.“
DOGE und Wahlkampfeinmischung – Tesla-Chef Musk erregt internationalen Unmut
Neben der Einmischung in fremde Wahlkämpfe hatte Elon Musk auch durch seine neu gegründete Institution DOGE für jede Menge Chaos in den USA gesorgt. Seine Mitarbeiter entkernen offizielle US-Behörden und sollen sich Berichten zufolge teilweise illegal Zugang zu sensiblen Daten verschafft haben. Das hatte international Aufsehen erregt. In Deutschland wiederum ziehen immer weniger Autokäufer bei der Entscheidung einen Tesla in Betracht.
Das hatten aktuelle Zahlen des dänischen Marktforschungsinstituts Caliber gezeigt, die vorab dem Handelsblatt vorlagen. Schon seit Sommer haben die Verkaufszahlen für Tesla in Deutschland massiv abgenommen. Das korreliert in etwa mit den ersten Äußerungen Musks, dass er sich im US-Wahlkampf an die Seite der Republikaner stellen wird.
Im Detail sieht das so aus: August 2024 hatten noch 31 Prozent der deutschen Autokäufer zumindest über einen Tesla nachgedacht. Zum Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump waren es nurmehr 16 Prozent. Die Verkaufszahlen waren zwischen Januar 2024 und Januar 205 deutlich zurückgegangen. Einer der Tesla-Investoren hatte bereits Musks Rücktritt gefordert.
EU geht gegen Shortseller vor – aber es bleiben Schlupflöcher
Sogenannte Leerverkäufer (auch Shortseller genannt) verkaufen Sicherheiten, die ihnen zum Zeitpunkt der Kaufvereinbarung nicht gehören. Diese können sie zum Beispiel geliehen haben. Dann hoffen sie, dass der Preis dieser Sicherheiten sinkt, damit sie diese später zu einem günstigeren Preis zurückkaufen und dann zurückgeben können. Wenn der Wert dieser Sicherheiten (in diesem Falle Tesla-Aktien) in einem ausreichenden Maße sinkt, behalten sie die Differenz als Gewinn.
Leerverkäufe können wirtschaftliche Vorteile schaffen, zum Beispiel eine höhere Marktliquidität. Die Europäische Kommission warnt jedoch vor diversen Risiken. Zum Beispiel können sich negative Preisspiralen entwickeln, Transparenzmängel können zu Risiken in der finanziellen Stabilität führen und auch die Integrität des Marktes kann auf dem Spiel stehen.
In der EU haben viele Länder nach der Finanzkrise von 2008 Anstrengungen unternommen, um Leerverkäufe zu unterbinden. Das hat jedoch aufgrund der fehlenden Koordinierung zwischen den Ländern zu Lücken geführt, die willige Trader ausnutzen können.
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