„Nicht zu sanft“
Diskussion um Zollbefreiung: „Null-für-Null-Zölle“ als Angebot der EU an Trump
Die EU-Kommission erwägt, Vergeltungszölle gegen die USA zu verhängen. Währenddessen ändert Trump-Unterstützer Musk seinen Kurs.
Update vom 7. April, 15.02: Die EU hat US-Präsident Donald Trump nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Abschaffung aller Zölle auf Industriegüter auf beiden Seiten vorgeschlagen. „Wir haben Null-für-Null-Zölle für Industriegüter angeboten“, sagte von der Leyen am Montag in Brüssel. „Europa ist immer zu einem guten Geschäft bereit.“
Trump-Zölle: EU spricht mit Autobauern über Gegenmaßnahmen
Update vom 7. April, 13.12 Uhr: Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, telefonierte mit Vertretern der Metallindustrie und sprach später mit Vertretern der Automobilbranche über eine mögliche Reaktion auf die US-Zölle. Das berichtet Reuters und beruft sich auf anonyme Quellen und ein Schreiben.
Ziel der Gespräche war es demnach, eine Strategie für weitere Gegenmaßnahmen zu entwickeln, die über die bevorstehende Antwort Brüssels auf die von Washington angekündigten Stahlzölle hinausgehen, über die im Laufe dieser Woche abgestimmt werden soll. Ein drittes Gespräch mit der europäischen Pharmaindustrie ist für Dienstag geplant.
Update vom 7. April, 12.45 Uhr: Die Europäische Union rüstet sich für einen massiven Handelskrieg mit den USA. Nach Donald Trumps jüngst verhängten Einfuhrzöllen bereitet Brüssel nun einen beispiellosen Gegenschlag vor. Die geplanten Vergeltungsmaßnahmen könnten US-Produkte im Wert von sage und schreibe 400 Milliarden Euro treffen – ein wirtschaftlicher Hammer, der die transatlantischen Beziehungen auf eine harte Probe stellen dürfte. Das schätzt die irische Nachrichtenseite RTE.
Nach Trumps Zoll-Schock: Geheime 99-Seiten-Liste enthüllt EU-Strategie
Wie die irische Nachrichtenseite RTE berichtet, hat die EU-Kommission bereits eine umfangreiche Liste mit US-Produkten erstellt, die künftig mit empfindlichen Strafzöllen belegt werden sollen. Das brisante Dokument umfasst demnach ganze 99 Seiten und listet zahlreiche amerikanische Exportschlager auf. Die Liste soll laut dem Bericht bereits am kommenden Mittwoch mit den 27 EU-Mitgliedsstaaten abgestimmt werden. Dies deutet auf die Dringlichkeit hin, mit der die EU auf Trumps Zollmaßnahmen reagieren will.
Ein interessantes Detail aus dem RTE-Bericht: Irland hat offenbar gemeinsam mit Frankreich und Italien interveniert, um amerikanischen Bourbon-Whiskey von der Liste möglicher Strafzölle zu streichen. Der Grund dafür ist brisant: Donald Trump hatte gedroht, im Gegenzug europäische Weine und Spirituosen mit einer drastischen Zollabgabe von 200 Prozent zu belegen.
Diese Intervention zeigt, wie komplex die Interessenlage innerhalb der EU ist. Besonders Länder mit starken Export-Interessen im Bereich Wein und Spirituosen fürchten offenbar eine Eskalation in diesem speziellen Sektor.
Trumps Zölle: Bundesregierung will keinen „Handelskrieg“
Update vom 7. April, 12.10 Uhr: Während die EU in die Beratung geht, wie sie auf Trumps Zölle reagieren kann, rät die Bundesregierung von Maßnahmen ab, die einen „Handelskrieg“ auslösen könnten. Die jüngsten Kurseinbrüche an den Börsen seien ein „Weckruf“, dass dieser Weg „am Ende nur Verlierer kennen würde“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Montag in Berlin. Deutschland und Europa müssten deshalb „klug“ und „klar“ agieren, um einen „Handelskrieg“ zu verhindern. Ziel müsse es sein, Handelshemmnisse abzubauen.
Bei der Antwort auf Trumps jüngste Zollankündigungen gebe es noch „Abstimmungsbedarf“ unter den Regierungen in Europa, sagte Hebestreit weiter. Der noch geschäftsführend im Amt befindliche Kanzler Olaf Scholz (SPD) führe hierzu Gespräche. Diese fänden auch in enger Abstimmung mit Vertretern der möglichen künftigen Regierungskoalition unter CDU-Chef Friedrich Merz statt.
