Gas aus Moskau
EU-Land strebt nach Freiheit von Russland– „Blutgeld“ für Putin stellt jedoch Hindernisse dar
Österreich strebt danach, sich von Putins Gas zu befreien. Ein bedeutender Vertrag könnte jedoch bald enden, was auch Auswirkungen auf das EU-Land haben könnte.
Wien – Auch nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs beziehen einige EU-Länder Gas aus Russland. Präsident Wladimir Putin versucht immer wieder, Gas als Druckmittel gegen den Westen zu nutzen. Kiew will Putin allerdings einen Strich durch die Rechnung machen und ein wichtiges Abkommen mit Russland auslaufen lassen. Allerdings gäbe es nicht nur Folgen für Russlands Wirtschaft, sondern auch für Deutschlands Nachbarland.
Folgen für Russlands Wirtschaft und für Österreich: Wichtiges Abkommen läuft aus
Es geht um den Transitvertrag zwischen dem ukrainischen Gasversorger Naftogaz und dem russischen Gaskonzern Gazprom. Trotz russischen Überfalls auf die Ukraine lief das Transit von russischem Erdgas durch die Ukraine weiter. Empfänger sind vor allem Länder ohne Zugang zum Meer, die nicht auf Flüssigerdgas (LNG) umstellen können. Der Vertrag wird am 31. Dezember 2024 auslaufen – bislang hat die Ukraine deutlich gemacht, das Abkommen nicht verlängern zu wollen. „Wir wollen nicht, dass sie hier Geld machen“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj jüngst in einem Interview mit Bloomberg TV am 3. Juli 2024.
Das ukrainische Gastransportsystem spielte bislang eine wichtige Rolle bei der Lieferung von russischem Gas nach Europa. Laut der amerikanischen Denkfabrik Atlantic Council bot die Fortsetzung des Gastransits zudem der EU die Möglichkeit, sich um alternative Erdgaslieferungen zu kümmern. Bis 2023 sank demnach das Transitvolumen auf weniger als 13 Mrd. Kubikmeter, wobei der Großteil des Gases an Österreich, Italien, Ungarn und die Slowakei geliefert wurde.
Laut Informationen des Handelsblatts befürworten Staaten, die weiterhin Gas über die Ukraine beziehen, Gasimporte aus Russland. Demnach wächst die Sorge, dass Teile der EU auch nach Vertragsende über Tricks die Transite durch die Ukraine verschleiert fortführen könnte.
Gas aus Russland: Putin hat offenbar Österreich im Griff
Wenn der Vertrag über russische Gaslieferungen durch die Ukraine Ende 2024 ausläuft, könnte das ein Ende der Lieferungen für EU-Länder bedeuten, die bislang stark auf russisches Gas gesetzt haben – darunter Österreich. Auf Anfrage durch IPPEN.Media teilte das österreichische Klimaschutzministerium bereits mit, dass der Anteil von russischem Gas an allen Netto-Gasimporten Österreichs im Jahr 2023 rund 65 Prozent betragen hatte.
In der Vergangenheit hatte es starke Kritik an Österreich gegeben, weil das Land auch nach dem Ukraine-Krieg Gas importiert. „Zum einen wird Österreich dadurch abhängig, es wird erpressbar.“ Zweitens finanziere Österreich durch die Erdgaskäufe „natürlich auch die Kriegskasse eines Aggressors“, sagte Wolfgang Müller vom Institut für Osteuropa-Geschichte an der Universität Wien, gegenüber der Tagesschau im August 2023. Der frühere Generalsekretär der EU-Kommission, Martin Selmayr, hatte im Jahr 2023 Österreichs Zahlungen an Moskau im Gegenzug für Gaslieferungen als „Blutgeld“ bezeichnet.
Folgen für Putin: Österreich will Abhängigkeit zu Energie aus Russland verringern
Das Land will aber seine Abhängigkeit verringern. Österreichs Energieministerin Leonore Gewessler hat sich dem Kampf gegen die hohe Abhängigkeit ihres Landes von Gas aus Russland verschrieben. Damit die Republik künftig nicht wie zuletzt 98 Prozent dieses Energieträgers aus dem Land bezieht, will die Grünenpolitikerin Gasversorger verpflichten, nach und nach höhere Anteile an nichtrussischem Erdgas nachzuweisen.
Mittlerweile ist Österreich auf einem guten Weg, sich von der russischen Gas-Abhängigkeit zu lösen – so kam eine Studie des DIW zum Schluss, dass Deutschland und Europa in den kommenden Jahrzehnten auch ohne Importe aus Russland zurechtkämen. „Selbst die stark von russischem Erdgas abhängigen Länder wie Österreich und Ungarn“, erklärte Autorin Franziska Holz.
Auch das österreichische Klimaschutzministerium sagte gegenüber unserer Redaktion: „Jedenfalls würde auch ein möglicher Ausfall russischer Gaslieferungen via Ukraine ab dem 1. Januar 2025 zu keiner Gasmangellage in Österreich führen.“ Ebenfalls der österreichische Energiekonzern hatte jüngst gegenüber Ippen.Media ist im Falle eines möglichen Lieferstopps von russischem Gas optimistisch. „Die OMV hat sich im Sinne der Liefersicherheit für ihre Kunden und Kundinnen auf Szenarien einer Unterbrechung der russischen Gaslieferungen vorbereitet“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. (bohy)