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„In die Armut entlassen“

„Verhöhnung der Menschen“: Rente unter 1100 Euro – Millionen Rentner fallen unter Armutsgrenze

Dramatische Zahlen bei der gesetzlichen Rente: Über die Hälfte der Rentner befindet sich nach einer Antwort des Bundessozialministeriums unter Armutsgrenze.

Berlin – Die Ampel-Koalition könnte hinsichtlich eines Berichts auf den nächsten Konflikt hinsichtlich der Rente zusteuern. Während das neue Rentenpaket der Ampel, welches Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) kürzlich vorgestellt haben, aus vielen Richtungen mit Kritik zu kämpfen hat.

Rente unter 1100 Euro: Millionen Rentner fallen unter die Armutsgrenze

Unter anderem monierten die Wirtschaftsweisen Veronika Grimm und Martin Werding, dass das Ampel-Rentenpaket vor allem eine Gruppe „am stärksten belastet“. Auch erste Beamte laufen bereits Sturm gegen einen möglichen Aspekt im sogenannten Rentenpaket II. Dabei handelt es sich um die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Diese bewertet die Pläne des Bundesarbeitsministers, Beamte langfristig in die Rentenversicherung zu integrieren, mit offener Skepsis. Aber eigentlich soll die neue Reform vor allem eines, die Rente stabilisieren und für die Zukunft auf sichere Beine stellen.

Wie wichtig die Reform ist, unterstreicht eine Anfrage des Bündnis Sahra Wagenknecht. Aus der Antwort des Bundessozialministeriums geht hervor, dass Millionen von Deutschen weniger als 1.100 Euro im Monat aus der gesetzlichen Rente erhalten. Das berichteten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) am Montag (18. März).

Rente in Deutschland: Über die Hälfte der Rentner unter der Armutsgrenze

Damit fällt über die Hälfte der Rentner in Deutschland unter die Armutsgrenze. Der Antwort zufolge bekommen 10,1 Millionen Menschen in Deutschland eine gesetzliche Altersrente unterhalb von 1100 Euro netto pro Monat, das entspricht einem Anteil von 54,3 Prozent aller Renten.

Armutsgrenze in Deutschland (Destatis)1.250 Euro
Rentner, die weniger als 1.100 Euro monatliche gesetzliche Rente erhalten10,1 Millionen
Anteil der Deutschen, die privat fürs Alter vorsorgen47 Prozent (Altersgruppe 18 bis 24)

Unter dem Betrag von 1300 Euro rangieren demnach 12,4 Millionen (66,6 Prozent) und unter 1600 Euro im Monat 15,1 Millionen Altersrenten (81,1 Prozent). Die überwiegende Mehrheit der gesetzlichen Renten in Deutschland liegt derzeit unter 2000 Euro im Monat, nämlich in rund 17,3 Millionen Fällen oder 93,1 Prozent aller Altersrenten.

„Verhöhnung der Menschen“: Wagenknecht kritisiert Rentenniveau nach Anfrage

Das Ergebnis der Anfrage über das Rentenniveau kritisierte Wagenknecht, die auch die Aktienrente als „Casino-Rente“ bezeichnet, mit deutlichen Worten. Ihrer Aussage zufolge würde Deutschland damit „Millionen Menschen im Alter in die Armut entlassen“, bemängelte die Bundestagsabgeordnete beim RND. Dies sei eine „Verhöhnung der Menschen“.

Nach neuen Zahlen erhalten mehr als die Hälfte der Rentner in Deutschland unter 1100 Euro aus der gesetzlichen Rente. Für die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht (BSW) ein erneuter Grund, Forderungen bei der Rente zu stellen.

Gleichzeitig forderte Wagenknecht „mehr Einfluss der Bürger auf die Zukunft ihrer Renten“. Am Tag der Bundestagswahl 2025 sollte auch eine Volksabstimmung über das Rentensystem stattfinden, sagte die Abgeordnete, die schon seit geraumer Zeit davor warnt, dass „Deutschland auf eine Rentenkatastrophe“ zusteuere. „Es sollte um ein faires System gehen, in das endlich alle Bürger einzahlen.“

Gesetzliche Rente reicht nicht: Niedrige Altersrente bedeutet grundsätzlich kein niedriges Alterseinkommen

Die Entrüstung Wagenknechts darüber, dass über die Hälfte der Rentner weniger als 1100 Euro im Monat aus der gesetzlichen Rente beziehen, teilten nicht alle. Stattdessen gab es auch Stimmen, die versuchten, die auf den ersten Blick alarmierenden Zahlen etwas einzuordnen.

In einem Schreiben erläuterte das Ministerium von Arbeitsminister Heil, dass zu den gesetzlichen Renten oft weitere Alterseinkommen hinzukommen. „Aus einer niedrigen Altersrente in der gesetzlichen Rentenversicherung kann daher grundsätzlich nicht auf ein niedriges Alterseinkommen geschlossen werden“, schreibt Staatssekretärin Kerstin Griese (SPD). Geringe gesetzliche Renten kommen demnach sogar „viel häufiger in Haushalten mit hohen Einkommen vor“.

Rente von 1100 Euro im Monat für Rentner: Zahlreiche Alterseinkommen wie Betriebsrente und Riesterrente

In der vergangenen Woche erklärte die Wirtschaftsweise Schnitzer in der ZDF-Sendung von „Maybrit Illner“, dass sich insgesamt 17 Prozent der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland einzig und allein auf die gesetzliche Rente verließen. Die restlichen 83 Prozent sorgten auf privatem Weg für die Altersvorsorge vor. Dazu zählen unter anderem Verträge der Riesterrente, Mieteinnahmen oder Beschäftigungen im Mindestlohn-Bereich, um die Rente aufzubessern.

Dem RND sagte ein Sprecher, dass Rentenempfänger „in zahlreichen Fällen Alterseinkünfte aus weiteren Quellen, beispielsweise Betriebsrenten, Einkünfte eines Partners oder daraus abgeleiteten Ansprüchen auf Hinterbliebenenleistungen“ bezögen, erklärte ein Sprecher dem RND. „Die Einkommenslage kann daher immer nur im Haushaltskontext bestimmt werden.“

Aus dem jüngsten Alterssicherungsbericht der Bundesregierung von 2020 geht hervor, dass Ehepaare in Deutschland ein durchschnittliches Netto-Gesamteinkommen aus Alterssicherungsleistungen und zusätzlichen Einkommen in Höhe von 2907 Euro im Monat zur Verfügung haben. „Unter den alleinstehenden 65-Jährigen und Älteren beziehen Männer im Durchschnitt ein Gesamteinkommen von 1816 Euro, bei Frauen sind es 1607 Euro“, sagte der Sprecher weiter.

Rubriklistenbild: © Felix Kästle/dpa/Symbolbild

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