Experte entlarvt Wagenknecht-Plan
500 Euro Weihnachtsgeld für Rentner: Warum der BSW-Plan nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“ ist
Im politischen Wettstreit um die Stimmen der etwa 22 Millionen Rentner in unserem Land, plant Sahra Wagenknecht, ihnen zu Weihnachten 500 Euro zu geben.
Berlin – Mitten in der Weihnachtszeit müssen die Deutschen einen Wahlkampf über sich ergehen lassen. Am 23. Februar finden die vorgezogenen Neuwahlen statt, nachdem die Ampel-Koalition auseinander gebrochen ist. Angesichts des dringen reformbedürftigen Rentensystems im Land geht es in vielen Parteiprogrammen auch um die gesetzliche Rente und um die Bekämpfung von Altersarmut. Die Chefin des BSW, Sahra Wagenknecht, bringt ein Weihnachtsgeld in Höhe von 500 Euro pro Rentner ins Spiel.
500 Euro Weihnachtsgeld für Rentner: Wagenknecht will Rente wie in Österreich
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht fordert ein Weihnachtsgeld von 500 Euro für die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner. Dies wäre auch „ein kleiner Beitrag im Kampf gegen Altersarmut“, sagte die Parteigründerin und frühere Linke-Fraktionschefin der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. „In Österreich werden die Renten vierzehnmal im Jahr ausgezahlt, eine dreizehnte Auszahlung hierzulande wäre wirklich nicht zu viel verlangt.“
Allein das Heizungsgesetz koste im kommenden Jahr über 14 Milliarden Euro, sagte Wagenknecht. Und beim „Beschaffungsfilz für Rüstungsaufträge“ versickerten Milliarden in den Kassen der Rüstungskonzerne. „Ein Weihnachtsgeld in Höhe von rund 500 Euro für alle Rentnerinnen und Rentner - Kosten: rund zehn Milliarden Euro - wäre außerdem eine echte Konjunkturspritze (...) sowie eine längst notwendige Anerkennung der Lebensleistung der Generation, die dieses Land aufgebaut hat“, sagte sie.
Zuletzt hatte der rentenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Thüringer Landtag, Denny Möller, einen ähnlichen Vorschlag erneut ins Spiel gebracht. SPD-Landesparteichef Georg Maier hatte ein Weihnachtsgeld für Grundrentnerinnen und -rentner in Thüringen vorgeschlagen, also für alle Rentnerinnen und Rentner des Landes, die einen Grundrentenzuschlag erhalten.
Weihnachtsgeld für Rentner „Tropfen auf den heißen Stein“: Reform der privaten Rente wäre besser
Im Gespräch mit IPPEN.MEDIA hat Wladimir Simonov, Experte für Rentenleistungen innerhalb von Unternehmen und Geschäftsführer der Deutschen Mittelstandsversorgung GmbH, analysiert, ob ein solches Weihnachtsgeld die Altersarmut wirklich wirksam bekämpfen könnte. „Die Antwort lautet klar: Nein! Denn selbst wenn der Staat die Rente durch ein Weihnachtsgeld um etwa 10 Prozent erhöhen würde, würde diese Summe nicht ausreichen, um die Armutsgrenze zu überschreiten“, sagt er. „Es wäre ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Im Schnitt erhalten Rentner und Rentnerinnen aktuell rund 1500 Rente im Monat. 17 Prozent der Personen über 65 Jahre in Deutschland gelten als Armutsgefährdet.
Aus Sicht von Wladimir Sirmonov würde eine einmalige staatliche Leistung im Jahr nicht wirklich helfen, die Menschen nachhaltig auf stabile Beine zu bringen. „Zumal überhaupt nicht gesagt ist, dass der Staat seine Traumvorstellung umsetzen kann. Woher soll das Geld bei einem Rentenloch von über 100 Milliarden Euro kommen? Das Hauptproblem liegt in einer zu niedrigen gesetzlichen Rente, die nicht existenzsichernd ist. Doch es liegt auch in den jüngeren Menschen vergraben, die sich nicht früh genug darum kümmern, privat für das Alter vorzusorgen.“
Reform der Rente dringend nötig: CDU will Altersvorsorgedepot einführen
Wie viele Experten plädiert auch Sirmonov für eine bessere Ausgestaltung der zwei anderen Säulen der gesetzlichen Altersvorsorge: Die private und die betriebliche Rente. „Eine Möglichkeit stellen dabei ETFs dar. Regelmäßige Einzahlungen, bereits in kleinen Beträgen, können durch den Zinseszinseffekt über die Jahre ein erhebliches Vermögen wachsen lassen. Wer beispielsweise über 20 Jahre monatlich 20 Euro zu 6 Prozent investiert, kommt am Ende auf ein Endkapital von 8.829 Euro.“
Diesen Ansatz verfolgt nun auch die Union, die ein Altersvorsorgedepot schon ab dem 6. Lebensjahr für alle Kinder einführen will. Das offenbart das Wahlprogramm der CDU und CSU, das vor Weihnachten verabschiedet werden soll. Konkret heißt es im CDU-Plan: „Deshalb werden wir für jedes Kind vom 6. bis zum 18. Lebensjahr pro Monat 10 Euro in ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot einzahlen.“ Das würde insgesamt 1560 Euro ergeben, dass alle Kinder im Land einmalig geschenkt bekommen sollen.
Dieser Plan würde aber nichts dafür tun, den aktuell armutsgefährdeten Rentner und Rentnerinnen zu helfen.
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