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Dramatische Folgen

Fehlende Investitionen von 210 Milliarden Euro – mit katastrophalen Auswirkungen

In den vergangenen Jahren haben Firmen und die Regierung 210 Milliarden Euro zu wenig in die Wirtschaft gesteckt. Die Gefahr einer anhaltenden Wirtschaftsschwäche wächst.

Köln – Die deutsche Wirtschaft versumpft in der Krise: Die Konjunktur schwächelt, Unternehmen büßen international immer weiter ihre Wettbewerbsfähigkeit ein. Der Trend könnte sich langfristig festigen. Denn: Unternehmen investieren immer weniger. Und auch der Staat hat Investitionsprobleme. Konkret geht es um Investitionen in Höhe von 210 Milliarden Euro in neue Produktionsanlagen, IT-Ausstattung, Gebäude und die Infrastruktur, die von 2020 bis ins erste Halbjahr 2024 hinein fehlen. Das stellte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fest.

210 Milliarden Euro fehlen: Deutschland droht weiter abgehängt zu werden – Wachstum in Gefahr

„Wenn der Investitionsrückstand nicht schnellstens aufgeholt wird, droht Deutschland international weiter abgehängt zu werden“, sagte IW-Konjunkturchef Michael Grömling. Fehlende Investitionen belasten nicht nur die Konjunktur, sie verringern laut IW-Mitteilung auch das verfügbare Kapital und damit das Potenzial für das zukünftige Wachstum von Produktion und Produktivität.

Bis zu 210 Milliarden Euro fehlen als Investitionen, etwa in neue technische Anlagen – allein in der Zeit seit 2020. (Symbolfoto)

Besonders kritisch seien die fehlenden Investitionen in Deutschland angesichts der großen Herausforderungen, erklärten die Kölner Ökonomen. Dabei nannten sie den demografischen Wandel, die Digitalisierung und die Dekarbonisierung, also den klimaneutralen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft. Auch geopolitische Herausforderungen erforderten „ohnehin ein hohes Tempo bei den Investitionen“.

Investitionen fehlen in allen Bereichen der deutschen Wirtschaft

Die fehlenden 210 Milliarden Euro an Investitionen entsprechen mehr als sechs Prozent der gesamten Bruttoanlageinvestitionen im Zeitraum von 2020 bis in die erste Hälfte von 2024. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres betragen die Investitionsausfälle 40 Milliarden Euro.

Zu Beginn hätten sich die Investitionsverluste zunächst auf Ausrüstungsinvestitionen, also Ausgaben für neue Maschinen, Fahrzeuge und technische Anlagen, bezogen. Seit 2022 fielen jedoch auch Investitionen im Bereich Bauen aus, schilderten die IW-Fachleute.

Geopolitik und „hausgemachte politische Unsicherheiten“ als Gründe für fehlende Investitionen

Als eine Ursache sehen die Ökonomen „insbesondere die geopolitischen Verwerfungen“. So fallen laut den Berechnungen Investitionsverluste von 100 Milliarden Euro auf die beiden Jahre 2022 und 2023, also die Zeit nach Beginn des Kriegs in der Ukraine mit steigenden Preisen als Konsequenz, sowie auf die Eskalation im Nahost-Konflikt zwischen der Hamas und Israel, die Handelsrouten über das Rote Meer und damit Lieferketten beeinträchtigt hat. Unternehmer selbst nannten etwa Bürokratie und Steuern. Es spreche nichts dafür, in Deutschland zu investieren, erklärte etwa Siemens-Manager Christian Kaeser.

Das IW sieht zudem „die hausgemachten politischen Unsicherheiten sowie die gestiegenen Kosten“ als Gründe, weshalb Unternehmen bei ihren Investitionen zögern. Der Ampel sei es nicht gelungen, „die dringend notwendigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Investitionen auf den Weg zu bringen und für Stabilität zu sorgen“, erklärte das Institut. Das Ampel-Aus und die „Unwägbarkeiten“ mit Blick auf die Neuwahl wirkten zudem „wie Betäubungsmittel auf das ohnehin geschwächte Investitionsklima“.

IW-Ökonomen fordern Regierung mit klaren Zielen – um Investitionen zu fördern

Es brauche eine neue Regierung mit klaren Zielen und verlässlichen Rahmenbedingungen für Investitionen am Standort Deutschland, erklärte auch IW-Konjunkturchef Grömling. Als eine Option nannte er das Ende des Solidaritätszuschlags, der vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt wird. „Dies würde die Unternehmen entlasten und ihnen mehr eigenen Finanzierungsspielraum für Investitionen ermöglichen.“ Vor Beginn der Verhandlung hatte das arbeitgebernahe IW bereits erklärt, dass das Soli-Aus Unternehmen Einsparungen von 65 Milliarden Euro bescheren könnte.

Rubriklistenbild: © Sebastian Kahnert/dpa

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