Kostentreiber Gasausstieg
Gaspreisexplosion: So können Sie trotzdem Hunderte von Euros sparen
Die Gaspreise werden auch 2025 wieder ansteigen. Private Haushalte können allerdings mit einem Wechsel in einen günstigen Tarif mit Preisgarantie bis zu 800 Euro sparen.
Heidelberg – Für private Neukunden wurde es im vergangenen Jahr richtig teuer. Laut Berechnungen des Vergleichsportals Verivox haben die Gaspreise in den letzten zwölf Monaten einen Anstieg verzeichnet – um drei Cent pro Kilowattstunde, was ein Zuwachs von 43 Prozent bedeutet. Wie die Auswertung zeigt, müssen Verbraucher in einem Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden (kWh) für einen neuen Gastarif durchschnittlich 600 Euro mehr zahlen. Anfang Februar 2024 zahlten jene Haushalte deutschlandweit rund sieben Cent pro Kilowattstunde mit zwölfmonatiger Preisgarantie. Indes liegt das günstigste Angebot mittlerweile im Schnitt bei zehn Cent pro Kilowattstunde.
Volatiler Gasmarkt: Experten rechnen mit weiteren Preisanstiegen
Die Experten des Vergleichsportals führen den Preisanstieg auf mehrere Faktoren zurück. Ab dem 1. April 2024 gilt zum einen wieder die volle Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf Gas und Fernwärme. Im Zuge des Ukraine-Kriegs hat die Bundesregierung ab Oktober 2022 eine Mehrwertsteuersenkung auf sieben Prozent beschlossen, um die explodierenden Gaspreise abzufedern. Russland war bis dahin einer der wichtigsten Lieferpartner Deutschlands. Nach und nach verlagerte die Regierung den Import auf Länder wie Norwegen, Belgien oder die Niederlande. Die Frist für die Maßnahme wurde bis zum 31. März 2024 gesetzt. Mit Auslauf der Frist stiegen die Gaspreise plötzlich um elf Prozent.
Der Großhandelspreis für Gas hat sich in den vergangenen zwölf Monaten etwa verdoppelt. Im Februar betrug der Spotmarktpreis noch 2,5 Cent pro Kilowattstunde, während er nach einer stetigen Aufwärtsperiode mittlerweile bei fünf Cent pro Kilowattstunde liegt. Geopolitische Unsicherheiten bewirken, dass der Gasmarkt weiterhin volatil bleibt. „Derzeit sehen wir keine Signale für langfristig sinkende Großhandelspreise für Gas, weshalb die Angebote für Haushalte eher steigen als sinken werden“, sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Warum der Gaspreis steigt: Kostenanstieg bei Netzgebühren, Speicherumlage und CO₂-Preis
Weitere Gründe für den Anstieg sind zudem auch steigende Fixkosten. Beispielweise haben sich die durchschnittlichen Gasnetzgebühren um 21 Prozent, also rund 98 Euro (brutto), erhöht. Diese Gebühren werden für Betrieb und Instandhaltung, eingeschlossen Zählerinstallation, Ablesung und Abrechnung der Leitung berechnet.
Schuld daran sei vor allem der schnelle Gasausstieg. Denn die getätigten Investitionen für Gasanlagen müssen mit Umstieg auf andere Energiearten schneller refinanziert werden – diese sogenannten Abschreibungen für Stilllegung der Gasanlagen können laut Abschreibungsregeln der Bundesnetzagentur erst ab 2035 berechnet werden. Daher geben Versorger diese Kosten an Kunden weiter.
Zudem wurde im Januar die Gasspeicherumlage um 20 Prozent, und somit um zwölf Euro (brutto) erhöht. Zu Gas-Umlagen werden Kosten der Gas-Infrastruktur gezählt, die jährlich angepasst und an Verbraucher weitergegeben werden. Bei der Gasspeicherumlage geht es darum, die Füllstandvorgaben für Gasspeicherumlagen zu sichern – durch Befüllung diverser Speicher wird die Versorgungssicherheit garantiert. Für die Festlegung der Kosten ist das Gemeinschaftsunternehmen der Fernleitungsbetreiber, Trading Hub Europe (THE) verantwortlich. Seit dem 1. Januar 2025 beträgt der Preis 2,99 Euro pro Megawattstunde. Weiterhin ist der Anstieg des CO₂-Preises von 45 auf 55 Euro pro Tonne im neuen Jahr zu nennen. Infolgedessen entstehen laut Verivox-Berechnungen zusätzliche Kosten von 43 Euro.
Experten empfehlen günstigere Gastarife mit Preisgarantien
Vor dem Hintergrund des erwarteten Anstiegs der Gaspreise für 2025 empfiehlt Verivox-Experte Storck einen günstigeren Tarif mit Preisgarantie abzuschließen. „So kann man sich das aktuelle Preisniveau für die kommende Heizperiode sichern.“ Im örtlichen Grundversorgungstarif, also beispielsweise bei lokalen Stadtwerken, zahlten Haushaltskunden im Februar 2025 einen durchschnittlichen Preis von 13,93 Cent pro Kilowattstunde – bei einem 20.000-Kilowattstunden-Verbrauch entstehen nach Brechungen des Vergleichportals Heizkosten von 2786 Euro jährlich. Derweil belaufen sich die Kosten eines günstigeren Angebots mit Preisgarantie auf zehn Cent pro Kilowattstunde und damit 2000 Euro jährlich. So können Heizkosten von bis zu 800 Euro gespart werden.
Ein Wechsel zu überregionale Versorgers kann laut Angaben von Verbraucherschützern die Kosten erheblich senken. Verbraucher sollten zur maßgeschneiderten Berechnung zudem einen Tarifrechner hinzuziehen, der auf Webseiten seriöser Anbieter zu finden ist. Entscheiden sich Haushalte für neue Verträge, sollte diese klar formuliert sein und auf alle Kosten hinweisen. Im Februar 2025 gehörten zu den billigsten Gasanbietern, einsergas Online mit 10,26 Cent pro Kilowattstunde, SWM M-Erdgas Fix mit 10,35 Cent pro Kilowattstunde und eprimo mit 10,40 Cent pro Kilowattstunde, wie das Vergleichsportal Gasvergleich schrieb.
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