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Wärmewende

Fernwärme: Alternative zur Wärmepumpe oder Kostenfalle?

Der Ausbau der Fernwärme ist elementarer Bestandteil der Energiewende-Pläne der Bundesregierung. Doch eine Erhebung der Verbraucherzentralen legt nahe, dass es große Preisunterschiede gibt.

Berlin – Fernwärme ist ein zentraler Schlüssel zur Energiewende in Deutschland. Ab 2045 müssen alle Wärmenetze klimaneutral sein. In vielen Kommunen sollen deshalb die Wärmenetze erweitert oder neu errichtet werden. Müssen oder sollten Hauseigentümer da einsteigen? Und wie viel wird das kosten?

Erhebung: Große Preisunterschiede bei Fernwärme

Denn die Fernwärme hat einen großen Nachteil. Verbraucher können sich bei Fernwärme anders als bei Strom oder Gas den Anbieter nicht aussuchen, sondern können diese nur von einem einzigen Versorgen beziehen. Verbraucherschützer kritisieren dabei vor allem die Intransparenz der Fernwärmepreise. Eine Erhebung des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (VZBV) zu den Fernwärmepreisen, die der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorliegt, zeigt erhebliche regionale Unterschiede.

Der Ausbau der Fernwärme ist elementarer Bestandteil der Energiewende-Pläne der Bundesregierung. (Archivbild)

Demnach war unter den großen Stadtnetzen im dritten Quartal von 2023 die Fernwärme in Köln am teuersten – und zwar mit im Schnitt 27 Cent pro Kilowattstunde. Für ein Einfamilienhaus seien das Gesamtkosten von 4855 Euro, so die FAZ. Am günstigsten sei die Fernwärme dagegen in Halle gewesen, mit 12 Cent pro Kilowattstunde. In diesem Fall komme ein Einfamilienhaus nur auf Gesamtkosten von 2230 Euro. Die Preisunterschiede zwischen den Städten seien zu Jahresbeginn sogar noch größer gewesen. Die Formeln, nach denen die Stadtwerke die Preise berechnen würden, seien selbst für Fachleute kaum nachzuvollziehen, schreibt die FAZ.

Verbraucherzentrale: Sammelklagen gegen Fernwärme-Anbieter

Die Verbraucherzentrale will dagegen vorgehen und hat vor kurzem die Fernwärmeanbieter Eon und Hansewerk Natur wegen angeblich rechtswidriger Preiserhöhungen verklagt. Mit Sammelklagen wolle man Rückerstattungen für Kundinnen und Kunden erstreiten, teilte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) mit.

Es gehe um Preisanstiege von mehreren hundert Prozent. Viele Kunden der beiden Fernwärmeanbieter müssten derzeit im Vergleich zum Jahr 2020 ein Vielfaches für das Heizen ihrer Wohnräume bezahlen. Zuvor hatte die Funke Mediengruppe über die Sammelklagen berichtet. Nach Einschätzung des vzbv sind die Preiserhöhungen der zurückliegenden Jahre unwirksam, weil die Preisänderungsklauseln nicht den rechtlichen Anforderungen entsprechen.

Missbrauchsverfahren: Bundeskartellamt spürt Preiserhöhungen nach

Die beiden Unternehmen wiesen die Vorwürfe zurück und erklärten jeweils, dass sie der Klage gelassen entgegensähen. „Unsere Fernwärmepreise folgen den gesetzlichen Vorgaben und passen sich den Kosten- und Marktentwicklungen an“, erklärte ein Eon-Sprecher in Essen. Die Preisgestaltung richte sich nach Preiskomponenten, die auf jederzeit einsehbaren Grundlagendaten des Statistischen Bundesamtes beruhten. Man sei sich der Belastungen der Kunden bewusst. „Die historisch hohen Energiepreise der letzten beiden Jahre lagen aber außerhalb unserer Verantwortung. Unsere Preise waren und sind fair, transparent und entsprechen allen gesetzlichen Vorgaben“, sagte der Eon-Sprecher weiter.

Preiserhöhungen von Fernwärme-Versorgern sind jüngst auch dem Bundeskartellamt aufgefallen. Sechs müssen sich jetzt wegen des Verdachts zu starker Preiserhöhungen einem Missbrauchsverfahren stellen. Welche Anbieter dies genau sind, hatte die Behörde vergangene Woche nicht mitgeteilt. Die Behörde will insbesondere die konkrete Anwendung von Preisanpassungsklauseln prüfen. Wann das Kartellamt seine Prüfung abschließen wird, ist offen.

Wie setzen sich die Kosten für Fernwärme zusammen?

Um die Kosten für Fernwärme zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, wie sich der Preis zusammensetzt: „Er besteht aus einem Grundpreis und einem Arbeitspreis“, erklärt Alexander Steinfeldt, Energieexperte der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online. Der Grundpreis deckt alle Kosten ab, die unabhängig vom eigentlichen Verbrauch entstehen.

Zum Beispiel die Kosten der Erzeugungs- und Transportanlagen sowie die Personalkosten für den Betrieb und die Wartung der Netze. Seine Höhe ist abhängig vom Anschlusswert beziehungsweise von der Anschlussleistung und liegt im Jahr bei rund 20 bis 30 Euro pro Kilowatt angeschlossener Leistung.

Gut zu wissen für Eigentümer einer besonders energieeffizienten Immobilie: „Kunden haben die Möglichkeit, die Anschlussleistung und damit den Grundpreis im laufenden Vertrag reduzieren zu lassen, wenn sie weniger Fernwärme verbrauchen als vereinbart“, so Martin Brandis, Energieexperte der Verbraucherzentrale Bundesverband. 

Mit dem Arbeitspreis wiederum rechnen Versorger die tatsächlichen Verbrauchskosten ab. Er entsteht für jede Kilowattstunde, die Verbraucherinnen und Verbraucher aus dem Netz beziehen.

Wie viel kostet also die Fernwärme?

Ein Beispiel: 2022 lagen die Kosten der Fernwärme für ein Einfamilienhaus mit 110 Quadratmeter Wohnfläche laut Heizspiegel zwischen 1145 und 2540 Euro.

Die großen Kostenunterschiede hängen demnach vor allem mit dem energetischen Zustand des jeweiligen Hauses zusammen. Regionale Wetterunterschiede und das Heizverhalten der Hausbewohner sind weitere Faktoren, die den Preis beeinflussen.

Zurzeit ist der Fernwärmepreis für 80 Prozent des Verbrauchs auf 9,5 Cent je Kilowattstunde gedeckelt. Informationen und Entscheidungshilfen in Bezug auf Fernwärme können Interessierte bei unabhängigen Energieberatern und auch bei den Verbraucherzentralen bekommen.

Mit Material der dpa

Rubriklistenbild: © Thomas Banneyer/dpa

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