Bundesrepublik steigt auf
Deutschland in der Rezession – dennoch Aufstieg im Ranking der größten Volkswirtschaften
Obwohl die deutsche Wirtschaft 2023 allem Anschein nach eine Rezession hinlegen wird, ist man offenbar in die Top drei der weltgrößten Volkswirtschaften aufgestiegen.
Tokio/Berlin – Das laufende Jahr wird Deutschland Prognosen zufolge mit einem niedrigeren Bruttoinlandsprodukt (BIP) abschließen. Dabei bilde die Bundesrepublik 2023 angeblich ein Alleinstellungsmerkmal unter den großen Wirtschafts- und Industrienationen G7, aktuellen Schätzungen nach schrumpft die deutsche Wirtschaft um 0,4 Prozent.
Jedoch gibt es im Ranking der größten Volkswirtschaften allem Anschein nach eine beachtliche Entwicklung: Obwohl unser Land in eine Rezession fällt, wird dem Vernehmen nach Japan als drittgrößte Volkswirtschaft überholt. Jüngste Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) beinhalten, dass Deutschland ein größeres Wachstumspotenzial als Japan besitzt.
Deutsche Wirtschaft 2023 wohl auf Platz drei der größten Volkswirtschaften
Laut Untersuchungen des IWF werde das nominale Bruttoinlandsprodukt hierzulande in diesem Jahr bei 4,43 Billionen Dollar liegen, während Japan knapp dahinter mit 4,23 Billionen Dollar liegt. Der Unterschied beträgt den Schätzungen zufolge rund 200 Milliarden US-Dollar. Hauptgrund für die Entwicklung sei der Rückgang der japanischen Landeswährung Yen gegenüber dem US-Dollar sowie dem Euro.
Dabei leide Japans Wirtschaft nicht generell unter einer schwachen Währung: Laut Spiegel könne ein schwacher Yen für die auf Export getrimmte japanische Wirtschaft sogar vorteilhaft sein. Das Problem sei mittlerweile, dass das ostasiatische Land gleichzeitig in großem Umfang Rohstoffe und Energieträger aus dem Ausland benötigt. Für Importe wird nun mehr Geld als früher ausgegeben, weil die Kosten für Rohstoffe und Energie in den vergangenen Monaten gestiegen sind.
Ein wesentlicher Grund für die Schwäche des japanischen Yen ist laut Bloomberg die konträre Geldpolitik im Vergleich beispielsweise zur Europäischen Zentralbank (EZB): In Ländern wie Deutschland seien die Zinsen erhöht worden, um die Inflation zu bekämpfen. Die japanische Notenbank möchte hingegen nach Jahren der Deflation Preissteigerungen fördern und verzichtet daher auf eine derartige Maßnahme. So kletterte der Euro in diesen Tagen in Richtung der Marke von 160 Yen, so groß war der Unterschied letztmals im August 2008, schildert Finanzmarktwelt.de.
Was ist das Bruttoinlandsprodukt eigentlich?
Das BIP bezeichnet die Gesamtheit sämtlicher in einer Volkswirtschaft produzierten Waren und Dienstleistungen. Das Bruttoinlandsprodukt beinhaltet alles, was in einem bestimmten Zeitraum hergestellt wird. Zudem fließen mit ein:
- der Wert von Dienstleistungen
- die Ausgaben von Verbrauchern
- Bauinvestitionen
- Investitionen von Unternehmen (Anschaffungen wie Maschinen und Fahrzeuge).
Berücksichtigt werden alle Wirtschaftsbereiche einer Nation. Weiterer Bestandteil ist der sogenannte Außenbeitrag - die Differenz dessen, was Unternehmen ins Ausland verkaufen (Exporte) und von dort einkaufen und nach Deutschland befördern (Importe).
Die mit Abstand größte Volkswirtschaft der Welt sind übrigens die Vereinigten Staaten. Das BIP der USA erreichte nach Daten der Weltbank im Jahr 2022 rund 25 Billionen US-Dollar. Auf Rang zwei liegt China mit einem wirtschaftlichen Volumen von knapp 18 Billionen, gefolgt von Japan mit gut 4,2 Bio. und Deutschland mit rund 4,1 Bio. Dollar (umgerechnet etwa 3,8 Bio. Euro).
Deutschland trotz Rezession auf Rang drei - für Japan hat „Wirtschaft Priorität“
Derweil hat Japans Regierungschef Fumio Kishida Steuersenkungen und weitere Hilfen für Haushalte und Unternehmen versprochen. „Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft. Vor allem die Wirtschaft ist meine Priorität“, erklärte der 66-Jährige diese Woche in einer Ansprache im Parlament in Tokio. Seine Regierung arbeitet derzeit an einem Konjunkturpaket wegen der hohen Inflation.
„In den nächsten zwei bis drei Jahren werden wir die Unterstützungsmaßnahmen intensivieren, die zur Stärkung der Versorgungskapazität beitragen werden“, zitiert Agence France-Press (AFP) den Regierungschef weiter. Auch große Investitionen für die nationale Sicherheit sowie die Umstellung auf CO2-ärmere Produktionsmethoden sollen im „Land der aufgehenden Sonne“ im Vordergrund stehen. Laut Bloomberg wolle die Regierung mit einer Verlängerung der Energiesubventionen die gestiegenen Lebenshaltungskosten bekämpfen. Mit weiteren Maßnahmen sollen steigende Löhne und steuerliche Entlastungen gesichert werden. (PF mit Material der dpa)
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