Lindners Gesetz für die Rente
Jedes Jahr 600 Euro für alle bis zur Rente: So will die Ampel die Bedingungen für Rentner verbessern
Ein Gesetz für ein modernes privates Rentenmodell wurde von Finanzminister Christian Lindner (FDP) in die Wege geleitet. Dies könnte ab 2026 zu bedeutenden Neuerungen führen.
Berlin - Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat seinen Gesetzesentwurf zur Reform der staatlich geförderten privaten Rente auf den Weg gebracht und in die Ressortabstimmung geschickt. Das berichtet die Bild-Zeitung am Montag (30. September). Dem Entwurf zufolge sollen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ab 2026 zwischen mehreren geförderten Modellen der Rente wählen, darunter wäre auch ein Altersvorsorgedepot, das das Investieren in ETFs und Aktien möglich machen soll. Damit sollen angehende Rentner und Rentnerinnen potenziell höhere Renten im Alter haben.
Altersvorsorgedepot ab 2026: Der neue Plan für die Rente
Über Lindners Plan hatte vor einigen Wochen bereits die Welt berichtet. Der jetzt in der Abstimmung befindliche Entwurf unterscheidet sich nicht wesentlich von dem, was damals berichtet wurde. Jede und jeder soll künftig wählen können zwischen einem klassischen Riester-Modell, einem Altersvorsorgedepot und einer Mischung aus beiden Systemen.
Wer ein Depot wählt, soll frei entscheiden können, in welche Produkte er oder sie investieren möchte: ob einzelne Aktien (und dem damit verbundenen höheren Risiko) oder zum Beispiel in ETFs. Die Bundesregierung will der Welt zufolge aber „eine Positivliste vorgeben, in welcher Anlageklasse investiert werden kann“.
600 Euro für jeden: Staat gibt viel Geld für die Rente dazu
Das Depot wird auch gefördert: Für jeden Euro, den man investiert, gibt der Staat 20 Cent dazu, bis maximal 3000 Euro im Jahr oder 600 Euro Förderung im Jahr. Eltern erhalten etwas mehr, also 25 Cent pro eingezahltem Euro, pro Kind wird die Förderung auf 300 Euro im Jahr gedeckelt. Geringverdiener bis zu einem Bruttomonatsgehalt von 2187 Euro sollen einen Bonus von 175 Euro im Jahr dazu erhalten; Berufseinsteiger unter 25 Jahren bekommen noch 200 Euro Bonus drauf.
Hier eine Übersicht über die Pläne im Gesetzesentwurf:
| max. geförderter Eigenanteil im Jahr | max. Zuschuss vom Staat im Jahr | Gesamtkapital im Jahr | |
|---|---|---|---|
| Für alle | 3000 Euro | 600 Euro | 3600 Euro (+ Rendite) |
| Für eine Person mit 1 Kind | 3000 Euro | 900 Euro | 3900 Euro (+ Rendite) |
| Für eine Person mit 2 Kindern | 3000 Euro | 1200 Euro | 4200 Euro (+ Rendite) |
| Für Berufseinsteiger | 3000 Euro | 800 Euro | 3800 Euro (+ Rendite) |
| Für Berufseinsteiger mit 1 Kind | 3000 Euro | 1100 Euro | 4100 Euro (+ Rendite) |
| Für Geringverdiener | 3000 Euro | 775 Euro | 3775 Euro (+ Rendite) |
| Für Geringverdiener mit 1 Kind | 3000 Euro | 1075 Euro | 4075 Euro (+ Rendire) |
Bis zu den 3000 Euro im Jahr wird das Depot gefördert - natürlich kann jede Person auch mehr im Jahr investieren, wenn er oder sie das möchte. Nur die ersten 3000 Euro sind aber förderfähig mit maximal 600 Euro. Auch weniger als die 3000 Euro sind möglich - schon ab zehn Euro im Monat soll es eine Förderung geben.
Wer 40 Jahre lang nur das Minimum von 120 Euro im Jahr einzahlt und jedes Jahr die staatliche Förderung kassiert, hätte 5760 Euro im Depot. Geht man von einer durchschnittlichen Jahresrendite von sieben Prozent aus, dann können am Ende über 30.000 Euro herauskommen.
Nach Angaben der Bild erwartet Lindner für die ersten Jahre Kosten in Höhe von rund 380 Millionen Euro im Jahr. Ab 2029 soll das mehr als 500 Millionen Euro jährlich betragen.
Steuern auf die Depot-Rente sollen erst mit der Auszahlung fällig werden
Das Geld in dem Altersvorsorgedepot soll nach Angaben der Welt erst bei der Auszahlung versteuert werden. Das Geld soll aber frühestens mit 65 Jahren aus dem Depot genommen werden können. Die Auszahlung erfolgt dann entweder als lebenslange Rente oder über einen anderen Auszahlungsplan.
Diese Änderungen, sollten sie wirklich so kommen, würden einer Revolution der privaten Altersvorsorge gleichkommen. Damit würde das Sparen für die Rente einfacher und, unter den richtigen Bedingungen, auch besser als bisher sein. Die bisher geförderten Riester- und Rürup-Rentenprodukte fielen aufgrund der Niedrigzinsen und jetzt der Inflation eher ernüchternd für Sparer aus. Auch die Kosten führten häufig dazu, dass die Renditen für Rentner am Ende schmal ausfielen. Entsprechend oft werden die Verträge gekündigt.
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