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DSV-Athlet im OVB-Interview

Biathlon: „Ich musste etwas ändern“ - Kühn spricht Klartext über Wechsel und Karriereende

Biathlon: Johannes Kühn steht vor einer besonderen Saison.
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Biathlon: Johannes Kühn steht vor einer besonderen Saison.

Johannes Kühn ist seit vielen Jahren fixer Bestandteil im deutschen Biathlon. Im Interview spricht er über einen notwendigen Wechsel nach 15 Jahren, kritisiert eine geplante Regeländerung und nennt den spätesten Zeitpunkt seines Karriereendes.

Reit im Winkl - Am 30. November beginnt die neue Saison im Biathlon. Für Johannes Kühn ist sie aus mehreren Gesichtspunkten eine besondere. In der vergangenen Saison war er der erfolgreichste deutsche Mann im Gesamtweltcup, nach dem Rücktritt von Benedikt Doll ist er dienstältester DSV-Athlet.

Im Interview mit chiemgau24.de spricht der 32-Jährige vom WSV Reit im Winkl über eine Veränderung, die sich schon lange angebahnt hat. Zudem geht es um eine umstrittene Regeländerung, die der Biathlon-Weltverband IBU umsetzen will. Kühn geht auch auf die neue Hierarchie im deutschen Team ein und verrät abschließend, wann er seine Karriere spätestens beenden wird.

Biathlon: Johannes Kühn im Interview - So lief die Vorbereitung und so war es in Frankreich

Herr Kühn, wie ist die bisherige Vorbereitung gelaufen?

Johannes Kühn: Ich kann nicht klagen. Ich war weder über einen längeren Zeitraum krank, noch war ich verletzt. Das angedachte Programm konnte ich weitestgehend durchziehen, daher bin ich mit der Vorbereitung zufrieden.

Wie verändert sich die Vorbereitung, wenn man das Weltcupticket für den Saisonstart bereits in der Tasche hat?

Kühn: Inhaltlich ändert sich dadurch nichts. Wer im Winter erfolgreich sein will, muss im Sommer gut arbeiten – ob mit oder ohne Weltcupticket. Was sich ändert ist, dass man weniger Anspannung im Sommer hat und sich gezielt auf den Saisonstart fokussieren kann. Wenn man sich erst qualifizieren muss, beginnt die Saison eigentlich schon zwei Wochen früher. Dann muss man zur Qualifikation schon auf Top-Level sein, das verändert die zeitliche Herangehensweise im Training.

Statt zur Deutschen Meisterschaft in Altenberg zu fahren, waren Sie erstmals beim Martin-Fourcade-Festival in Frankreich dabei. Wie kam es dazu und wie war es vor Ort?

Kühn: Ich wurde vor zwei Jahren schon einmal eingeladen, damals hatte ich mich aber für die Deutschen Meisterschaften entschieden. In diesem Jahr kam wieder die Einladung. Der Deutsche Skiverband hat Vanessa Voigt und mir ermöglicht, trotzdem dort anzutreten. Ich bin eigentlich kein Fan von Showevents, wollte aber meine Komfortzone mal verlassen. Was die Stimmung und Organisation angeht, hat sich das auch gelohnt. Es war ein tolles Event. Auch wenn es sportlich nicht gut für mich lief.

Biathlon: Spannender Wechsel nach 15 Jahren - Und so sieht Kühn die umstrittene Regeländerung

Sie haben in diesem Jahr das Material gewechselt. Von Fischer ging es zu Madshus. Warum?

Kühn: Nach Olympia 2022 hat mein alter Hersteller neue Modelle auf den Markt gebracht. Die waren nicht so, wie ich mir das erhofft hatte. Das soll nicht heißen, dass Fischer schlechte Ski herstellt oder ich schlecht betreut wurde – ganz im Gegenteil. Aber der Laufstil eines Athleten ist sehr individuell und das neue Setup von Fischer war mit meinem Stil einfach nicht mehr kompatibel. Ich hatte vor zwei Jahren schon an einen Wechsel gedacht, mich damals aber dagegen entschieden. Recht schnell war der Gedanke an einen Wechsel dann aber wieder da. Für mich war klar, dass ich etwas ändern muss. Nach der Saison ist mein Vertrag mit Fischer ausgelaufen, das war dann die perfekte Gelegenheit, nochmal einen neuen Weg einzuschlagen. Ein gewisses Risiko ist bei einem Materialwechsel immer dabei, aber für mich hat sich dieser Schritt richtig angefühlt.

