Starker Anstieg droht
Erwartete Kostenexplosion der Sozialbeiträge: Krankenkassen-Chef nennt Ampel-Politik „blanke Illusion“
Eine neue Studie prognostiziert einen starken Anstieg der Sozialbeiträge in Deutschland. Bis 2035 könnten diese um 7,5 Punkte auf über 48 Prozent steigen.
Update vom 25. Juni, 11:32 Uhr: Der Vorstandsvorsitzende der DAK, Andreas Storm, richtete in der Pressekonferenz zur neuen Beitragsstudie eindringliche Worte an die Bundespolitik. „Die Vorstellung, dass die 40-Prozent-Marke bei den Sozialabgaben gehalten werden kann, ist eine blanke Illusion“. Auch mit sozialpolitischen Maßnahmen zur Deckelung der Sozialbeiträge sei eine Erhöhung zu erwarten. Allerdings erwarte er von der Ampel-Regierung keine solche Maßnahme mehr, insbesondere aufgrund der aktuell laufenden Haushaltsberatungen. „Das sind also Maßnahmen, die nach der Bundestagswahl sofort angegangen werden müssen“.
Weiter sagt Storm, dass die Beiträge an die Sozialversicherungen in dieser Legislaturperiode so stark gestiegen seien wie unter keiner anderen Regierung. Dies liege an der demografischen Entwicklung und an pandemiebedingten Ausgaben; aber auch der strikte Sparkurs der Ampel-Regierung verschärfe diese Lage, so der DAK-Vorstand.
Weniger Netto vom Brutto: Sozialbeiträge steigen bis 2035 massiv an
Erstmeldung vom 25. Juni, 8:45 Uhr:
Berlin – Eine aktuelle Studie warnt vor einem deutlichen Anstieg der Sozialbeiträge für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in Deutschland in den nächsten Jahren. Bis 2035 könnten die Beiträge für verschiedene Versicherungsarten insgesamt um 7,5 Punkte auf 48,6 Prozent anwachsen, wie die Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, aufzeigt.
Beitragsexplosion bei bei Rente, Krankenkassen und Pflege droht: Studie zeigt aktuelle Entwickung
Diese Prognose wurde vom Berliner IGES-Institut im Auftrag der DAK-Gesundheit erstellt und basiert auf der aktuellen Entwicklung der Beiträge für Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung.
Anstieg der Beiträge für Rente, Krankenkasse und Pflege: Tabelle zeigt, wie viel weniger netto dann vom brutto bleibt
Die Forscher stützten ihre Berechnungen auf mittlere Werte der Faktoren, die die Beiträge beeinflussen – Geburtenrate, Lebenserwartung, Migrationsbewegungen und Lohnentwicklung. Sie zeigten auch die Abweichungen bei den Beiträgen für jeweils günstigere und ungünstigere Entwicklungen auf. Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK, appellierte an die Politik, aktiv einzugreifen und eine Explosion der Beiträge zu verhindern.
Was das konkret für den eigenen Geldbeutel bedeuten würde, haben wir hier beispielhaft ausgerechnet:
| Brutto-Gehalt | Netto heute (Steuerklasse 1) | Netto 2035 laut Studie |
|---|---|---|
| 2500 Euro | 1765 Euro | 1659 Euro |
| 3000 Euro | 2051 Euro | 1924 Euro |
| 3500 Euro | 2330 Euro | 2182 Euro |
| 4000 Euro | 2602 Euro | 2433 Euro |
| 5000 Euro | 3125 Euro | 2918 Euro |
| 6000 Euro | 3673 Euro | 3333 Euro |
Achtung: Hier im Beispiel wurde die Steuerklasse 1 für Lohnabzüge verwendet. In anderen Steuerklassen fällt dies teilweise erheblich anders aus.
Experten fordern Politik zum Handeln auf: Krankenkasse bald von Bürgergeld gedeckt?
Storm warnte, dass es unrealistisch sei, die Sozialabgaben, entgegen bisheriger politischer Zusagen, auf 40 Prozent zu begrenzen. Allein in der gesetzlichen Krankenversicherung könnte in den nächsten zehn Jahren ein Anstieg der Beiträge von 16,3 auf 19,3 Prozent drohen. Der Chef der Krankenkasse forderte einen Stabilitätspakt für die gesetzliche Krankenversicherung. Er schlug vor, dass der Bund die Kosten für die Versicherung von Bürgern mit Bürgergeld übernehmen sollte. Der Bundeszuschuss für die gesetzliche Krankenversicherung sollte jährlich erhöht werden. Darüber hinaus schlug Storm vor, die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen an die durchschnittliche Entwicklung der beitragspflichtigen Einnahmen zu binden. Dies würde wie eine „dynamische Ausgabendeckelung“ funktionieren, so Storm.
Im Pflegebereich könnte der Beitragssatz bis 2030 um 0,7 Prozentpunkte ansteigen. Laut der Studie wird der Beitragssatz in der Arbeitslosenversicherung zunächst von 2,6 Prozent bis 2027 auf 2,5 Prozent sinken. Bis 2035 könnte dann ein Anstieg auf 3,0 Prozent erwartet werden. Unter Berücksichtigung des geplanten Ampel-Rentenpakets könnte in der gesetzlichen Rentenversicherung ein Anstieg der Beiträge von derzeit 18,6 auf 22,3 Prozent bis 2035 zu erwarten sein. (wal mit dpa)
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