Energie
Österreich hängt an Putins Gas-Tropf – und kauft kräftig russisches Pipeline-Gas
Österreich kauft trotz Ukraine-Kriegs weiter Gas aus Russland. Auch andere EU-Länder füllen Putins Kriegskasse mit dem Import von russischem Flüssigerdgas.
Wien – Deutschland hat den Import von Pipeline-Gas aus Russland wegen des Ukraine-Kriegs von 55 Prozent nahezu komplett auf null gesenkt. Andere europäische Länder beziehen hingegen weiter viel des fossilen Brennstoffs und füllen so die Kriegskasse von Kremlchef Wladimir Putin. Allen voran Österreich.
Trotz Ukraine-Kriegs: Österreich deckt Großteil seines Bedarfs mit russischem Gas
Anders als bei Erdöl hat die Europäische Union keine Sanktionen gegen russisches Gas erlassen. Die Alpenrepublik macht sich das zunutze. Daten von Österreichs Energie-Regulierungsbehörde E-Control zufolge kommt durchschnittlich 60 Prozent des importierten Erdgases aus Russland. Im September lag der Anteil sogar bei 80 Prozent, was in etwa der Menge wie zu Beginn des Ukraine-Kriegs entspricht.
Putins Gas aus Russland fließt durch eine Pipeline, die durch die Ukraine führt. Dass Österreich bislang nicht auf russisches Gas verzichtet, liegt an einem noch lange gültigen Vertrag. Der Rohstoff- und Petrochemiekonzern OMV ist bis 2040 an Lieferungen von Gazprom gebunden.
Auch andere EU-Länder hängen an Putins Gas-Tropf: Spanien ist weltweit zweitgrößter Abnehmer
Doch auch andere Länder der EU importieren kräftig russisches Gas – insbesondere Spanien. Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness zufolge bezog das Land von Januar bis Juli 7,5 Millionen Kubikmeter Flüssigerdgas (LNG) per Schiff aus Russland. Das entspreche 18 Prozent der gesamten russischen LNG-Exporte. Nur China, das beim Bau einer neuen Gas-Pipeline aus Russland zögert, kaufte in dem Zeitraum mehr.
„Einen Großteil seiner Gasimporte exportiert Spanien in andere Länder – und profitiert dabei von seinen hohen Regasifizierungskapazitäten“, sagte Ramón Mateo, Energieexperte der Beratung Bebartlet, dem Tagesspiegel. Die zwei größten Abnehmer sind Frankreich und Italien. Drittgrößter Abnehmer von russischem LNG weltweit ist mit 17 Prozent (7,1 Millionen Kubikmeter) Belgien. Frankreich bezieht 4,5 Millionen Kubikmeter.
Russlands Gas kommt nicht per Pipeline: EU-Länder setzen auf LNG per Tankschiff
„Es ist schockierend zu sehen, dass sich viele EU-Länder von russischem Gas via Pipelines unabhängig gemacht haben, nur um es dann durch LNG per Tankschiff zu ersetzen“, wurde Global-Witness-Experte Jonathan Noronah-Gant in der Financial Times zitiert.
Unterm Strich importierten in den ersten sieben Monaten des Jahres Staaten der EU mehr Flüssigerdgas aus Russland als vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Laut Global Witness waren es mit 22 Millionen Kubikmeter LNG 40 Prozent mehr im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2021. 52 Prozent des gesamten russischen LNG-Exports gingen in die EU. Für Putin bedeutete das Einnahmen von fast 5,3 Milliarden Euro. (mt)
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