Gesetz erhält breite Zustimmung
Aktueller Vorschlag der Ampel: Monatliche Netto-Rente von 3500 Euro sichern
Die Ampel-Allianz erörtert zurzeit einen Gesetzesvorschlag zur Neugestaltung der privaten Rentenversicherung. Eine frische Berechnung illustriert, welcher Geldbetrag dabei erzielt werden könnte.
Berlin - In Deutschland sind immer mehr Menschen von Altersarmut betroffen. Obwohl sie oft viele Jahre lang gearbeitet haben, reicht die Rente am Ende des Lebens oft nicht als einzige Einkommensquelle aus. Das liegt auch am Modell der Altersvorsorge in Deutschland: Neben der gesetzlichen und der betrieblichen Rente sollen die Bürgerinnen und Bürger auch selbst fürs Alter vorsorgen. In der Vergangenheit wurden dafür aber kaum gute Anreize gesetzt. Das soll sich nun ändern: Vor wenigen Wochen hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) einen Plan für eine Reform der privaten Rente vorgelegt. Damit könnten die Deutschen bis zu 600 Euro im Jahr vom Staat kassieren.
Neuer Plan für die Rente: Ein Altersvorsorgedepot mit staatlichem Zuschuss
Der Plan von Lindner sieht wie folgt aus: Jeder Bürger und jede Bürgerin soll die Möglichkeit bekommen, ein staatlich gefördertes Altersvorsorgedepot einzurichten. Damit soll es zum Beispiel möglich sein, in ETFs, Aktien oder Immobilienfonds zu investieren und dafür auch noch Geld vom Staat zu bekommen. Für jeden Euro, den man investiert, gibt der Staat 20 Cent dazu, bis maximal 3000 Euro im Jahr oder 600 Euro Förderung im Jahr. Eltern erhalten etwas mehr, also 25 Cent pro eingezahltem Euro, pro Kind wird die Förderung auf 300 Euro im Jahr gedeckelt. Geringverdiener bis zu einem Bruttomonatsgehalt von 2187 Euro sollen einen Bonus von 175 Euro im Jahr dazu erhalten; Berufseinsteiger unter 25 Jahren bekommen noch 200 Euro Bonus drauf.
Aus dem Gesetzesentwurf geht hervor, dass ab 2030 der Förderbetrag steigen soll, auf bis zu 700 Euro im Jahr. Auf das Geld zugreifen soll man erst ab dem Rentenalter dürfen, also ab 67 Jahren. Danach kann ein Auszahlungsplan festgelegt werden: Entweder erhält der Sparer eine monatliche Auszahlung der privaten Rente, oder es wird ein anderer Auszahlungsmechanismus bestimmt. Das Geld, das die Person auf dem Depot gespart hat, würde bei der Auszahlung dann das erste Mal versteuert werden.
Der große Renten-Ratgeber
Mit unserem umfangreichen Renten-Ratgeber erhalten Sie alle wichtigen Informationen und Tipps rund um das Thema Rente übersichtlich zusammengefasst. Jetzt kostenlos herunterladen.
Tabelle zeigt: Bis zu 3500 Euro Netto-Rente nach 37 Jahren Einzahlung ins neue Depot
Die Online-Investmentfirma Growney hat nun berechnet, wie viel Rente eine Person realistisch ansparen könnte - und aufgezeigt, wie sich das mit und ohne Förderung auswirkt. Hier einige Beispiele des Unternehmens:
| Monatlicher Sparbetrag | Familiensituation | Jahre der Einzahlung | Netto-Rente ohne Förderung | Netto-Rente mit Förderung |
|---|---|---|---|---|
| 150 Euro | Ledig, kinderlos | 47 Jahre | 2318 Euro | 3515 Euro |
| 100 Euro | Ledig, 1 Kind | 37 Jahre | 930 Euro | 1366 Euro |
| 300 Euro | Ledig | 37 Jahre | 2559 Euro | 3586 Euro |
| 200 Euro | Paar, 2 Kinder | 27 Jahre | 827 Euro | 1277 Euro |
| 250 | Paar, kinderlos | 17 Jahre | 508 Euro | 664 Euro |
Für die Berechnung ist Growney von einem gleichbleibenden Steuervorteil bei der Auszahlung ausgegangen sowie einem Freibetrag bei der Kapitalertragssteuer von 1000 Euro pro Person. Für die monatliche Rente wurden 20 Prozent Steuern abgezogen. Sozialabgaben wurden der Einfachheit halber auf die Werte von 2024 gesetzt und es wurde von einer durchschnittlichen Rendite von 6,5 Prozent im Jahr ausgegangen. Es wird davon ausgegangen, dass die Netto-Rente für 25 Jahre ausgezahlt wird.
Die Tabelle zeigt auch, dass sich ein Spardepot auch schon jetzt ohne Förderung lohnen kann. Nach Angaben von Growney stößt der Vorschlag von Lindner auf Zustimmung innerhalb der Koalition, könnte also bald beschlossen werden. Das Altersvorsorgedepot würde den Plänen zufolge ab 2026 eingeführt werden können.
Deutsche sprechen sich für Lindners Renten-Plan aus
Auch die Bevölkerung reagiert einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge positiv auf den Plan für die Rente. So halten 59 Prozent der Befragten eine solche Form der staatlich geförderten Altersvorsorge für eine gute Idee. Besonders interessiert sind demnach jüngere Generationen: 73 Prozent der befragten 18- bis 29-Jährigen sind für ein Altersvorsorgedepot, bei den 30- bis 44-Jährigen sind es 69 Prozent.
Die Zahl der Menschen, die Aktien zur Altersvorsorge bereits nutzen, steigt der Forsa-Umfrage zufolge sowieso schon an. 2024 gaben 22 Prozent der Befragten an, in ETFs zu investieren, 21 Prozent nutzen Aktienfonds zur Altersvorsorge, 17 Prozent nutzen reine Aktien. Noch 2021 haben nur 15 Prozent angegeben, ETFs zu nutzen, bei Aktienfonds und Aktien haben sich die Zahlen nicht verändert. Die allermeisten (40 Prozent) nutzen nach wie vor Versicherungsprodukte.
Rubriklistenbild: © Wedel/Kirchner-Media/Imago
