Wärmewende
Ende der Monopol-Preise in Sicht? Neue Plattform soll Kosten für Fernwärme transparent machen
Fernwärme soll ein wichtiger Baustein der Wärmewende werden. Doch bisher frustrierte sie mit kryptischer Preisbildung. Das soll sich ab April ändern.
Frankfurt/Berlin - Für viele Fernwärmekunden sind die Heizkostenabrechnungen zu Beginn des Jahres ein Ärgernis. Bei den Nachzahlungen geht es häufig um mehrere hundert Euro und teilweise um drastische Erhöhungen. Verbraucherverbände (vzbv) und Mieterorganisationen sprechen von überzogenen Preissteigerungen. Sie sollen nicht nur auf die gestiegenen Energiepreise in Verbindung mit der Ukraine-Krise zurückzuführen sein. Der größte Kritikpunkt: Die fehlende Transparenz bei der Preisgestaltung auf dem Monopol-Markt. Eine neue Plattform soll Kunden bald aus der Kostenfalle helfen.
Die Preisplattform für Fernwärme-Anbieter soll die Transparenz für die Verbraucher bei den Heizkosten verbessern. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) und die Arbeitsgemeinschaft Fernwärme (AGFW) wollten die gemeinsame Plattform im April starten. Das kündigte BDEW-Chefin Kerstin Andreae in einem Interview des Nachrichtenportals Table.Media an. „Da werden etwa 150 Fernwärme-Unternehmen mitmachen. Damit decken wir nahezu den ganzen Markt ab.“
Vergleichsplattform für Fernwärme kommt im April 2024
Mit dem neuen Angebot reagieren die Verbände auf die Kritik an den Fernwärme-Preisen. Bisher habe es große Unterschiede gegeben, die für die Kunden kaum nachvollziehbar sind. Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine und die darauffolgende Energiekrise konnten die Energieunternehmen ihre Gewinnmargen deutlich steigern. Zumindest besteht dieser Verdacht. Bei genauer Betrachtung der regional unterschiedlichen Preise verdichten sich die Hinweise.
Die Arbeitspreise pro kWh für Fernwärme unterscheiden sich je nach Wohnort. Sie allein bestimmen jedoch nicht den Endpreis, den Kunden zahlen. Die Energieversorger verwenden zur Berechnung verschiedene, für Kunden kaum nachvollziehbare Formeln. Dabei werden verschiedene Preisindizes herangezogen, die in die Formel einfließen. Welche Werte dabei berücksichtigt werden und welche nicht, liegt im Ermessen der Anbieter. Außerdem orientiert sich der Preis in der Regel am Gaspreis, auch wenn eine andere Energiequelle zur Erzeugung der Fernwärme genutzt wird.
Fernwärme-Vergleich: Hoffnung auf niederigere Preise steigt
„Wir wissen, dass es bei der Transparenz der Preise ein Problem gibt“, sagt BDEW-Chefin Kerstin Andreae. „Die Vergleichbarkeit ist schwierig. Das wird die Branche jetzt angehen.“ Die Fernwärme-Anbieter werden ihre Preise auf der Online-Plattform „in standardisierter Form“ angeben, damit sie einfach vergleichbar sind.
Ob sich die dann geschaffene Transparenz auf die Preise für Verbraucher auswirkt, bleibt abzuwarten. Das Monopol der lokalen Fernwärme-Anbieter bedeutet: „Den Anbieter zu wechseln, ist bei der Fernwärme tatsächlich nicht möglich, da Fernwärme anders als beim Gas abgeschlossene Netze nutzt“, erklärt Andreae im Table.Media-Interview. Sie hofft nach eigenen Worten jedoch, dass das neue Angebot auch zu niedrigeren Kosten für Verbraucher führt. Die BDEW-Chefin ermutigte Verbraucher, sich gegen hohe Preise zu wehren, denn: „Die Versorger sind an eine angemessene Preissetzung gebunden. Sie können Preise nicht beliebig setzen, da sie einer kartellrechtlichen Preiskontrolle unterliegen.“
In Deutschland werden nach Angaben des BDEW rund sechs Millionen der insgesamt knapp 42 Millionen Wohnungen mit Fernwärme beheizt. Der Anteil des Energieträgers beträgt damit 15,2 Prozent. Die Daten stammen aus dem Jahr 2023.
(mit Material von dpa und AFP)
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