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Ukraine-Krieg

Trotz russischer Raketen – Deutsche Unternehmen investieren weiter in die Ukraine

Wie geht es deutschen Unternehmen in der Ukraine? Das hat jetzt die Beratungsfirma KPMG untersucht. Unter anderem geht es um wirtschaftliche Chancen.

Berlin – Der Ukraine-Krieg kostet sowohl das angegriffene Land als auch die westlichen Unterstützer Milliarden. Während die Ukraine versucht, an der Front Fortschritte zu machen, kämpfen westliche Industrienationen darum, dass ihre Sanktionen Wirkung zeigen – Russlands Präsident Wladimir Putin wiederum sucht permanent neue Wege, um diese zu umgehen. Gleichzeitig ringt die Ukraine darum, dass Infrastruktur und Wirtschaft weiterlaufen. Bei den westlichen Unternehmen, die noch in der Ukraine operieren, scheint das gut anzukommen.

Deutsche Unternehmen wollen weiter in Ukraine investieren

Obwohl die Ukraine nach wie vor täglich unter neuen Raketenangriffen leidet, haben sich viele westliche Unternehmen – darunter auch deutsche – dazu entschieden, im Land zu bleiben. An einen Standortwechsel außerhalb der Ukraine denken nur wenige. Im Gegenteil: 43 Prozent der deutschen Firmen, die derzeit ein Engagement im kriegsgebeutelten Land haben, wollen es fortsetzen. Rund acht Prozent planen ein De-Investment. Das zeigte eine aktuelle Umfrage der Deutsch-Ukrainischen Handelskammer (AHK Ukraine), über die die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Insgesamt hat die Beratungsfirma KPMG dafür 142 Firmen befragt.

Das ukrainische Staatsoberhaupt Wolodymyr Selenskyj (Symbolfoto). Wie geht es deutschen Unternehmen in der Ukraine? Das hatte die Beratungsfirma KPMG untersucht. Unter anderem geht es um wirtschaftliche Chancen.

Diese Firmen gaben an, dass sie politische und wirtschaftliche Stabilität erwarteten, um ihre Geschäftsaktivitäten auszubauen. Außerdem nannten sie wirtschaftliche Stabilität und öffentliche Fördermittel als Bedingungen dafür, mehr in die Ukraine zu investieren. Aktuell sind die Unternehmen vorsichtig optimistisch: 42 Prozent gehen von einer Besserung der wirtschaftlichen Lage aus, 48 Prozent glauben an Stagnation. Zehn Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Etwa jede zweite Firma sieht Chancen für bessere Geschäfte.

„Die Ukraine ist eines der großen Länder Europas, hat qualifizierte Arbeitskräfte, vor allem die technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung war immer gut“, zitierte Reuters Reiner Perau, Geschäftsführer der AHK Ukraine. „Dazu kommen fruchtbare Böden und eine logistisch günstige Lage für Europa.“ Mit höheren Investitionen könnten die deutschen Unternehmen einen „wesentlichen Beitrag zur Stärkung der ukrainischen Wirtschaft leisten“, fügte Nicolai Kiskalt, ein Fachmann von KPMG, hinzu. Das Potenzial sei gegeben – als „große Industrienation“ biete die Ukraine vor allem in den Bereichen Produktion, Pharma, Energie, IT und Outsourcing Chancen.

38 Milliarden Dollar an Hilfe – Weltbank greift Ukraine unter die Arme

Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene haben viele westliche Regierungen Förderprogramme aufgesetzt, um die Ukraine zu unterstützen. Wie die Weltbank berichtete, kamen allein durch Notfinanzierungen und Zusagen der Bank und ihrer Partner rund 38 Milliarden US-Dollar an finanzieller Unterstützung zusammen. Davon waren bis November 2023 rund 29 Milliarden ausgezahlt. Allein über das PEACE-Projekt (Public Expenditures for Administrative Capacity Endurance) kamen rund 20 Milliarden US-Dollar zusammen. Dieses sollte dazu beitragen, Löhne für Regierungs- und Schulangestellte, Renten für ältere Menschen, Zahlungen für Gesundheitsdienste und Sozialprogramme bereitzustellen.

Die Konsequenz: Laut der Bank schafft es die Ukraine, fast alle Zahlungen an Bürger rechtzeitig zu tätigen: 98,5 Prozent aller Renten gehen pünktlich an die Empfänger, 90 Prozent aller Regierungsmitarbeiter erhalten pünktlich ihren Lohn.

