Kredite für Neuwagen
Deutsche investieren wenig in E-Autos – aber für diese Marken nehmen sie noch Kredite auf
Das Auto ist für die Deutschen immer noch ein wichtiges Statussymbol. Sie sind sogar bereit, für hochwertige Marken Schulden zu machen. Eine Auswertung zeigt, welche Fahrzeuge einen Kredit wert sind.
München – Die Autoindustrie hadert mit der Kaufzurückhaltung der Bundesbürger. Im europäischen Raum wachsen Autoanschaffungen, derweil verbuchte Deutschland im Jahr 2024 mit 2.817.331 Neuzulassungen einen Rückgang um einen Prozent. Davon erlebten die privaten Neuzulassungen ein Minus von 2,1 Prozent im Vorjahresvergleich, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilt. E-Autos brachen um 27,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein, während Benziner um weniger als einen Prozent schrumpften – beliebt waren demnach Hybridmodelle und Plug-in-Hybride.
Autoanschaffungen mittlerweile 80 Prozent des Jahreseinkommens
Gerade das Jahr 2025 ist laut Experten ein günstiges Jahr, um sich einen Neuwagen anzuschaffen. Die Hersteller sind wegen der noch immer allgemeinen Kaufzurückhaltung, einem Überangebot besonders an elektrischen Autos und dem Einhalten der EU-Flottengrenzwerte unter Druck. „Damit sind Rabatte für Neuwagen programmiert“, teilte Marktanalyst Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer der Autobild mit.
Unter den Autobauern dürfen sich unterdessen Hersteller wie Porsche, VW oder Opel über steigende Absatzzahlen freuen. Doch für jene Modelle müssen Verbraucher tiefer in die Tasche greifen – teilweise im fünfstelligen Bereich bewegen sich Preise für Neuwagen.
Preise für neue Autos auf einem Rekordwert
Laut Analysen von des Deutsche Automobil Treuhand (DAT) sind die Preise für Neuwagen in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen. Einen besonderen Anstieg erlebten sie in der Lehman-Krise 2009. In den vergangene Jahren erreichte der Wert einem DAT-Report zufolge 80 Prozent des durchschnittlichen Jahreseinkommens, während ein Neuwagen in den 50er Jahren lediglich 40 Prozent des Jahreseinkommens betrug. Mit dem Anstieg der Preise ist der Kauf auf Basis von Ersparnissen auch gesunken – niedrige Zinsen, längere Laufzeiten führten zur Aufnahme von mehr Krediten.
Eine Datensammlung sämtlicher Autokredite von Verivox, die FocusOnline vorliegt, zeigt, für welche Autobauer Kunden oftmals Kredite aufnehmen müssen. „In der Auto-Nation Deutschland ist es für viele Menschen von großer Bedeutung, mit welchem fahrbaren Untersatz sie unterwegs sind“, so Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox. Teure Prestigemarken wie Tesla oder BMW müssen Bundesbürger aber mit einem Kredit finanzieren. Laut Konsumkredit-Index des Bankenfachverbandes ist die Nachfrage nach Konsumkrediten 2024/2025 wieder leicht gestiegen.
Deutsche wollen E-Autos kaufen: Tesla wird meist auf Pumpe gekauft
Tesla verbuchte im vergangene Jahr laut KBA einen Rückgang von 41 Prozent bei den Verkaufszahlen. Der Auslauf der Umweltprämie Ende 2023 führte zu einem Rückgang der Zahlen bei E-Autos. Vor diesem Hintergrund hat Tesla für sein beliebtestes Model Y einen Preisnachlass von 6.000 Euro gewährt – das Model kann somit schon für unter 40.000 Euro erworben werden.
Trotzdem nehmen noch immer die meisten Bundesbürger einen Kredit für Fahrzeuge des Herstellers auf: Der Anteil liegt laut Verivox-Analyse 122 Prozent höher als der Anteil am gesamten Fahrzeugbestand – der Autokreditindex liegt bei 222 bei einem Durchschnitt von 100. Für BMW liegt der Anteil 59 über dem Durchschnitt, bei Audi 55 Prozent.
| Marke | Anteil am Kreditgeschäft | Anteil am Fahrzeugbestand | Autokredit-Index (100 = Durchschnitt) |
|---|---|---|---|
| Tesla | 0,74% | 0,33% | 222 |
| BMW | 11,08% | 6,98% | 159 |
| Audi | 10,42% | 6,73% | 155 |
| Kia | 2,64% | 1,73% | 152 |
| Porsche | 0,93% | 0,79% | 118 |
| Volvo | 1,28% | 1,09% | 117 |
| Mercedes-Benz | 10,54% | 9,58% | 110 |
| Seat | 3,32% | 3,10% | 107 |
| Hyundai | 3,13% | 3,07% | 102 |
| Skoda | 4,92% | 5,39% | 91 |
| Citroen | 1,34% | 1,47% | 91 |
| Ford | 6,25% | 6,93% | 90 |
| Dacia | 1,40% | 1,55% | 90 |
| Honda | 0,65% | 0,75% | 87 |
| Peugeot\t | 1,62% | 1,98% | 82 |
| Fiat | 2,12% | 2,64% | 80 |
| Mazda | 1,30% | 1,71% | 76 |
| Mini | 0,84% | 1,14% | 74 |
| Volkswagen | 15,22% | 20,86% | 73 |
| Suzuki | 0,62% | 1,06% | 58 |
| Renault | 1,93% | 3,40% | 57 |
| Nissan | 0,91% | 1,62% | 56 |
| Opel | 4,27% | 8,15% | 52 |
| Toyota | 1,36% | 2,66% | 51 |
| Mitsubishi | 0,50% | 1,08% | 46 |
Hingegen werden Marken wie Mitsubishi, Toyota und Opel der Verivox-Ananlyse zufolge etwa halb so oft durch Kredite finanziert, als deren Anteil am Markt. Das meistgekaufte Auto Deutschlands war im Jahr 2024 der VW Golf mit 100.183 Neuzulassungen. Die Kreditaufnahme für Fahrzeuge von Volkswagen liegt mit 73 unter dem Durchschnitt des Indexwertes.
Dialog mit Autoindustrie: Weitere Nachlässe und Förderungen für E-Autos in Aussicht
„Die Probleme der Wirtschaft sind sicher nicht geeignet, die Neuwagenquote in Deutschland zu steigern“, so Martin Endlein, Sprecher des Deutschen Automobil Treuhand (DAT). Die private Zurückhaltung sei teilweise auch allgemein hohe Neuwagenpreise geschuldet. Ob die Rabatte den E-Neuwagenkauf ankurbeln können, bleibt fraglich. Der Neuwagen-Preisabstand zwischen Verbrennern und E-Autos sei bereits auf durchschnittlich 4.000 Euro gesunken. Analyst Dudenhöffer sieht für das laufende Jahr weitere Nachlässe und Förderungen kommen.
Die Europäische Union plant für den 30. Januar einen strategischen Dialog mit der Autoindustrie zu beginnen, mit dem Ziel, langfristige Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Resilienz der europäischen Automobilindustrie sicherzustellen. „Wir müssen diese Branche beim bevorstehenden tiefgreifenden und bahnbrechenden Wandel unterstützen. Und wir müssen sicherstellen, dass die Zukunft des Autos fest in Europa verankert bleibt“, hieß es seitens EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
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