Update vom 7. April 2025, 10.45 Uhr: In Luxemburg wollen die Handelsminister der EU-Staaten (11.00 Uhr) über die Frage beraten, mit welcher Strategie Trump zum Einlenken bei den Sonderzöllen bewegt werden könnte.
Erstmeldung vom 6. April 2025, 14.20 Uhr: Brüssel – Nach den neuen US-Zöllen erscheint ein Handelskrieg mit der EU unausweichlich. Die EU hat bereits Gegenmaßnahmen angekündigt – und will geschlossen gegen den Vorstoß der US-Regierung vorgehen. Dies dürfte voraussichtlich auf erste gezielte Gegenmaßnahmen für US-Importe im Volumen von bis zu 28 Milliarden US-Dollar hinauslaufen. Welche Importe im Fokus stehen könnten.
Nach Trumps Zöllen: EU plant Gegenmaßnahmen – welche US-Waren im Visier sind
In Luxemburg kommen am Montag die Handelsministerinnen und -minister der 27 EU-Mitgliedstaaten zusammen, um sich über die Auswirkungen und die beste Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Import-Zölle auszutauschen. Die Europäische Kommission, die die EU-Handelspolitik koordiniert, wird den EU-Staaten eine Liste von US-Produkten vorschlagen, auf die zusätzliche Zölle erhoben werden könnten. Hier geht es vorrangig um eine Reaktion auf Trumps Stahl- und Aluminiumzölle.
Die Liste soll US-Fleisch, Getreide, Wein, Holz und Kleidung sowie Kaugummi, Zahnseide, Staubsauger und Toilettenpapier umfassen. Ein Produkt, das hier im Fokus steht und für Uneinigkeit in der EU sorgt, ist Bourbon-Whiskey. Die Kommission hat einen Zoll von 50 Prozent vorgesehen, was Trump prompt dazu veranlasst hat, mit einem Gegenzoll von 200 Prozent auf alkoholische Getränke aus der EU zu drohen. Dies sorgte für Kritik bei Weinexporteuren aus Frankreich und Italien. Die EU, deren Wirtschaft stark vom Freihandel abhängig ist, legt Wert darauf, sich für jede Reaktion breite Unterstützung zu sichern. Es geht darum, den Druck auf Trump aufrechtzuerhalten und letztlich Verhandlungen dazu aufzunehmen.
Trump hatte am Mittwoch eine neue Welle von Zöllen gegen viele weltweite Handelspartner angekündigt und damit Sorgen vor einer globalen Rezession geschürt. Die Börsen weltweit brachen ein. Wenn die EU nun – wie China und Kanada – Vergeltungszölle gegen US-Importe verhängt, würde dies den Konflikt weiter eskalieren und könnte zu einem Handelskrieg führen.
EU plant Vergeltungszölle wegen Trump: „Schwieriger Balanceakt“
Die 27 EU-Staaten müssen mit Einfuhrzöllen von 25 Prozent auf Stahl, Aluminium und Autos sowie ab Mittwoch mit Zöllen von 20 Prozent auf fast alle anderen Waren rechnen. Trumps Zölle betreffen rund 70 Prozent der EU-Exporte in die USA – im vergangenen Jahr insgesamt im Wert von 532 Milliarden Euro. Zölle auf Kupfer, Pharma-Produkte, Halbleiter und Holz stehen voraussichtlich noch bevor.
Hauptziel des Treffens am Montag ist laut EU-Diplomaten, eine einheitliche Botschaft zu vermitteln: den Wunsch, mit der Regierung in Washington über die Abschaffung der Zölle zu verhandeln. Aber es gehe auch darum, die Bereitschaft zu signalisieren, im Falle eines Scheiterns Gegenmaßnahmen zu ergreifen. „Es ist ein schwieriger Balanceakt“, sagte ein EU-Diplomat. „Die Maßnahmen dürfen nicht zu sanft sein, damit die USA an den Verhandlungstisch kommen, aber auch nicht zu hart, damit es nicht zu einer Eskalation kommt.“
Nach Trumps Zöllen: Musk wagt plötzlich brisanten Vorstoß
Der US-Milliardär und Trump-Berater Elon Musk sagte, er hoffe, dass es in Zukunft eine vollständige Handelsfreiheit zwischen den USA und Europa geben werde. „Am Ende des Tages hoffe ich, dass man sich darauf einigt, dass sowohl Europa als auch die Vereinigten Staaten meiner Meinung nach idealerweise zu einer Null-Zoll-Situation übergehen sollten, um effektiv eine Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika zu schaffen“, sagte der Tesla-Chef in einem Videolink, mit dem er am Samstag auf einem Kongress der rechtsgerichteten italienischen Regierungspartei Lega in Florenz zugeschaltet war. (bohy/reuters)
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