Einziger G7-Staat
Deutschland droht länger anhaltende Rezession: IWF senkt Prognose
Die deutsche Wirtschaft schlittert in eine Rezession. Der IWF rechnet damit, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland um 0,3 Prozent zurückgeht.
Washington/Berlin – Deutschland steht möglicherweise vor einer länger anhaltenden Rezession. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland erneut abgesenkt – als einzigen G7-Staat. Für alle anderen Länder der Gruppe – Kanada, Frankreich, Italien, Japan, USA, Großbritannien – wurde die Prognose im Vergleich zum Frühjahr angehoben.
Im laufenden Jahr sei wegen der „Schwäche des Verarbeitenden Gewerbes und des Abschwungs im ersten Quartal“ ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent zu erwarten, erklärten die IWF-Experten am Dienstag in Washington. Für die Weltwirtschaft insgesamt hoben sie ihre Prognose hingegen leicht an.
In Europa wächst die Wirtschaft leicht
Insgesamt rechnet der Währungsfonds weltweit im laufenden Jahr mit 3,0 Prozent Wirtschaftswachstum. Im April hatte er noch 2,8 Prozent im globalen Schnitt prognostiziert.
Im April war der IWF für Deutschland noch von einem sehr leichten Abschwung um 0,1 Prozent ausgegangen. Bereits dies war aber neben Großbritannien die einzige erwartete Rezession innerhalb der G7 gewesen. Im Fall der britischen Wirtschaft hob der IWF seine Prognose nun um 0,7 Prozentpunkte an - dort sei 2023 mit einem Wachstum um 0,4 Prozent zu rechnen.
Auch in anderen Ländern rechnet der IWF mit positiven Entwicklungen. In Spanien und Italien etwa habe der Tourismussektor sich sehr gut erholt - Spanien kann demnach mit einem Wachstum um 2,5 Prozent rechnen, Italien mit 1,1 Prozent.
Inflation belastet die Wirtschaft weiterhin
Das Wachstumsniveau der Weltwirtschaft sei „im historischen Vergleich weiterhin schwach“, erklärten die Experten. „Die Erhöhung der Leitzinsen der Zentralbanken zur Bekämpfung der Inflation belastet weiterhin die Wirtschaftstätigkeit.“ Verbesserungen im Vergleich zur Frühjahrsprognose hätten sich vor allem aus dem gelösten US-Schuldenstreit und dem entschlossenen Handeln der Behörden im Zuge der Turbulenzen im Bankensektor ergeben.
Gewichtige Risiken für die Weltwirtschaft dagegen sieht der IWF in einer „Intensivierung“ des Krieges in der Ukraine sowie in „extremen Wetterereignissen“, sollte dies zu einer erneuten Verschärfung der Geldpolitik führen. Auch mögliche Probleme der chinesischen Wirtschaft, insbesondere des hoch verschuldeten Immobiliensektors des Landes, könnten auf andere Staaten übergreifen. Auf der anderen Seite sei es auch denkbar, dass die Inflation schneller zurückgehe als erwartet und die Leitzinsen wieder gesenkt werden könnten.
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