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Vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich

Krise bei Thyssenkrupp: Sigmar Gabriel gibt auf – Habeck alarmiert

Aufsichtsratssitzung bei Thyssenkrupp Steel Europe
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Die Krise beim Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel hat jetzt auch personelle Konsequenzen: Drei Vorstände und vier Aufsichtsräte werfen hin.

Die Kontroverse um die schwächelnde Stahltochter von Thyssenkrupp hat einen neuen Gipfel erreicht: Der Chef des Aufsichtsrats, Sigmar Gabriel, zieht sich zurück – und übt heftige Kritik.

Düsseldorf – Der Streit beim Krisen-Konzern Thyssenkrupp ist nun endgültig eskaliert: Der Chef des Aufsichtsrats der Stahltochter, Sigmar Gabriel, kündigte am Donnerstag seinen Rücktritt an. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Konzern-Chef Miguel Lopez und dem Konzern-Aufsichtsratschef, Siegfried Russwurm, sei nicht mehr möglich, sagte der ehemalige SPD-Spitzenpolitiker und Ex-Vizekanzler Gabriel am Donnerstagabend.

Weitere drei Mitglieder des Aufsichtsrats wollten ebenfalls abtreten. Auch Stahl-Chef Bernhard Osburg und weitere Mitglieder des Stahl-Vorstands würden ihre Posten niederlegen. Lopez hatte im Streit um die Zukunft der Stahlsparte Osburg öffentlich kritisiert.

Sigmar Gabriel schmeißt bei Thyssenkrupp hin: Streit um Stahltochter

Es sei offenbar das Ziel Lopez‘ gewesen, den Vorstand zur Aufgabe zu bewegen, erklärte Gabriel. „Und dies, obwohl der Vorstand der Thyssenkrupp Steel Europe AG die Interessen des Stahlunternehmens engagiert wahrgenommen und sich gegen, aus seiner Sicht, nicht vertretbare Einflüsse auf seine Arbeit mit Erfolg gewehrt hat.“ Auf die Frage, ob Lopez angesichts des Scherbenhaufens entlassen werden sollte, entgegnete Gabriel: „Wie soll Siegfried Russwurm den rausschmeißen, den er selber geholt hat.“

Der wehrt sich: „Dem Management von Thyssenkrupp Steel ist es trotz aller anerkennenswerter Anstrengungen nicht nur in den vergangenen Monaten, sondern seit Jahren nicht gelungen, erfolgreich Antworten auf die strukturellen Herausforderungen des Stahlgeschäfts und seine betriebswirtschaftlichen Schwierigkeiten zu geben“, erklärte Russwurm am Donnerstagabend in einer Mitteilung. Der Manager ist auch Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).

Konzern-Chef Lopez will die Produktionskapazitäten wegen der schwachen Nachfrage reduzieren und das Stahlgeschäft in ein 50:50-Joint Venture mit der Energieholding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky auslagern. Die Arbeitnehmervertreter befürchten den Verlust Tausender Jobs. Lopez streitet auch mit Stahlchef Osburg über die Höhe der Mitgift, die der Mutterkonzern der Tochter auf die Reise in die Eigenständigkeit geben soll. Stahl-Aufsichtsratschef Gabriel hatte jüngst erklärt, die Sparte sehe einen Finanzierungsbedarf, der um rund 1,3 Milliarden Euro über dem liege, was der Konzern biete.

Habeck über Eskalation bei Thyssenkrupp beunruhigt: „Kein guter Zustand“

Nach der Eskalation bei Thyssenkrupp um die Zukunft der Stahlsparte hat sich auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) beunruhigt gezeigt. „Die Situation bei Thyssenkrupp hat sich auf allen Seiten sehr unversöhnlich zugespitzt“, sagte Habeck am Freitag der Rheinischen Post aus Düsseldorf. „Das ist kein guter Zustand.“

Der Minister sagte der Zeitung weiter, alle Beteiligten „tragen große Verantwortung für die Mitarbeitenden und die Standorte des Traditionsunternehmens und auch für den Stahlstandort Deutschland insgesamt“. Sie müssten deshalb dafür sorgen, „dass das Unternehmen jetzt schnell in ruhiges und stabiles Fahrwasser kommt“. Voraussetzung dafür sei nicht zuletzt ein „vernünftiges und konstruktives Miteinander von Arbeitgeber- und -nehmerseite“. 

Stahl-Chef Osburg: „Wir waren mit unserer Arbeit nicht fertig“

Stahl-Chef Osburg selbst hat in einem internen Schreiben an die Mitarbeiter die Entwicklung bedauert. „Wir waren mit unserer Arbeit nicht fertig und hatten sehr konkrete und belastbare Ideen, wie wir den gemeinsamen und messbar erfolgreichen Weg der vergangenen Jahre fortgesetzt und das Unternehmen in eine wirtschaftlich unabhängige Zukunft geführt hätten“, hieß es in einer der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vorliegenden „Persönlichen Abschiedsbotschaft“.

Die Ereignisse der letzten Tage seien für alle eine große Belastung gewesen, betonte Osburg. „Wir werden fortan nicht mehr die Zukunft dieses Unternehmens mitgestalten dürfen.“ Der Manager warb dafür, das verbliebene Team zu unterstützen. „In diesen sehr schwierigen Zeiten und bei der Dimension der Aufgaben braucht es vor allem anderen Vertrauen, Respekt und den Zusammenhalt aller Beteiligten, um die großen Herausforderungen zu meistern.“ (lma/Reuters/AFP/dpa)

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