Aus USA zugeschaltet
Auftritt in Davos: Trump will Ölpreise senken, um Ukraine-Krieg zu beenden – Rückschlag für Putin?
Der neue US-Präsident Donald Trump spricht in der Schweiz das erste Mal auf internationaler Bühne. Bereits seit Tagen wird über ihn und seine neue Wirtschaftspolitik spekuliert.
Update vom 23. Januar, 17.36 Uhr: Trump hat sich auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos für niedrigere Ölpreise ausgesprochen und einen Bezug zum Ukraine-Krieg hergestellt. Trump sagte, er werde Saudi-Arabien und die OPEC dazu auffordern. „Wenn der Preis sinken würde, wäre der russisch-ukrainische Krieg sofort beendet“, sagte der US-Präsident. „Im Moment ist der Preis so hoch, dass dieser Krieg weitergehen wird. Man muss den Ölpreis senken. Dann könnte man diesen Krieg beenden.“
Zudem drohte Trump erneut mit Zöllen und forderte Unternehmen auf, in den USA zu produzieren. „Amerika ist zurück und offen für Geschäfte“, sagte der Republikaner, der per Video zugeschaltet war. „Wenn Sie Ihr Produkt nicht in Amerika herstellen, was Ihr gutes Recht ist, dann werden Sie ganz einfach einen Zoll zahlen müssen.“ Dieser könne unterschiedlich hoch sein, aber werde letztlich die US-Wirtschaft stärken.
Erstmeldung vom 23. Januar 2025, 16.00 Uhr: Davos - Erstmals in seiner neuen Amtszeit wird US-Präsident Donald Trump am Donnerstag (23. Januar) beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos auf internationaler Bühne sprechen. Hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik erwarteten mit Spannung die für 45 Minuten angesetzte Videoschalte am Nachmittag. Auf Trump eingestimmt wurde bereits davor: Der US-Sondergesandte Richard Grenell forderte bei einer Diskussion höhere Verteidigungsausgaben der Nato-Staaten. Argentiniens Präsident Javier Milei pries die Freiheit, zu der Trump die USA nun wieder führen werde.
Mehr Zölle, weniger Klimaschutz und die Übernahme des Panama-Kanals: Trump rüttelt Weltgemeinschaft auf
Auch ohne die physische Anwesenheit des neuen US-Präsidenten in der Schweiz war dieser bereits seit dem Beginn des internationalen Treffens am Montag präsent: Ob bei offiziellen Podiumsdiskussionen, in den Shuttle-Bussen zum Tagungsort oder bei Partys - immer wieder wurde über Trump und seinen neuen, harten Kurs etwa in der Wirtschafts- und Verteidigungspolitik diskutiert.
Trump hatte der Weltgemeinschaft in den vergangenen Tagen bereits einen Vorgeschmack auf das gegeben, was künftig von ihm zu erwarten sein wird: Er drohte mit Zöllen gegen Mexiko und Kanada, einer Übernahme des Panamakanals durch die USA und kündigte zudem den Rückzug seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen sowie die verstärkte Förderung von Öl und Gas an.
Der Republikaner Trump setzt auf eine rigorose „America First“-Wirtschaftspolitik. Diese Haltung steht in starkem Kontrast zum Multilateralismus, der in Davos befürwortet wird. Die Ökonomin Karen Harris beschrieb die diesjährige Atmosphäre in dem Schweizer Ferienort daher so, als seien alle „in der Ungewissheit eingefroren“.
China und Deutschland stellen sich gegen Handelskrieg mit Trump
Chinas Vize-Regierungschef Ding Xuexiang mahnte etwa, ohne Trump direkt zu erwähnen, dass es „keine Sieger in einem Handelskrieg“ gebe. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte in Davos am Dienstag gesagt, Deutschland müsse den freien Handel als Grundlage des Wohlstands „gemeinsam mit anderen Partnern verteidigen“. Gleichzeitig riet er zur Zusammenarbeit mit Trump und einem unaufgeregten Umgang mit dem neuen US-Präsidenten.
Schon wenige Stunden vor Trump hatte einer seiner größten Fans, der rechtsgerichtete argentinische Präsident Javier Milei, in Davos die Bühne gesucht. Dieser sagte in seiner Rede, Argentinien greife „die Idee der Freiheit“ wieder auf und „ich vertraue darauf, dass Präsident Trump das auch in diesem neuen Amerika tun wird“. Dabei griff er das „mentale Virus der Woke-Ideologie“, das auch durch Foren wie Davos verbreitet worden sei. Zum linken „Wokismus“ sagte Milei: „Es ist das Krebsgeschwür, das weg muss.“
Trump-Rede mit Spannung erwartet - Saudi-Arabien packt schon zuvor das Portemonnaie aus
Trump wird um 17.00 Uhr per Videoschalte zu der globalen Elite aus Wirtschaft und Politik in Davos sprechen. Im Anschluss ist eine Fragerunde unter anderem mit dem Chef der Bank of America, Brian Moynihan um dem Chef des französischen Öl- und Gaskonzerns TotalEnergies, Patrick Pouyanne vorgesehen.
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman sagte den USA laut Staatsmedien in einem Telefonat mit Trump derweil Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Dollar zu. Saudi-Arabien ist der weltweit größte Öl-Exporteur.
Hohe Forderungen: Trump verlangt von der Nato mehr Geld und Engagement
Der US-Sondergesandte Grenell forderte - ebenfalls per Video zugeschaltet - am Vormittag in einer Diskussionsrunde in Davos die Nato-Mitgliedstaaten zu höheren Zahlungen und dazu auf, ihren „gerechten Anteil“ an der Verteidigung zu tragen. Erst dann könne über eine Ausweitung des Bündnisses nachgedacht werde. Zuvor hatte Nato-Generalsekretärs Mark Rutte gesagt, eine vollständige Nato-Mitgliedschaft sei das „einfachste Ergebnis“ für die Ukraine, wenn ein „nachhaltiger“ Frieden gesichert sei.
Trump hatte den Europäern in der Vergangenheit mit dem Ende des Nato-Beistandspakts gedroht, sollten sie nicht genug in ihre Verteidigung investieren. Er fordert von den Nato-Staaten statt der aktuellen Quote von zwei Prozent jeweils Ausgaben in Höhe von fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts.
Ende des Ukraine-Kriegs? Trump droht Russland unverhohlen
Am Mittwoch hatte der US-Präsident Russland mit weiteren Sanktionen und Zöllen gedroht, sollte es nicht schnell zu einer Einigung im Ukraine-Krieg kommen. Der Kreml reagierte am Donnerstag nüchtern und erklärte, er sehe in den Äußerungen „nichts Neues“, sei aber dennoch zu einem Dialog „in gegenseitigem Respekt“ bereit. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte von den Verbündeten unterdessen „echte Garantien“ vor jeglichen Verhandlungen mit Russland. Er schloss auch territoriale Zugeständnisse weiter aus. Er werde dennoch versuchen, mit „diplomatischen“ Mitteln eine Rückgabe von durch Russland erobertes Land zu erreichen.
Während seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 hatte Trump auch schon persönlich an dem Treffen in dem Schweizer Skiort Davos teilgenommen, bei dem sich jährlich die globale Elite aus Politik und Wirtschaft versammelt. Trump war am Montag für seine zweite Amtszeit vereidigt worden. (afp, lf)
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