Gründung 1946
Millionenschulden: Kult-Hersteller nach 78 Jahren insolvent
Jeder kennt sie, fast alle haben eine: Eine Frischhaltedose von Tupperware. Nun meldete das Unternehmen Insolvenz an.
Update vom 18. September, 8:30 Uhr: Seit Tagen kursieren die Gerüchte, jetzt steht es aber fest: Die US-Firma Tupperware ist insolvent. Das Unternehmen mit Sitz in Orlando, Florida, hat in den USA Insolvenz angemeldet. Das meldete die Nachrichtenagentur Reuters.
Tupperware ist insolvent: Gerüchte gab es schon länger
Erstmeldung vom 17. September, 09:30 Uhr: Orlando – Die Frischhaltedosen des Kult-Herstellers Tupperware finden sich in fast jedem deutschen Haushalt. Doch nun steht das Unternehmen offenbar kurz vor der Insolvenz. Die US-Firma mit Sitz in Orlando, Florida, könnte noch in dieser Woche Gläubigerschutz beantragen, berichtete die Agentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Die Vorbereitungen für den Insolvenzantrag folgten langwierigen Verhandlungen zwischen Tupperware und seinen Kreditgebern über den Umgang mit Schulden in Höhe von mehr als 700 Millionen Dollar, hieß es in dem Bericht. Tupperware reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage von Reuters zur Stellungnahme.
Kult-Hersteller insolvent: Tupperware offenbar in finanziellen Schwierigkeiten
Das 1946 gegründete Unternehmen wurde in den 1950er Jahren durch „Tupperware-Partys“ populär – auch und vor allem in Deutschland, das zeitweise Tupperwares größter Markt war. Doch die goldenen Zeiten sind vorbei: Die Firma kämpft seit geraumer Zeit mit finanziellen Schwierigkeiten.
Trotz eines kurzen Aufschwungs während der Corona-Pandemie gingen die Umsätze in den letzten Quartalen zurück. Bereits im März hatte das Unternehmen vor Liquiditätsproblemen gewarnt und Zweifel am Fortbestand geäußert. Im Juni seien Pläne ans Licht gekommen, die einzige US-Fabrik zu schließen, berichtet der Spiegel.
Tupperware in der Krise: Aktie stürzt ab
Die Aktie des Unternehmens brach nach Bekanntwerden der Nachricht im nachbörslichen Handel um 15,8 Prozent ein, nachdem sie im regulären Handel bereits um 57 Prozent gefallen war. Nachbörslich verbilligt sich der Kurs auf etwa 0,47 Dollar noch weiter, berichtet Der Aktionär.
Die Nachricht über eine mögliche Insolvenz reiht sich in einen Trend ein, der seit Jahresbeginn vor allem in Deutschland deutlich spürbar ist. Laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg, die IPPEN.MEDIA vorliegt, stieg die Zahl der Großinsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum an. Auch international läuft es nicht unbedingt besser. Selbst ein bekanntes Motorsport-Imperium ist insolvent und hat über eine Milliarde Schulden.
Drohende Insolvenz kein Einzelfall in Deutschland: „Rettung gestaltet sich zunehmend komplexer“
„Die Rettung von Unternehmen aus der Insolvenz gestaltet sich zunehmend komplexer. Hohe Zinsen machen den Erwerb insolventer Firmen teurer oder unattraktiv. Ferner schrecken unsichere Umsätze aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage potenzielle Investoren ab“, erklärt Experte Jonas Eckhardt, Partner der Unternehmensberatung Falkensteg.
Eckhardt prognostiziert, dass dieser Trend langfristig anhalten und es so zu weiteren Insolvenzen wie beispielsweise bei einem weiteren deutschen Autozulieferer, einer insolventen Immobiliengruppe, einem 200 Jahre alten Traditionsunternehmen oder einem der „größten Ofenbaubetriebe in Deutschland“ kommen wird: „Viele Unternehmen müssen sich wandeln, um in der Dynamik des internationalen Handels bestehen zu können.“ (lma mit Reuters)
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