Antriebswende
Elektroautos in Deutschland: Ausgebremst nach dem Prämien-Aus
Das Ende der Kaufprämie für Elektroautos hat die Zulassungszahlen in Deutschland einbrechen lassen. Neben den Preisen hat offenbar auch die Erfahrung damit zu tun.
Coburg/Berlin – Die Einstellung der Bevölkerung zu Elektroautos hat sich in Deutschland nach dem Wegfall der Umweltprämie verändert. Die Kaufprämie, die viele Bürger zuvor zum Umstieg auf ein BEV-Modell motivierte, wurde im Dezember 2023 eingestellt, das führte zum Einbruch der Neuzulassungen gegenüber den Jahren zuvor.
Laut einer Analyse der HUK Coburg ist der Bestand an reinen E-Autos im vierten Quartal des vergangenen Jahres hierzulande nur noch um 0,1 Prozent gewachsen. Schwächer war dieser Wert zuletzt Ende 2020, während es vor einem Jahr noch 0,2 Prozent waren. Das Umstiegstempo ist also halbiert worden.
Elektroautos in Deutschland: Regionale Unterschiede und die Rolle der Ladesäulen
Grundlage des neu erschienenen „E-Barometers“ der HUK ist der eigene Datenbestand. Mit knapp 13 Millionen Fahrzeugen ist der Anbieter eigenen Angaben zufolge der Marktführer im Bereich Kfz-Versicherung.
Zudem zeigen die Auswertung der HUK Coburg, dass wohlhabendere Regionen wie der Kreis Starnberg (südlich von München) eine höhere Umstiegsquote auf Elektroautos aufweisen. Hier entschieden sich 8 Prozent der Autobesitzer für ein (neues oder gebrauchtes) Elektroauto, während der Bundesdurchschnitt bei 3,9 Prozent lag. Dies könnte auf die bessere Verfügbarkeit von privaten Ladesäulen in ländlichen Regionen zurückzuführen sein.
Auch in den 20 größten Städten Deutschlands gibt es Unterschiede: In Frankfurt lag die Umstiegsquote mit 4 Prozent am höchsten, in Dresden mit 2,3 Prozent am niedrigsten.
Elektroauto-Erfahrung beeinflusst Einstellung – auch wenn sie fehlt
Eine begleitende Umfrage des Dateninstituts Yougov zeigt, dass die persönliche Einstellung zu Elektroautos stark von der eigenen Erfahrung beeinflusst wird. Von den Befragten, die bereits ein Elektroauto besitzen oder zumindest gefahren sind, bewerten ganze 82 Prozent diese Antriebsart positiv.
Im Gegensatz dazu sind Menschen ohne direkte Erfahrung skeptischer eingestellt, was auf mögliche Vorurteile über Stromer zurückzuführen sein könnte. Diese Personengruppe gab im Schnitt ein deutlich schlechteres Urteil ab als diejenigen mit E-Auto-Erfahrung. „Rund 70 Prozent der Deutschen mit Führerschein haben noch nie ein reines Elektroauto jemals selbst gefahren“, erklärt die HUK in diesem Zusammenhang.
Die Daten von Yougov entstammen einer im November durchgeführten Umfrage, mit gut 4100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab 16. Die Tendenz zeigt also dahin, dass Deutschland noch länger eine Verbrenner-Hochburg bleibt.
Deutschland ist Verbrenner-Hochburg – China das exakte Gegenstück
Im internationalen Elektroauto-Vergleich zeigt sich für das Jahr 2024 ein anderes Bild: Laut Daten von Rho Motion stiegen die Neuzulassungen von Elektro- und Plug-in-Hybridmodellen weltweit um 25 Prozent. Das mündet in einem Gesamtjahres-Marktwachstum auf 17,1 Millionen neuzugelassene Einheiten.
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Dass der Elektroauto-Absatz weltweit nach wie vor wächst, zeigen auch die vier Monatsrekorde, die laut der Auswertung zwischen September und Dezember aufgestellt wurden. Alleine im letzten Monat des Jahres seien weltweit gut 1,9 Millionen E-Autos hinzugekommen. Besonders in China boomt der Markt, mit einem Zuwachs von imposanten 40 Prozent. Fast zwei Drittel (64 Prozent) aller neuen (teil-)elektrischen Modelle wurden mit 11 Mio. in der Volksrepublik zugelassen.
E-Auto-Absatz in Europa stagniert – unterschiedliche Subventionsansätze
Im Gegensatz dazu verzeichnete der europäische Markt insgesamt einen Rückgang von 3 Prozent, was mitunter auf der Abschaffung der staatlichen Kaufprämie in Deutschland basiert.
In Nordamerika hingegen sorgten auch Verbrauchersubventionen wie Steuergutschriften für ein Wachstum von 9 Prozent, während bei dem E-Auto-Boom in Großbritannien strengere Vorgaben der Hersteller im Hinblick auf CO2-Emissionen ausschlaggebend waren – und Autohersteller so zu höheren Rabatten gezwungen waren. „In Nordamerika ist das Wachstum von größtenteils auf Verbrauchersubventionen zurückzuführen, und im Vereinigten Königreich hat das ZEV-Mandat den Herstellern einen großen Anreiz geboten, ihre emissionsarmen Autos zu fördern“, erklärt Charles Lester von Rho Motion.
Im Oktober 2024 waren nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) hierzulande knapp 1,6 Millionen vollelektrische Autos zugelassen. (PF)
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