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Krimi um Flugsicherheit

Boeing einigt sich auf Mammutvergleich mit US-Justiz nach Unfällen – Angehörige der Verstorbenen verlangen strengere Strafen

Boeing befindet sich in einer anhaltenden Krise. Aufgrund von Unfällen mit den Boeing-Flugzeugen 737-MAX hat der Produzent einen Vergleich mit der US-Justiz erzielt. Eine Maximalstrafe von fast 500 Millionen Dollar ist den Verwandten der Verstorbenen jedoch nicht ausreichend.

Washington – Nach den schweren Unfällen der Boeing-Maschinen 737-MAX hat der Flugzeughersteller einem Vergleich zugestimmt und sich damit wegen krimineller Verschwörung zum Betrug schuldig bekannt. „Die Einigung ist eine starke und wichtige Lösung, die Boeing zur Verantwortung zieht und dem öffentlichen Interesse dient“, teilt das US-Justizministerium. Dies meldet die Nachrichtenagentur Reuters am 14. August.

Mit der Einigung muss Boeing die gesetzliche Höchststrafe von 487,2 Millionen Dollar akzeptieren. Der Vergleich biete auch „keine Immunität für anderes Fehlverhalten, einschließlich des Vorfalls mit Alaska Airlines“. Doch die Angehörigen der Verstorbene bei den Unfällen in Indonesien 2018 und Äthiopien 2019 haben die Einigung abgelehnt und forderten eine deutlich höhere Strafe.

Aufgrund eines Verstoßes gegen eine aufschiebende Vereinbarung von 2021 hatte sich Boeing im Juli auf einen Vergleich eingelassen. In diesem stimmte der Luftfahrthersteller zu, sich wegen krimineller Verschwörung zum Betrug schuldig zu bekennen. Boeing habe der US-Luftfahrtbehörde FAA wissentlich falsche Angaben über wichtige Software der 737 MAX gemacht, hieß es seitens der US-Justiz. Jedoch konnte nicht ohne Zweifel nachgewiesen werden, dass der Betrug von Boeing direkt und unmittelbar zu den Abstürzen der 737 MAX geführt habe.

Plötzlicher Tod von Whistleblowern: Krisenjahre bei Weltmarktführer Boeing

Nach einer Serie von Sicherheitsmängeln bei Modellen ist der Weltmarktführer in eine beispiellose Krise gerutscht. Nach den tragischen Abstürzen von 2018 und 2019, bei denen 346 Menschen ums Leben kamen, folgte eine Panne der nächsten. Jüngst musste eine Maschine des Typs 767 wegen eines Defekts am vorderen Fahrwerk in Istanbul auf dem Rumpf landen. Dabei wurde niemand verletzt.

Die Luftfahrtverwaltung der Vereinigten Staaten (FAA) ermittelte bereits zum Bau einiger Maschinen des Langstreckenjets 787 „Dreamliner“. Dabei sei die Verbindung zwischen Tragflächen und Rumpf nicht überprüft worden. Mitarbeiter hätten Prüfberichte zum „Dreamliner“ gefälscht, hieß es. Die Kontrollen seien nicht durchgeführt, aber als solches eingetragen worden. Boeing habe nach eigenen Angaben die FAA umgehend über den Verstoß informiert.

An einer Boeing 737 Max 9 der Alaska Airlines war am 5. Januar ein Rumpfteil im Steigflug herausgebrochen.

Auf die Unstimmigkeiten bei den Produktionsprozessen bei Boeing haben Whistleblower aufmerksam gemacht. Sowohl Qualitätsmanager John Barnett als auch der ehemalige Qualitätsprüfer Joshua Dean kamen plötzlich ums Leben. Barnett soll laut Untersuchungen der Strafverfolgungsbehörden Selbstmord begangen haben. Dean dagegen kämpfte mit einer plötzliche und aggressive Infektion, die zum Tod geführt haben soll.

Untersuchung zu 737 MAX 9 von Alaska Airlines

Derzeit wird eine separate strafrechtliche Untersuchung eines Vorfalls im Januar mit einer 737 MAX 9 von Alaska Airlines durchgeführt. Kurz nach dem Start ist ein Teil der Kabinenwand abgebrochen. Boeing darf in Folge der Vorfälle bei der Produktion der 737-Reihe 38 Maschinen im Monat nicht übersteigen.

Wie ein Bericht der New York Times enthüllt, war für den Abend am Tag des Vorfalls der Alaska Airlines-Maschine eine umfangreiche Sicherheitsüberprüfung geplant, da das Kabinendrucksystem Probleme aufwies. Ingenieure und Techniker der Airline seien der Recherche zufolge so besorgt über die wachsenden Anzeichen für ein Problem gewesen, dass sie das Flugzeug am nächsten Abend aus dem Verkehr nehmen und warten lassen wollten. Bis zu diesem Zeitpunkt blieb die Maschine aber im Flugverkehr. Die Fluggesellschaft habe sich aber dazu entschieden, das Flugzeug im Dienst zu behalten, hieß es weiter.

Allianz-Studie: Hohe Reparaturkosten und Handwerkermangel belasten Flugbranche

Wie eine aktuelle Untersuchung der Versicherungsgesellschaft Allianz zeigt, leidet auch Nordamerika unter akutem Fachkräftemangel. Demnach fehlten laut Schätzungen allein in Nordamerika 12.000 bis 18.000 Flugzeugmechaniker. Dadurch verlängerten sich Reparaturzeiten, was die Sorge mit sich bringt, dass trotz der Kontrollsysteme in der Luftfahrt ein Risiko für die Flugsicherheit bestehe - also Unfälle sich erhöhen könnten.

Obwohl es im vergangenen Jahr weltweit keinen Flugzeugabsturz gab, sind zwei Drittel der Schadenfälle in der Luftfahrt „Kollisionen“, wie Allianz-Daten zeigen. Darunter fallen nicht nur Zusammenstöße und Abstürze. Auch Vogelschlag und missglückte Landungen über das Ende der Landebahn zählen mit in die Statistik hinzu.

Zudem seien der Analyse zufolge die Reparaturkosten bei Flugzeugen in den vergangenen Jahren stark angestiegen. So soll beispielsweise der Rumpf und Tragflächen der Boeing 787 weitestgehend aus Kohlefaser und anderen Kompositwerkstoffen bestehen. Die Reparatur ist demnach viermal so teuer wie bei Flugzeugen mit traditionellen Metallbauteilen.

Rubriklistenbild: © Lindsey Wasson/AP

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