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US-Wahl

Harris gegen Trump – Was für die deutsche Wirtschaft auf dem Tisch liegt

Ein potenzieller Triumph von Trump könnte die europäische und insbesondere die deutsche Wirtschaft schwer belasten. Die finale Entscheidung wird am Dienstag getroffen. Fachleute warnen vor einem ‚Worst-Case-Szenario‘.

Washington – Der US-Wahlkampf zwischen Ex-Präsident Donald Trump und Vize-Präsidentin Kamala Harris läuft auf ein Ende zu. Am Dienstag (5. November) entscheidet sich, wer aus dem Kopf-an-Kopf-Rennen hervorgeht – die Entscheidung fällt in den Swing States. Europa zittert dabei einem möglichen Wahlsieg für Trump entgegen. Wird der Republikaner Präsident und setzt seine geplante Zollpolitik tatsächlich in die Tat um, droht Europa und vor allem Deutschland wirtschaftliche Einbußen. Auch ein Handelskrieg wäre möglich. Experten warnen, sich auf das Schlimmste gefasst zu machen.

Im Schlussspurt vor der US-Wahl treten Vizepräsidentin Harris und der ehemalige Präsident Trump in denselben Bundesstaaten auf. (Archivbild)

Trumps Zollpolitik hätte enorme Folgen für die deutsche Wirtschaft

Der deutsche Wirtschaftsstandort steht in diesem Jahr vor enormen Herausforderungen. Es wird in diesem Jahr voraussichtlich zum zweiten Mal in Folge zu einer Rezession kommen. Zudem mangelt es Deutschland an Investitionen, aber aufgrund den hohen Standortkosten, ausgelöst durch die hohen Energiepreise, ziehen immer mehr Investoren ins Ausland ab. Auf der anderen Seite fährt die Bundesregierung einen drastischen Sparkurs, trotz Investitionsbedarf, das ein Milliardenhaushaltsloch verursacht und sogar droht, die Ampel zu zerbrechen.

Ein möglicher Wahlsieg von Trump könnte verheerend sein für Deutschland. Denn rund 11 Prozent des deutschen Gesamtexports wird in die Vereinigten Staaten geliefert – das macht Güter und Dienstleistungen im Wert von über 200 Milliarden Euro, so die Zahlen für das vergangene Jahr. Eine Analyse des ifo-Instituts hat verschiedene Ausgangsszenarien betrachtet, die die Folgen von Trumps Gewinn auf Europa und Deutschland haben könnten. Sein Plan, zehn bis 20 Prozent auf Importware in die USA zu verhängen, könnte laut Analyse den deutschen Export um fast zwei Prozent senken. Der Autoabsatz wäre um 32 Prozent und der Absatz für pharmazeutische Erzeugnisse in die USA um 35 Prozent betroffen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln rechnet mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,5 Prozent bis zum Jahr 2028 in diesem Szenario.

Auf Produkte aus China will Trump sogar 60 Prozent Importzölle erheben. Eine Entwicklung, die wiederum den Handel von Deutschland mit China weiter einschränken wird, da viele Vor- oder Zwischenprodukte aus Deutschland kommen und in China weiter verarbeitet werden, bevor sie in die USA geliefert werden.

Wirtschaftliche Asymmetrie – Transatlantische Handelsbeziehungen auf der Kippe

Das Problem sehen die Ifo-Analysten vor allem in der Asymmetrie der industriellen Wertschöpfungskette zwischen Europa und den USA. Während mehr als acht Prozent der europäischen Waren direkt oder indirekt in die Vereinigten Staaten exportiert wird, sind es andersherum nur etwa 3,3 Prozent. Auch nach Deutschland gelangen weniger Waren aus den USA – insgesamt sind es 80 Milliarden Euro weniger an Warenwerten.

Die Exporte in andere Länder zu verlagern, würde laut der Analyse nur teilweise funktionieren. Verstärkte Importe nach Kanada und Mexiko kämen dabei infrage. Dennoch, die Analyse kommt zu dem Schluss: „Sollte Trump die Wahl gewinnen, dürfte es zu schweren Verwerfungen im Welthandelssystem und den transatlantischen Handelsbeziehungen kommen.“ Die Experten empfehlen daher, Europa wirtschaftlich in Form zu bekommen, damit der Handel für die Vereinigten Staaten weiterhin attraktiv bleibt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) drängt dazu, intern bestehende Handelseinschränkungen zu reduzieren.

Auch US-Wirtschaft betroffen – Folgen für Deutschland wären jedoch drastischer

Aber nicht nur China und Europa müssten aufgrund hoher Zölle zurückstecken. Das IW-Köln rechnet auch mit einem Rückgang der wirtschaftlichen Leistung in den USA bei einem Wahlsieg von Trump. Weniger Importe sorgen laut den Ökonomen für weniger Konsum, das führt zu einer höheren Arbeitslosigkeit und einer geringeren Kaufkraft. Dennoch, wären gerade exportorientierte Länder wie Deutschland von den Maßnahmen stärker betroffen als die USA.

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg rechnet mit besseren Aussichten für Europa bei einem Wahlsieg durch Harris, die eine „relative Kontinuität“ versprechen. Drastische Zollanpassungen, wie Trump sie plant, stehen bei der Demokratin zumindest nicht auf der Agenda. Experten vermuten, dass Harris die bestehenden Zölle auf China beibehalten oder leicht erhöhen könnte, während zusätzliche Zölle auf andere ausländische Produkte nicht vorgesehen sind.

Worauf sich Europa und Deutschland einstellen müssen, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik sollte Europa jedoch auf ein „Worst-Case-Szenario“ vorbereitet sein.

Rubriklistenbild: © Uncredited/AP/dpa

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