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„Die Aussichten bleiben düster“

Baukrise und Pleitewelle nicht vorbei – Experten warnen vor „desaströser Situation im Wohnungsbau“

Neubaugebiet
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Mit einem baldigen Aufschwung in der Baubranche ist nicht zu rechnen. Betroffen ist wohl vor allem der Neubau. (Symbolbild)

Die Baukrise zieht immer größere Kreise – und ein Ende ist nicht in Sicht. Experten sehen eine Pleitewelle im Neubau und akuten Wohnungsmangel.

Berlin – Es wird immer schlimmer: Die Talfahrt der krisengeschüttelten deutschen Baubranche setzt sich zu Jahresbeginn vor allem wegen der schwachen Nachfrage nach neuen Wohnungen fort. Die Neuaufträge im Bauhauptgewerbe fielen im Januar inflationsbereinigt (real) um 7,4 Prozent geringer aus als im Dezember, wie das Statistische Bundesamt am Montag (25. März) mitteilte. Auch der Umsatz gab deutlich nach: Er sank real um 5,3 Prozent im Vergleich zum Januar 2023. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) sprach von einem „schwachen Jahresstart“.

Baukrise: „Zu Jahresbeginn setzt sich die ungleiche Entwicklung in der Baubranche fort“

Dafür sorgte vor allem der Wohnungsbau: Hier gaben die Aufträge im Januar mit 17,8 Prozent überdurchschnittlich nach. Eine rasche Trendwende ist angesichts der zuletzt stark gesunkenen Baugenehmigungen nicht zu erwarten. Der Hochbau insgesamt – zu dem neben dem Wohnungsbau etwa auch die Errichtung von Fabriken oder Verwaltungsgebäuden zählt – meldete einen realen Rückgang von 12,0 Prozent zum Vormonat. Das Neugeschäft im Tiefbau, wozu auch der staatlich dominierte Straßenbau zählt, schrumpfte zu Jahresbeginn um 3,1 Prozent.

„Zu Jahresbeginn setzt sich die ungleiche Entwicklung in der Baubranche fort“, kommentierte HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller die Entwicklung. „Auf der einen Seite die nach wie vor desaströse Situation im Wohnungsbau und auf der anderen Seite ausgleichende Großprojekte im Wirtschaftstiefbau, in dem Bahn- und Kabelleitungsbau verortet sind.“ Letzterer sei auf ein Orderplus von 20 Prozent gekommen.

Finanzierungsberaterin: „Ich glaube, dass wir erst am Anfang der Pleitewelle im Neubau stehen“

Ist es jetzt also besser, keine neue Wohnung oder Haus zu kaufen? Birgit Weber, Finanzierungsberaterin bei Pasch & Kruszona in Krefeld, empfiehlt bei Focus Online, aufgrund der weiterhin stark steigenden Mieten und des latenten Wohnungsmangels „sich weiter mit dem Immobilienmarkt auseinanderzusetzen“. Sie erinnert auch an Fördermöglichkeiten wie das KfW-Wohneigentumsprogramm oder durch die BAFA.

Allerdings rät sie Kaufwilligen eher zu einer gebrauchten Immobilie als einem Neubau. „Am besten eine ‚junge‘ gebrauchte Immobilie, da die Risiken wie Insolvenz des Bauträgers, rechtzeitige Fertigstellung, Doppelbelastung durch Bauzeit oder Nachfinanzierung durch Mehrkosten deutlich geringer sind als bei einem Neubau“, sagt Weber dem Nachrichtenportal.

Ein Problem seien vor allem die Insolvenzen: „Ich glaube, dass wir erst am Anfang der Pleitewelle im Neubau stehen. Stark betroffen sind Objekte, die ab Anfang 2022 noch nicht verkauft und noch nicht fertiggestellt sind. Steigende Zinsen und Baukosten haben den Neubaumarkt für die Unternehmen unplanbar gemacht“, so Weber zu Focus Online. Sie erklärt weiter: „Aufgrund der sinkenden Nachfrage dürften auch die Neubaupreise sinken. Bei explodierenden Baukosten können die Preise aber nicht fallen, sonst wird mit Verlust verkauft. Die Immobilie als Kapitalanlage hat Konkurrenz vom Kapitalmarkt bekommen, die Kapitalanleger sind weggebrochen.“

Aufschwung nicht in Sicht: „Die Aussichten bleiben düster“

Mit einem baldigen Aufschwung in der Baubranche ist dabei leider nicht zu rechnen. Zwar hellte sich die Stimmung im Bauhauptgewerbe im März etwas auf, wie aus der monatlichen Unternehmensumfrage des ifo Instituts hervorgeht. So legten die Erwartungen nach dem historischen Tief im Vormonat zu. „Die Aussichten bleiben jedoch düster“, lautet das Fazit der Münchner Wirtschaftsforscher.

Kräftig gestiegene Zinsen, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) die hohe Inflation bekämpfen will, machen insbesondere dem Wohnungsbau zu schaffen. Dadurch werden viele Projekte für Bauherren zu teuer. Das ist nach Einschätzung vieler Experten ein soziales Problem, da bezahlbarer Wohnraum vor allem in die Städte auf Jahre hinaus Mangelware bleiben dürfte.

Das einstige Ziel der Bundesregierung, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen fertigzustellen, rückt dem gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in immer weitere Ferne. „Nach aktuellem Auftragseingang dürften absehbar nur noch etwas mehr als halb so viele Wohnungen fertiggestellt werden“, sagte der wissenschaftliche IMK-Direktor Sebastian Dullien.

Mit Material von Reuters

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