Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Lehren im Umgang mit AfD

Firmen passen sich an Trumps Handelskrieg an – müssen sich „auf das Worst-Case-Szenario vorbereiten“

Wie reagiert man als Firmeninhaber auf den neuesten Trump-Unsinn? Jeden Tag neue Zollgebühren, neue Ausnahmeregelungen und neue Befürchtungen – dafür sind außergewöhnliche Leiter in einer Gesellschaft notwendig.

Berlin – Seitdem Donald Trump seine zweite Amtszeit in den USA begonnen hat, steht kein Stein mehr auf dem anderen. Europa kann sich auf seinen einstigen Verbündeten nicht mehr verlassen, Trump droht sogar damit, Grönland und damit einen Teil des dänischen Königreichs zu annektieren. Gleichzeitig hat er einen Handelskrieg mit China vom Zaun gebrochen, die EU droht, zwischen den beiden Weltmächten zerbröselt zu werden.

Trump sorgt für Umdenken in der Wirtschaft: „Es gibt keine Berechenbarkeit“

Wie führt man in diesen Zeiten ein Unternehmen, vor allem eines, das international agiert? Eine Antwort ist laut Kaan Bludau von der Personalberatung BludauPartners Executive Consultants: Man stellt sich an der Spitze neu auf. Als Headhunter und Personalberater für Führungskräfte bekomme er aktuell mehr Anfragen von Unternehmen, die sich in der aktuellen Lage nach einem CEO umschauen, der diese Krisen meistern kann. Im Interview mit IPPEN.MEDIA erklärt er die Sorgen der Unternehmen in der neuen Weltlage – und welche Eigenschaften es jetzt wirklich braucht.

Herr Bludau, Donald Trump behauptet, mit seinen Zöllen wird er die Industrie wieder in die USA bringen. Was hören Sie in ihren Gesprächen mit Unternehmern und Aufsichtsräten: Gibt es da jetzt ein gesteigertes Interesse dran?
Nein, das Gegenteil ist der Fall. Donald Trump und seine Beschlüsse werden von der hiesigen Wirtschaft genau beobachtet, von einigen Unternehmenslenkern aber auch schon nicht mehr ernst genommen. Es gibt keine Berechenbarkeit, keiner weiß, was als nächstes geschehen wird oder er tatsächlich zu dem steht, was er sagt. Deutsche Unternehmen werden Investitionen in diesem Umfeld erstmal zurückhalten.
Einige US-Unternehmen versuchen sich offenbar mit Trump gut zustellen, in der Hoffnung, dass er sie bei neuen Aufschlägen ausnimmt. Das erinnert an eine klassische Oligarchie, wie wir sie aus Russland kennen. Wie muss man als Top-Manager eines Weltkonzerns drauf sein, um mit Trump, Putin, Xi & Co. umgehen zu können?
Grundsätzlich müssen auch deutsche Unternehmen darüber nachdenken, wie sie mit Autokraten, aber eben auch schon mächtigen, eher schwierigen Politikern, umgehen. Die Demokratien werden weniger, wir sehen das überall auf der Welt. Das bedeutet auch, dass die C-Level-Besetzung anders ausfallen muss, als zuvor. Gesucht werden heute Manager mit Krisenerfahrung, gestandene Schwergewichte, die strategisch denken, Orientierung geben können und die notwendige Härte an den Tag legen können. Aber auch Persönlichkeiten, die Ruhe bewahren und eine innere Gelassenheit haben.
Kaan Bludau von BludauPartners sieht auch deutsche Top-Manager in der Verantwortung für die Rezession.
Der Generationenwechsel hin zu jüngerem, diverserem Personal ist also abgesagt?
Die Seniorität gewinnt auf jeden Fall wieder an Bedeutung. Was Diversität angeht: Auch das ist ein Thema, das den Aufsichtsräten gerade unter den Nägeln brennt. Wie geht man mit der Anti-Diversitätskampagne der Trump-Regierung um? Es wurde sehr viel Geld in diese Programme gesteckt, genauso wie in das Thema Nachhaltigkeit. Jetzt wird alles wieder über Bord geworfen. Gesucht werden Manager, die es sich zutrauen, mit diesen Fragen umzugehen – und klare Antworten liefern.
Gleichzeitig bleiben die Probleme, die wir in Deutschland haben. Das Wachstum bleibt wohl auch 2025 aus, die Arbeitslosigkeit steigt. Wie nimmt man den Menschen als CEO da die Ängste?
Kommunikation ist das A und O, sowohl nach innen als nach außen. Wir sehen gerade einen großen Wandel in der Arbeitswelt – der aber vielleicht auch etwas Gutes bringen wird.
Was meinen Sie?
In den letzten Jahren hatten wir einen Arbeitnehmermarkt, was auch dazu geführt hat, dass bestimmte Themen vorangetrieben wurden, die meiner Ansicht nach schädlich waren. Work-Life-Balance, Viertagewoche, Recht auf Home-Office – das sind alles Forderungen, die vom Wesentlichen eines Unternehmens wegführen. Jetzt hat es Sanierungen gegeben, Stellen mussten abgebaut werden, Unternehmen haben sparen müssen. Da wird vielen Arbeitnehmern wieder bewusst, dass es erstmal wichtig ist, überhaupt einen Job zu haben. Das führt zu einer Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber – und wir kommen zurück zum Wesentlichen.
Donald Trump wurde in den USA gewählt, weil die Wähler und Wählerinnen ihm einen guten Umgang mit der Wirtschaft bescheinigt haben. Jetzt zeigt sich, dass das ein Irrtum war – auch die Unternehmer haben sich geirrt. Gibt es in Deutschland vielleicht Parallelen zur AfD?
Ich würde sagen, die Wirtschaft hierzulande weiß schon, welche Parteien sich wirklich um die wirtschaftlichen Belange kümmern und das große Ganze sehen und fördern wollen: Einen florierenden Wirtschaftsstandort Deutschland, der in den Weltmärkten eingebettet ist. Und einige Unternehmen merken bereits, dass sie in AfD-Hochburgen Probleme haben, ihre Fachkräfte zu bekommen. Was wir hier aber jetzt lernen können, ist, dass sich die Wirtschaft jetzt schon auf das Worst-Case-Szenario vorbereiten muss. Sie muss sich darauf vorbereiten, dass sich die Weltlage auch in Teilen in Deutschland widerspiegelt, in Form der aktuellen Trends hin zu mehr Anti-Globalisierung, Anti-Diversität und mehr Autokratie. Und was Wirtschaftslenker jetzt erkennen können: Die Geschichte zeigt, dass Rechtspopulisten die Wirtschaft oft egal ist. Sie ziehen ihr Programm durch, auch wenn es letztlich schädlich für Unternehmen - also Arbeitgeber und Arbeitnehmer - ist. Dagegen müssen wir hierzulande mehr tun und lauter werden, bevor es zu spät ist.

Rubriklistenbild: © Manuel Balce Ceneta / dpa / AP

Kommentare