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Nachfolger steht schon fest

„Jetzt ist es wirklich das letzte Mal“ – GDL-Chef Weselsky macht nach Bahn-Tarifrunde Schluss

Claus Weselsky bei einer Pressekonferenz.
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Claus Weselsky ist seit 2008 Vorsitzender der Lokführergewerkschaft GDL (Archivbild).

Als Kopf der Gewerkschaft GDL polarisiert Claus Weselsky seit Jahren. 2024 macht der Gewerkschafter Schluss. Doch vorher will er sich erneut behaupten.

Köln – „Scharfmacher“, „Einheizer“ oder „Hardliner“. Claus Weselsky wurde schon vieles genannt. Seit 2008 ist Weselsky Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Und für viele Pendler in Deutschland steht sein Name vor allem für eines: Bahnstreiks. Der 64-Jährige ist für seine harte Verhandlungsführung bei Tarifrunden mit der Deutschen Bahn bekannt geworden. Das wird er auch in diesem Herbst und Winter nochmal unter Beweis stellen wollen – zum letzten Mal, wie Weselsky im Interview mit Ippen.Media sagt. 2024 macht er als GDL-Chef Schluss.

Claus Weselsky macht 2024 als GDL-Chef Schluss

„Ich bin sicher, dass es zum Start dieser Tarifrunde in den Medien wieder heißen wird: Das ist Weselskys letzte Runde und jetzt will er sich nochmal profilieren. Das wäre dann das dritte Mal, wo man mir das anhängt. Aber diesmal kann ich sagen: Jetzt ist es wirklich das letzte Mal, weil ich im September 2024 bei unserem Gewerkschaftstag nicht mehr kandidieren werde“, erklärt Weselsky. Sein Nachfolger steht schon bereit. Mario Reiß, einer von drei Stellvertretern Weselskys, soll den Posten des GDL-Chefs übernehmen. Sie arbeiten bereits seit Juli 2022 parallel, so Weselsky. „Wir trainieren uns quasi gegenseitig, wie man eine Gewerkschaft führt.“

2015 ging nicht spurlos an Weselsky vorüber

Weselsky hat über die Jahre sehr viel ausgeteilt, besonders gegen Vorstände der Bahn, aber auch vieles einstecken müssen. „Ich habe schon einiges an Stürmen überstanden“, sagt der Gewerkschaftsführer. So auch 2014 und 2015. Damals zogen sich die Tarifverhandlungen zwischen Bahn und GDL über rund ein Jahr. Insgesamt neun Mal streikte die GDL damals, legte den Bahnverkehr in Deutschland mehrfach lahm. Weselsky wurde in den Medien als der „aktuell wohl meistgehasste Deutsche“ bezeichnet.

Das ging auch an ihm nicht spurlos vorüber. „2015 bin ich nach der großen Auseinandersetzung für drei Wochen zu einer Ayurveda-Kur nach Sri Lanka geflogen, weil ich tatsächlich gesundheitlich angegriffen war“, erinnert sich der Sachse. Mittlerweile habe er aber gelernt, besser damit umzugehen. „Man kann nicht nur Vorsitzender sein, wenn die Sonne scheint, sondern muss auch auf der Brücke stehen, wenn es stürmt und regnet.“

Zur Person:

Claus Weselsky wurde am 18. Februar 1959 in Dresden geboren. Der ausgebildete Lokführer ist seit 1990 Mitglied und seit 2008 Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Er wurde vor allem durch rigoroses Auftreten und Streiks im Rahmen von Tarifverhandlungen mit der Bahn in den vergangenen Jahren deutschlandweit bekannt. Weselsky ist seit 2007 CDU-Mitglied.

Weselsky hat Verständnis für frustrierte Pendler

Dass die Pendler bei Streikwellen sauer reagieren, kann der GDL-Chef verstehen. „Absolut. Wir entziehen den Menschen damit ja ihr Verkehrsmittel. Das kommt zwar mit Ansage und Ankündigung, aber trotzdem fällt dann ihr Transport weg, den sie sonst gegen Entgelt bekommen. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Leute Verständnis zeigen, wenn man mit ihnen redet und erklärt, warum die Kolleginnen und Kollegen streiken.“

Neue Streiks könnte es in den nächsten Monaten dann auch wieder geben. Denn die nächste Tarifrunde zwischen Bahn und GDL soll nach Ende der Friedenspflicht (31. Oktober 2023) beginnen. Und schon im Vorfeld gibt es ordentlich Zündstoff. Die GDL fordert neben mehr Geld auch eine Senkung der Wochenarbeitszeit für alle Schichtarbeiter. „Die Forderung [...] wird von allen anderen Beteiligten als völlig falscher Weg bezeichnet und abgelehnt. Daher gehe ich davon aus, dass die Tarifrunde 2023 etwas anstrengender wird“, so Weselsky.

„Ich bin auch handwerklich und im Garten gut unterwegs“

Er wird trotzdem versuchen, das bestmögliche Ergebnis für die rund 40.000 Mitglieder in der GDL herauszuschlagen. Ein letztes Mal. Auch, wenn das wieder Streiks bedeutet, die Millionen von Pendlern betreffen. Nach der Zeit als GDL-Chef soll es ruhiger für Weselsky werden, auch wenn er nicht alle offiziellen Funktionen aufgeben wird.

„Ich bleibe stellvertretender Bundesvorsitzender beim Dachverband dbb und werde das auch noch eine Weile weitermachen. Ansonsten stelle ich gerne mein Wissen zur Verfügung. Aber es gibt auch noch viele andere schöne Dinge im Leben und ich habe noch viel zu tun. Ich bin auch handwerklich und im Garten wirklich gut unterwegs und daher werde ich mich dem stärker widmen können, was ich in den vergangenen Jahren etwas vernachlässigt habe“, sagt der 64-Jährige. (bs)

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