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Gegen die „Narrative“

Abschied von der Frührente und verzögerter Start: Was Experten für die Rente verlangen

Das Institut der deutschen Wirtschaft hält eine spätere Rente für erforderlich. Ihre Strategien, um Arbeitnehmer zu einem längeren Berufsleben zu motivieren.

Köln – Die Alterung der Menschen trifft die Gesellschaft gleich doppelt. Zum einen steigen die Ausgaben für Rente sowie Pflege- und Krankenversicherung. Gleichzeitig gehen dringend benötigte Fachkräfte in den Ruhestand. Die Ampel-Koalition hatte als Teil der sogenannten Wachstumsinitiative mehrere Vorschläge, wie Anreize zum Arbeiten im Alter geschaffen werden könnten. Durch das Ende der Regierung stehen die Maßnahmen vor dem Aus. Doch Fachleute zeigen sich ohnehin skeptisch. Das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat nun eigene Ideen präsentiert. Die entscheidende Forderung: eine längere Lebensarbeitszeit, also eine spätere Rente.

Spätere Rente als „Baustein“ zur Stabilisierung der Sozialversicherungssysteme – erklären Ökonomen

Eine spätere Rente sei „ein Baustein für die Stabilisierung des Arbeitsvolumens und mittelbar der umlagefinanzierten Sozialversicherungssysteme“, heißt es in einem Gutachten des IW zur Beschäftigung kurz vor und nach dem Renteneintritt. Bisher basiere die individuelle Entscheidung über den Rentenbeginn „unbeeindruckt von der gesellschaftlichen Herausforderung und möglichen Wohlfahrtsverlusten“ auf einer „Abwägung zwischen finanziellen Einbußen und dem Wunsch nach Freizeit“. Auch „das Gefühl, genug geleistet zu haben“, sei eng mit dem Wunsch nach einem vorzeitigen Renteneintritt verknüpft, erklären die Ökonomen.

Das Institut der deutschen Wirtschaft stellt Forderungen, die Menschen zu einem späteren Beginn ihrer Rente bringen sollen. (Symbolfoto)

Akteure der Politik, die Sozialpartner und Betriebe seien aufgerufen, „dem Narrativ entgegenzuwirken“, das die Rente „nach einer bestimmten Anzahl von Beschäftigungsjahren als (unantastbaren) Verdienst der Lebensleistung deklariert und damit jedwede Bemühungen um eine Steigerung der Erwerbsarbeit im Alter konterkariert“, fordert das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft. Die Forschenden stellen die Frage, wie Menschen zu einer längeren Lebensarbeitszeit motiviert werden können und wie eine Weiterbeschäftigung von Rentnern in Unternehmen erleichtert werde.

IW-Ökonomen fordern Anhebung des Rentenalters – und Ende der „Rente mit 63“

Die IW-Ökonomen präsentieren in ihrem Gutachten gleich mehrere Forderungen zur Rente und der Arbeit im Alter. Zunächst müsse die Regelaltersgrenze angehoben werden. Auch die sogenannten Wirtschaftsweisen hatten sich immer wieder für einen späteren Rentenbeginn ausgesprochen. Laut dem IW solle diese nicht nur bis 2031 auf 67 Jahre steigen, sondern daraufhin mit der steigenden Lebenserwartung angehoben werden.

Zudem sollte die sogenannte Rente mit 63 abgeschafft werden, lautet die IW-Forderung. Gemeint ist der vorgezogene Rentenbezug für besonders langjährig Versicherte, die nach 45 Beitragsjahren vor dem regulären Eintrittsalter in Rente gehen können. Er setzt laut IW jedoch „Frühverrentungsanreize“ und belaste die gesetzliche Rentenversicherung.

Maximal drei Jahre früher in Rente und höhere Abschläge

Wer doch früher in Rente gehen will, soll das frühestens drei Jahre vor dem regulären Start machen dürfen. Zudem sollen nach Ansicht der Ökonomen die Abschläge erhöht werden. Bisher müssen Rentner für jeden Monat, den sie früher in den Ruhestand gehen, auf 0,3 Prozent der ihnen eigentlich zustehenden Rente verzichten.

Eine weitere Forderung des IW ist die Wiedereinführung der Hinzuverdienstgrenze für Rentner – allerdings nur begrenzt. Sie soll nur bei einem früheren Ruhestand gelten. Die „Rente soll das Arbeitskommen ersetzen, nicht ergänzen“, erklären die Ökonomen. „Ein paralleler Bezug von Rente und Entgelt belastet die Rentenkasse ohne sozialpolitischen Handlungsbedarf.“ Dadurch würden Fehlanreize zugunsten einer früheren Rente verhindert. Arbeitsrechtlich wollen die Ökonomen das Hinausschieben der Beschäftigung über die Regelaltersgrenze hinaus rechtssicher gestalten.

Institut der deutschen Wirtschaft widerspricht Renten-Plänen von SPD und Grünen

Das IW spricht sich im Gutachten zudem gegen ein garantiertes Rentenniveau von 48 Prozent aus, wie es die SPD mit den Rentenpaket II einführen wollte. Dadurch müssten die Beiträge höher ausfallen. Das Sicherungsniveau solle „regelgebunden“ sinken.

Die Renten-Pläne der früheren Ampel-Koalition aus der Wachstumsinitiative, die Anreize zur Arbeit im Alter schaffen sollten, seien dagegen nicht nötig. Hoffnungen, ältere Beschäftigte über eine Rentenaufschubprämie oder geringere Abgaben zu einer längeren Lebensarbeitszeit zu motivieren, seien „kaum begründbar“, erklären die Ökonomen. „Das Rentenrecht prämiert bereits längere Erwerbstätigkeit und einen aufgeschobenen Rentenbezug.“

Rubriklistenbild: © Unai Huizi/Imago

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