VW, BMW und Co
Deutsche Autobranche in der Krise: Einzig ein Fabrikant trotzt dem Trend bei Elektroauto-Verkäufen
Die Verkaufszahlen der deutschen Autobranche gingen 2024 zurück. Nur ein deutscher Fahrzeughersteller konnte seine Absatzzahlen für Elektroautos steigern. Ein Blick auf die größten deutschen Fabrikanten.
Flensburg - Die deutsche Wirtschaft verzeichnet zum zweiten Mal in Folge einen Rückgang. Diese Entwicklung hatte auch Auswirkungen auf die deutsche Autoindustrie, die im Jahr 2024 mit sinkenden Absätzen zu kämpfen hatte. Besonders die schwache Konjunktur in China und die niedrige Nachfrage nach Elektrofahrzeugen setzen der Branche zu. Die angestrebten Ziele der Bundesregierung, die Elektromobilität bis 2030 deutlich zu steigern, scheinen angesichts der aktuellen Marktlage noch in weiter Ferne. Nur ein deutscher Autobauer verkaufte insgesamt mehr Elektroautos als im Vorjahr.
Deutsche Autobauer kämpfen mit schwächelnden Absätzen in China – und dem Verkauf von Elektroautos
Unter sinkenden Absätzen litt vor allem der Autobauer Audi im vergangenen Jahr. Der Absatz der Kernmarke ging, um 11,8 Prozent zurück – und verkaufte 200.000 Autos weniger. Interne Schwierigkeiten bei Audi, sowie Chinas Nachfragerückgang spielen hier mit ein. China ist der wichtigste Markt für den Hersteller und verzeichnete einen Absatzrückgang von 10,9 Prozent. In Nordamerika waren es sogar minus 13 Prozent.
Mercedes kämpfte im letzten Jahr mit sinkenden Absätzen von drei Prozent und bei seinen Elektrofahrzeugen mit ganzen 23 Prozent. Im letzten Quartal von 2024 verkaufte der Konzern jedoch mehr Autos als in den anderen Quartalen. Und auch einen weiteren Lichtblick gibt es: Anfang dieses Jahres bestellt der Online-Händler Amazon 200 Elektro-LKWs bei dem Unternehmen des Typ eActros 600. Das ist auf beiden Seiten bislang die größte Bestellung von Elektro-LKWs. Etwa 140 der Fahrzeuge sollen nach Großbritannien, über 50 werden es in Deutschland.
Der Absatz des Sportwagenbauer Porsche fiel 2024 ebenfalls um 3 Prozent zum Vorjahr. Der Verkauf des vollelektrischen Porsche Taycan ging sogar um 49 Prozent zurück. Grund dafür war unter anderem der sinkende Absatz aus China um 28 Prozent. In Deutschland legte Porsche hingegen mit elf Prozent zu, in Europa waren es acht Prozent und in Überseeregionen wie Afrika sechs Prozent.
Bei diesem deutschen Autohersteller stieg die Zahl der E-Autoauslieferungen
BMW verzeichnete 2024 einen Absatzrückgang von vier Prozent auf 2,45 Millionen Fahrzeuge, wobei der Rückgang in China mit 13 Prozent stark ausfiel. Im Kernmarkt sank der Absatz um 2,3 Prozent. Trotz dieses Rückgangs bleibt das Unternehmen im Vergleich zu anderen Herstellern relativ gut positioniert, insbesondere bei der Auslieferung von Elektrofahrzeugen, die um 13,5 Prozent auf 427.000 Einheiten anstiegen.
Die Volkswagen-Krise, die mit mehreren IG-Metall-Gewerkschaftsprotesten gegen die Schließung eines der VW-Werke einherging, setzte auch dem größten deutschen Autobauer im letzten Jahr zu. Aufgrund von Sanierungsmaßnahmen will der Konzern bis 2030 rund 35.000 Arbeitsplätze abbauen. Weltweit gingen die Verkäufe der Kernmarke um 1,4 Prozent zurück auf insgesamt 4,8 Millionen. In China sank der Absatz um 8,3 Prozent. Dennoch erzielte der Hersteller weiterhin Erfolge in Nord- und Südamerika, mit einem Anstieg von 18 bzw. 21 Prozent beim Absatz.
Elektroauto-Boom „gestoppt“: Langer Weg bis zum Ziel der Bundesregierung bis 2030
Der ADAC erklärt den Elektroauto-Boom in einem seiner Beiträge als „gestoppt“. Die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) für das Jahr 2024 zeigen, dass nur rund 380.000 Elektroautos zugelassen wurden. Das sind laut der Pressemitteilung etwa 27,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Anfang 2024 verzeichnete das KBA insgesamt 1,4 Millionen zugelassene Elektroautos in Deutschland. Bis zum Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen E-Autos bis 2030 ist es noch ein langer Weg.
Trotz rückläufiger Absätze aller deutschen Autobauer wurden die Elektro-PKWs von Volkswagen in Deutschland häufiger zugelassen als die Fahrzeuge des weltweiten Marktführers in Elektromobilität, Tesla. Volkswagen verzeichnete etwa 62.000 Zulassungen, gefolgt von BMW mit rund 42.000 Fahrzeugen und Tesla mit 37.000.
Constantin Gall, Mobilitätsfachmann beim Beratungsunternehmen EY, erklärt in der Tagesschau den massiven Einbruch bei Elektroautos mit dem „abrupten Aus, für die staatliche Kaufförderung Ende 2023.“ Er fügt hinzu: „Obwohl neue und attraktive Modelle auf den Markt kommen, sind die Absatzzahlen deutlich niedriger als von der Branche erwartet und von der Politik gewünscht.“
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