Technologie
Künstliche Intelligenz erklärt: Das sind die Chancen und Risiken
KI-Themen dominieren seit Monaten die öffentliche Debatte. Aber was ist eigentlich künstliche Intelligenz und welche Risiken und Chancen bringt sie für die Zukunft?
München – Alle sprechen über künstliche Intelligenz (KI). Aber was ist das eigentlich genau? Und welche Chancen und Risiken birgt KI für die Zukunft? Hier geben wir einen Überblick über wichtige Fragen und Antworten.
Was ist Künstliche Intelligenz?
Künstliche Intelligenz ist ein Teilbereich der Informatik. Sie umschreibt die Möglichkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten nachzuahmen. Dazu zählen bisher: Denken, Lernen, Planen und kreative Prozesse ausüben. KI ist dabei in der Lage, aus früheren Handlungen Muster zu erkennen und ihr Handeln selbständig an neue Umstände anzupassen.
Wo wird KI heute schon benutzt?
Künstliche Intelligenz ist bereits in vielen Alltagsgegenständen, die wir heute nutzen, verbaut. Ob der Sprachassistent im Handy, der Spamfilter im E-Mail-Programm oder die ersten Versuche für autonom fahrende Autos: KI ist bereits ein großer Teil unseres Lebens.
Wieso bekommt das Thema KI auf einmal so viel Aufmerksamkeit?
Zuletzt nahm die Aufmerksamkeit für das Thema KI zu. Ein Grund dafür wird der Chatbot ChatGPT sein. Die Entwicklerfirma OpenAI stellte ihn vergangenen Dezember kostenlos zur Verfügung und die Nutzerzahlen stiegen rasant an. ChatGPT basiert auf Deep Learning. Hierbei wird das Sprachmodell mit einer riesigen Masse an Daten gefüttert und soll dann „eigentlich nur das nächste Wort vorhersagen“, sagte Hinrich Schütze, Professor für Computerlinguistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München der WirtschaftsWoche: „Wenn man dies gut beherrschen will, erfordert dies Faktenwissen und Sprachverständnis.“
Was sind die Pläne für KI?
Die großen Technologie-Konzerne haben schon sehr fortgeschrittene Pläne: Nachdem Microsoft in die ChatGPT Entwickler investiert hatte, kündigte es an, bald einen KI-Copiloten in ihre Office-Programme zu integrieren. Die eigene Suchmaschine Bing wurde bereits mit KI ausgerüstet und soll nun Google Konkurrenz machen. Google zog nach und kündigte an immer mehr auf künstliche Intelligenz zu setzen und einen ChatGPT Konkurrenten Bard zu veröffentlichen.
In Deutschland plant bereits jedes sechste Unternehmen (17 Prozent) den Einsatz von Anwendungen mit Funktionen Künstlicher Intelligenz. Weitere 23 Prozent haben keine konkreten Planungen, können sich die Nutzung aber durchaus vorstellen, ergab eine Umfrage des Digitalverband Bitkom. KI-Tools könnten beispielsweise für teil-automatisierte Chats mit Kunden eingesetzt werden. Die Systeme sind auch in der Lage, längere Texte zu kürzen oder auf der Basis von einigen Stichwörtern die Ergebnisse einer Besprechung zusammenzufassen. ChatGPT und Bard können aber auch Programmcodes produzieren.
Generell eröffne KI neue Wachstumsmöglichkeiten für die Wirtschaft, sagte Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier Merkur.de von IPPEN.MEDIA: „Ich hoffe inständig, dass wir Deutschen auf diese Technologie aufspringen und die Chance ergreifen, statt wieder hinterherzuhecheln, wie es uns bei der Automobilindustrie oder den erneuerbaren Energien passiert ist.“ Malmendier sieht KI als Werkzeug, das Angestellten die Arbeit vereinfachen kann: „KI kann die Menschen bei gewissen Arbeiten unterstützen, gerade beim Checken und Abhaken von bestehendem Wissen, etwa in der Medizin oder Labor-Technik, in der Chemie oder bei der Qualitätskontrolle in der Automobilindustrie. Da können wir diese Technik nutzen und die frei werdenden Kapazitäten auf innovative Fragestellungen konzentrieren.“
Welche Risiken birgt Künstliche Intelligenz?
Experten warnten im April im Bundestag vor Risiken von Sprachmodellen wie ChatGPT. Sie gingen davon aus, dass die Technologie stärkere Umbrüche auslösen könnte, als zuvor die Einführung von Internet und Smartphone. Die Kieler Wirtschaftsinformatikerin Doris Weßels sprach von einer „Disruption“, die das Bildungssystem in den Grundfesten erschüttere. Risiken und Gefahren, die die Experten sahen:
- Chat-Roboter, die menschenähnlich kommunizieren, werden dazu missbraucht, Menschen politisch zu manipulieren.
- Die Verbreitung von Falschinformationen beschleunigt sich und es kommt zur Störung grundlegender Informations- und Kommunikationsprozesse in der Demokratie.
- Menschen werden im Unklaren darüber gelassen, dass sie mit einer Maschine kommunizieren, etwa wenn sie sich mit einem Problem an einen Hotline-Chat wenden.
- In der Bildung vertieft sich die Spaltung: Top-Schüler und Studenten lernen, kompetent mit der Technologie umzugehen, andere werden weiter abgehängt. Auch Lehrkräfte könnten bei der rasanten Entwicklung nicht mehr hinterherkommen und es nicht schaffen, einen sinnvollen aber kritischen Umgang mit der Technologie zu vermitteln.
Eine Studie der US-Bank Goldman Sachs besagt, dass weltweit 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätze durch KI ersetzt werden könnten. In den Vereinigten Staaten und Europa könnten bis zu einem Viertel aller Arbeiten vollständig von KI übernommen werden, schätzt die Bank.
In den USA gab es bereits die ersten Betrugsfälle, in denen Betrüger KI nutzten. Betrüger nutzten einen KI-Stimmsimulator, um von ihren Opfern Geld zu erpressen.
Ein Foto von einer Explosion im Gebäude des amerikanischen Verteidigungsministeriums ließ den amerikanischen Aktienindex für kurze Zeit abstürzen. Erst nach dem sich herausstellte, dass es sich um ein KI-generiertes Bild handelte, erholte er sich wieder. (mit Material der dpa)
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