Außerdem hatte die Weltbank den Ukraine, Relief, Recovery, Reconstruction and Reform Trust Fund (URTF) eingerichtet. Dieser soll dabei helfen, die ukrainischen Verwaltungskapazitäten aufrechtzuerhalten. Auch die Erbringung von Dienstleistungen und die Durchführung von Hilfsmaßnahmen sind Teil des Pakets.

Kriegshandlungen erschweren Wiederaufbau

Allerdings behindern die anhaltenden Kriegshandlungen den Wiederaufbau und die Genesung der ukrainischen Infrastruktur. Gegenüber KPMG äußerten 53 Prozent der befragten Unternehmen, dass der Krieg die größte Herausforderung für langfristige Investitionen sei. Dabei stand die Sicherheit der eigenen Beschäftigten besonders im Fokus. Sowohl im als auch nach dem Krieg wird die Verfügbarkeit von Arbeitskräften eine der größten Schwierigkeiten für Unternehmen. „Je mehr Leute mobilisiert werden, umso weniger werden für den Wiederaufbau zur Verfügung stehen“, sagte AHK-Experte Perau.

Ein knappes Drittel (31 Prozent) gab an, in der Korruption ein Hindernis zu sehen.

„Bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit“ – Europäische Kommission untersucht Wirtschaft der Ukraine

Wie sich die Ukraine in den vergangenen Jahren entwickelt hat, hatte auch die Europäische Kommission erst im Winter untersucht. Der Hintergrund war der EU-Mitgliedsantrag, den die Ukraine kurz nach dem russischen Angriff auf den Donbass im Februar 2022 gestellt hatte. „Aufgrund der Auswirkungen der anhaltenden Invasion Russlands sowie der schon vorher bestehenden strukturellen Herausforderungen befindet sich die ukrainische Wirtschaft noch im Aufbau einer funktionierenden Marktwirtschaft“, schrieb die Kommission im „Ukraine 2023 Report“.

Genau wie die durch KMPG befragten Unternehmen sah auch die Europäische Kommission in den anhaltenden Kriegshandlungen „außergewöhnliche Schwierigkeiten“. Trotzdem aber hätten die ukrainischen Behörden nach Kriegsbeginn schnell reagiert und zeigten eine „bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit, um die makroökonomische und wirtschaftliche Lage zu bewahren“. Finanziell sei das Land stabil, allerdings müssten die Behörden viel Kraft und viele Ressourcen in die Wiederherstellung stecken.

„Trotz des Krieges sorgten die ukrainischen Behörden für Vorhersehbarkeit, Transparenz und Stabilitätsorientierung in der Politikgestaltung“, schrieb die Kommission außerdem. Die Nationalbank der Ukraine (NBU) habe „entschlossene und angemessene Maßnahmen“ ergriffen, was zur Finanzstabilität beigetragen habe, weiter sei das Vertrauen in die heimische Währung gestiegen. Der Bankensektor sei „voll funktionsfähig“ geblieben und darüber hinaus reichlich liquide. Allerdings warnte die EU-Kommission vor einem leichten Anstieg notleidender Kredite.

Wiederaufbaukonferenz noch diese Woche – Ukraine will Teil der EU sein

Wie geht es mit der Ukraine weiter? Die G7-Staaten hatten schon früh eine Art Marshallplan für die Ukraine vorgeschlagen. Zwischen dem 11. und dem 12. Juni soll die Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine stattfinden. „Mit der Wiederaufbaukonferenz wollen wir der Ukraine gemeinsam mit vielen Partnern aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Kommunen auf ihrem Weg der Reform und des Wiederaufbaus mit aller Kraft unter die Arme greifen“, hatte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) dazu mitgeteilt. Von der Entwicklungsministerin Svenja Schulze hieß es dazu, dass Aufgeben keine Option sei: „Schon jetzt in Kriegszeiten muss die Ukraine Häuser, Wasserleitungen, Kliniken und die Stromversorgung immer wieder aufbauen.“

Die Ukraine jedenfalls scheint willig, weiter auf Europa zuzugehen. „Wir sehen uns als Europäer“, hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky dazu gesagt. (Mit Material von Reuters)

Rubriklistenbild: © Vincent Thian/AP/dpa

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