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Schwache Wirtschaft

VW und Co. in der Krise: „Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“

Mit lautstarken Protesten empfängt die Belegschaft Thomas Schäfer, Markenvorstand Volkswagen, im Volkswagen Werk in Zwickau.
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Symbolfoto des deutschen Wirtschaftsproblems: VW mit Markenvorstand Thomas Schäfer ist zum Sparkurs gezwungen und kündigt alte Jobgarantien mit der Gewerkschaft auf.

Renommierte Konzerne wie VW und BASF müssen sparen. Laut Ökonom Brooks das Signal, dass das deutsche Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert.

München – Volkswagen steckt wegen geringeren Absatzzahlen und größerer Konkurrenz aus Asien in der Krise und muss jahrzehntealte Jobgarantien aufgeben, Thyssenkrupps Stahlsparte ist nach dem Teilverkauf im Umbruch und BASF schließt mehrere Anlagen im Stammwerk in Ludwigshafen, die Konjunktur schwächelt: Schlechte Meldungen über Traditionsunternehmen und wichtige Säulen der deutschen Wirtschaft häufen sich. Eine Ursache? Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr.

Das sagt zumindest Robin Brooks, Analyst aus den USA, der unter anderem Chefökonom des Institute of International Finance, Stratege bei Goldman Sachs und Mitarbeiter beim Internationalen Währungsfonds (IWF) war. „Das deutsche Geschäftsmodell, auf den globalen Export zu setzen und immer höhere Leistungsbilanzüberschüsse anzuhäufen, funktioniert nicht mehr“, sagte Brooks dem Spiegel.

Sinkende Nachfrage: Deutsches Geschäftsmodell als Exportnation funktioniert nicht mehr – laut Ökonom

Schon vor den beiden großen Krisen der letzten fünf Jahre, der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg, hatte die deutsche Wirtschaft nach Ansicht des US-Ökonoms mit „strukturellen Schwächen“ zu kämpfen. Unternehmen hätten das lange kaschieren können, indem sie sich mit sinkenden Margen abfanden. Das sei nun vorbei. „Mangelnde Profitabilität ist längst nicht nur in der Autobranche ein Problem, sondern macht vielen Unternehmen in der Bundesrepublik zu schaffen“, erklärte Brooks im Spiegel-Interview.

Als Ursachen sieht der Experte die sinkende globale Nachfrage nach deutschen Exportgütern wie Autos. Zudem habe „die Politik ihre Hausausfgaben nicht gemacht“, erklärte Brooks. „Ob es um die Transformation zur E-Mobilität, die Einwanderungspolitik oder die hohe Staatsverschuldung in der Eurozone geht: Überall hat die Politik wichtige Entscheidungen auf die lange Bank geschoben.“ Statt Probleme anzugehen, habe Deutschland die Lösung vertagt. „Das rächt sich jetzt“, sagte der Ökonom.

Deutsche Wirtschaft wiederholt Fehler: Abhängigkeit von China als autoritärer Nation

Dabei sei die deutsche Wirtschaft „drauf und dran, den Fehler zu wiederholen, der ihr schon bei den Beziehungen zu Russland zum Verhängnis geworden ist“, sagte Brooks. Es sei fahrlässig gewesen, sich von günstigem russischen Öl und Gas abhängig zu machen, obwohl ein autokratisches Regime davon profitierte. Der Ökonom warf deshalb mit Blick auf die Zusammenarbeit mit China die Frage auf: „Wie kann es sein, dass der chinesische Markt eine so bedeutende Rolle für deutsche Unternehmen einnimmt?“

China ist einer von Deutschlands wichtigsten Handelspartnern. Laut Statistischem Bundesamt war es das 2023 im achten Jahr in Folge. Im vergangenen Jahr haben beide Staaten Waren im Wert von 254,5 Milliarden Euro gehandelt. Auf Rang zwei liegen die USA – mit einem Warenverkehr in Höhe von 252,6 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2024 hatte China den Status beim Handel mit Deutschland jedoch eingebüßt.

„Man braucht keinen komplizierten Masterplan, um die Abhängigkeit von China zu verringern“, sagte Brooks trotzdem „Sowas kann man per Telefon klären.“ Bundeskanzler Olaf Scholz müsste den Konzernchefs „einfach klarmachen, dass das politisch nicht gewollt ist“. Die Bundesregierung habe das Problem jedoch „überhaupt nicht“ im Griff. Das Problem werde „merkwürdigerweise kaum diskutiert“, sagte der Ökonom dem Spiegel.

Auch Staatsschulden in der EU machen deutscher Wirtschaft zu schaffen

Laut dem US-Experten spielt auch die Verschuldung in der Eurozone eine Rolle. „Die deutsche Leistungsbilanz sähe viel besser aus, wenn Länder wie Italien oder Spanien nicht so hohe Defizite angehäuft hätten und es eine echte europäische Fiskalunion gäbe“, sagte Brooks. „Dann wäre die Nachfrage nach deutschen Produkten in der EU viel höher.“

Brooks frühere Kollegen vom Internationalen Währungsfonds (IWF) sehen zudem strukturelle Faktoren als eine Belastung der deutschen Wirtschaft. Das eine ist der Fachkräftemangel. Das andere Problem seien „unzureichende Investitionen“. Dazu haben die Forschenden im Bericht aus dem Frühjahr eine Reform der Schuldenbremse empfohlen.

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