Beantragung, Berechnung und Co.
Rente mit 63: Diese Voraussetzungen und Regeln sollten Sie kennen
Sie ist von Ökonomen nicht erwünscht, bei vielen aber beliebt: Die Rente mit 63. Ein Überblick über Fragen zum Renteneintritt vor dem regulären Rentenalter.
Kassel - Geschätzte 52.662 Stunden: So lange arbeiten Arbeitnehmer in Deutschland im Lauf ihres Lebens im Schnitt. Die mit Arbeit verbrachte Lebenszeit ist demnach so kurz wie in keinem anderen EU-Land außer Luxemburg. Das geht aus einer aktuellen Studie des Münchner Roman Herzog Instituts (RHI) hervor.
Die Autoren plädieren angesichts von Fachkräftemangel und finanzieller Belastung der Rentenkasse für eine weitere Erhöhung des Renteneintrittalters über 67 Jahre hinaus, die ab 2031 gelten soll. „Der Wunsch vieler Menschen, weniger zu arbeiten und früher in Rente zu gehen, passt nicht in die Zeit des demografischen Wandels“, sagte Randolf Rodenstock, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Dabei wird die Rente mit 63 bei Arbeitnehmern immer beliebter. Ein Überblick über die vorgezogene Altersrente.
Rente mit 63: Vor dem regulären Rentenalter in den Ruhestand
Der Begriff ‚Rente mit 63‘ „beschreibt zwei verschiedene Altersrenten, die bereits vor Erreichen des regulären Rentenalters bezogen werden können“, informiert die Deutsche Rentenversicherung. Unterschieden wird zwischen zwei Formen.
| Begriff | Versicherungsjahre |
| Altersrente für langjährig Versicherte | 35 |
| Altersrente für besonders langjährig Versicherte | 45 |
Früher in die Rente: Was gilt nach 35 Versicherungsjahren?
- Frühestmöglicher Zeitpunkt: mit 63 Jahren.
- Es gibt einen Abschlag auf die bis dahin erreichte Rente: 0,3 Prozent pro Monat, aber maximal 14,4 Prozent.
- Der Abschlag bleibt dauerhaft bestehen. Auch dann, wenn das reguläre Rentenalter schließlich erreicht wurde.
Rente mit 63: Was gilt nach 45 Versicherungsjahren?
- Die Rente ist abschlagsfrei, weil zunächst Menschen mit Geburtsjahr vor 1953 so bereits mit 63 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen können.
- Ab Geburtsjahrgang 1964 gibt es die abschlagsfreie Rente dann frühestens mit 65 Jahren.
Frührente: Wann sollte das beantragt werden?
Um eine Rente zu beziehen, muss ein Antrag gestellt werden. Die Deutsche Rentenversicherung empfiehlt, wie der Homepage zu entnehmen ist, „den Antrag rund drei Monate vor Rentenbeginn zu stellen“. So könne sichergestellt werden, dass die Leistungen mit Beginn der Rente auch erhalten werden.
Rente mit 63: Wie wird die Höhe berechnet?
Die Rente lässt sich über eine Formel für die monatliche Rentenhöhe berechnen. Diese lautet: monatliche Rentenhöhe = Entgeltpunkte x Zugangsfaktor x aktueller Rentenwert x Rentenartfaktor. Schnell wird dabei ersichtlich: In den ausgezahlten Betrag spielen mehrere Faktoren hinein, die Berechnung ist komplex. Die Deutsche Rentenversicherung erklärt jedoch recht einfach und verständlich, was die einzelnen Aspekte der Berechnung bedeuten, und stellt dabei besonders die Entgeltpunkte - auch bekannt als Rentenpunkte - heraus. Sie stellen nämlich den wichtigsten Wert dar.
Rentenpunkte - Was genau ist das?
Hier ist das eigene Jahresgehalt im Vergleich „mit dem Durchschnittsverdienst aller Versicherten“ ausschlaggebend. Entspricht es „exakt dem Durchschnittsverdienst in diesem Jahre, ist das 1 Entgeltpunkt wert“. Weiter informiert die Deutsche Rentenversicherung: „Zeiten, in denen Sie Ihre Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt haben, werden so berücksichtigt, als hätten Sie in diesem Zeitraum einen ‚hypothetischen‘ Verdienst gehabt, der sich voll oder anteilig nach dem jeweiligen Durchschnittsverdienst richtet.“
Mithilfe des Zugangsfaktors werden dann Zu- oder Abschläge in der Rechnung berücksichtigt. Gehen Arbeitnehmer also vorzeitig in Rente, ist das der entscheidende Wert. Hier werden Abschläge einkalkuliert. Der Rentenrechner gibt eine Hilfestellung.
Das Durchschnittsentgelt in den vergangenen Jahren: Ausschlaggebend für die Rente
| Jahr | Durchschnittliches Gehalt (Quelle: Bundesregierung) |
| 2022 | 38.901 Euro |
| 2023 | 43.142 Euro |
| 2024 | 45.358 Euro |
Expertenmeinung: „Rentensystem steht vor dem Zusammenbruch“
Viel diskutiert bleibt das Thema Rente indes in Deutschland. Viele Menschen machen sich Gedanken, ob die Rente im Alter ausreicht. Dringenden Handlungsbedarf sieht dabei Rainer Dulger, Präsident des Arbeitsgeberverbandes BDA. „Die Finanzierung unseres Rentensystems steht vor dem Zusammenbruch“, sagte er.
Derzeit kämen auf 100 Beitragszahler rund 50 Rentner. In 15 Jahren dürfte das aber schon ganz anders aussehen: Dann würden 100 Beitragszahler 70 Rentnern gegenüber stehen. Hintergrund ist die immer älter werdenden Gesellschaft - der demografische Wandel. Während heute viele noch mit einer Rente mit 63 liebäugeln, bereitet sich die Wissenschaft auf eine Rente mit 85 vor. (mbr)