Wie läuft so ein Wechsel ab? Kontaktieren Sie den Hersteller oder umgekehrt?

Kühn: In meinem Fall kam der Kontakt eher zufällig zustande. Madshus hat ein neues Bindungssystem im Bereich der Skating-Technik auf den Markt gebracht und unser Techniker-Team hat sehr positiv über das neue System gesprochen. Auch das Feedback meiner Teamkollegen Roman Rees und Benedikt Doll, die ebenfalls auf Madsus laufen bzw. gelaufen sind, war sehr gut. In Summe hat mich das überzeugt und ich habe mich für Madshus entschieden.

Die geplante Änderung der Startgruppen sorgt derzeit für viele Diskussionen. Wie stehen Sie zur Thematik?

Kühn: Ich bin Teil des Athletenkomitees und vertrete den Standpunkt, auf den wir uns dort geeinigt haben. Wir verstehen die Idee des Verbandes, stehen der geplanten Änderung aber kritisch gegenüber. Wir sind in Gesprächen mit der IBU und hoffen, einen für beide Seiten akzeptablen Kompromiss zu finden.

Unabhängig vom offiziellen Statement des Athletenkomitees - welche Punkte sehen Sie als Sportler kritisch?

Kühn: Natürlich gibt es Rennen, bei denen die Bedingungen für alle gleich sind. Aber das ist eben nicht regelmäßig der Fall. Damit würde die Änderung einen unmittelbaren Einfluss auf unseren Sport haben. Viel bedenklicher finde ich, dass nicht überall ideale Bedingungen herrschen, um sich einzulaufen. Es gibt Orte, wo keine ausreichenden Warmlaufrunden vorhanden sind. Das ist ein klarer Nachteil für die Athleten, die in den höheren Gruppen starten müssen.

Biathlon: Die neue Hierarchie bei den DSV-Herren aus und der späteste Zeitpunkt des Karriereendes

Wie sieht Ihr Aufgabenbereich im Athletenkomitee genau aus?

Kühn: Wir treffen uns ein- bis zweimal pro Monat zu einer Videokonferenz und besprechen dort die wichtigsten Punkte aus Sicht der Athleten. Die Aufgabenbereiche sind unter den Mitgliedern des Komitees verteilt. Mein Zuständigkeitsbereich ist der Austausch mit den Trainern. Sandra Flunger (Trainerin der Schweizer Damen) vertritt die Positionen der Coaches, Sandra und ich tauschen uns regelmäßig aus. Die Erkenntnisse der Gespräche bringe ich dann ins Athletenkomitee ein. Mir macht diese Aufgabe Spaß, zudem kann ich aktiv gestalten.

Änderungen gab es auch innerhalb des deutschen Teams. Benedikt Doll ist zurückgetreten. Wie sieht die neue Hierarchie aus?

Kühn: Es ist nicht unser Ansatz, Benni eins zu eins zu ersetzen. Wir lösen das im Kollektiv. Unser Team besteht aus vielen erfahrenen Athleten, die in einem ähnlichen Alter sind. Da hat jeder seine Meinung und bringt diese auch ein. Das gilt natürlich auch für mich. Ich übernehme gerne Verantwortung und versuche immer, das Bestmögliche für das Team herauszuholen.

Sie sind 32 Jahre alt. 2026 sind die Olympischen Spiele in Italien. Viele Athleten haben angekündigt, dass danach Schluss ist. Wie sieht es mit Ihren Planungen aus?

Kühn: Olympia 26 ist ein großes Ziel für mich. Ich war bei zwei Spielen dabei, olympisches Flair ist in Pyeongchang und Peking aber nur bedingt aufgekommen. Daher hat Olympia im Alpenraum einen großen Reiz für mich. Wenn ich gesund bleibe und mich intern qualifiziere, will ich das noch erleben. Danach geht es höchstens noch eine Saison weiter, das werde ich aber dann entscheiden. (Quelle: chiemgau24.de, truf)

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