Sprint und Einzel betroffen
Biathlon: Umstrittene Regel kommt - Athleten bleiben kritisch, Verband baut Testphase ein
Im Biathlon wird es schon zur kommenden Saison eine neue Regel in Sprint- und Einzelrennen geben. Der Weltverband erhofft sich mehr Spannung, die Athleten sehen die Änderung sehr kritisch.
Belgrad - Schon vor dem Start des Kongresses des Biathlon-Weltverbandes in Belgrad hat der Vorstand der Internationalen Biathlon Union (IBU) eine neue Regelung verabschiedet, die bereits im Vorfeld für viele Diskussionen gesorgt hatte.
Mit dem Beginn der neuen Saison greifen in Sprint- und Einzelwettbewerben neue Zuteilungen der Startgruppen. Bislang durften die Top-Athleten der Gesamtwertung ihre Startgruppe frei wählen. In Zukunft müssen sie zwangsläufig in der dritten Startgruppe ins Rennen gehen.
Biathlon: Regeländerung soll für mehr Spannung sorgen
Die 15 besten Athleten der aktuellen Weltcup-Gesamtwertung gehen demnach mit den Startnummern 46 bis 75 in die Wettbewerbe. Aufgefüllt wird die dritte Startgruppe mit Athleten, die jenseits der Top 30 liegen. Der Weltverband IBU verspricht sich dadurch einen längeren Spannungsbogen innerhalb der Wettkämpfe.
Bislang hatten die besten Biathleten der Welt meist die erste oder zweite Startgruppe gewählt, oft waren vor allen Dingen die Sprintwettbewerbe so frühzeitig entschieden. Neben dem erhöhten Spannungsfaktor soll die Regel auch für einen faireren Wettbewerb sorgen, da die besten Sportler in derselben Startgruppe unterwegs sind und so ähnliche Bedingungen vorfinden.
Biathlon: Testphase im ersten Trimester, Regel kann ausgesetzt werden
Die Regeländerung wurde mit dem IBU-Athletenkomitee, dem IBU-Technikkomitee, mehreren nationalen Verbänden und mehreren Teams besprochen. Das neue Startgruppensystem soll in den ersten vier Wochen des Weltcups im November und Dezember 2024 getestet werden, anschließend werden die Ergebnisse ausgewertet.
Darüber hinaus kann die Wettkampfjury bei außergewöhnlichen Wetterbedingungen, die zu schwierigen Streckenbedingungen führen und keine gleich fairen Bedingungen in allen Startgruppen garantieren, beschließen, ein alternatives Startgruppensystem anzuwenden, das vorsieht, dass die besten 15 Athleten der aktuellen Weltcup-Gesamtwertung zu Beginn des Wettkampfs starten.
Biathlon: Athleten bleiben kritisch - „Das ist ein klarer Nachteil“
Viele Athleten selbst sehen die Änderung weiterhin kritisch. Deutschlands erfahrenster Athlet Johannes Kühn äußerte sich im Vorfeld der Entscheidung mit klaren Worten. „Natürlich gibt es Rennen, bei denen die Bedingungen für alle gleich sind. Aber das ist eben nicht regelmäßig der Fall. Damit würde die Änderung einen unmittelbaren Einfluss auf unseren Sport haben. Viel bedenklicher finde ich, dass nicht überall ideale Bedingungen herrschen, um sich einzulaufen. Es gibt Orte, wo keine ausreichenden Warmlaufrunden vorhanden sind. Das ist ein klarer Nachteil für die Athleten, die in den höheren Gruppen starten müssen“, sagte der 32-Jährige im Gespräch mit chiemgau24.de.
Sebastian Samuelsson, Sprecher des IBM-Athletenkomitees, äußerte ebenfalls Kritik. „Unsere Meinung wurde nicht sehr ernst genommen“, sagte der Schwede gegenüber der schwedischen Zeitung ‚Expressen‘ und ergänzte.
„Wir haben das Gefühl, dass wir vorher ein sehr gutes System hatten. Alle sind wirklich zufrieden damit. Wir haben verstanden, dass die IBU eine Veränderung wollte, vor allem für das Fernsehen und um spannendere Wettbewerbe anzubieten“, fügte er hinzu und fuhr fort: „Aber was wir heute kritisieren, ist, dass die Gefahr eines unlauteren Wettbewerbs besteht.“ Um seinen Standpunkt zu veranschaulichen, führt er den Fall eines Biathleten an, der im Weltcup den 16. Platz belegte: „Ihm kann die Startnummer 16 zugewiesen werden, während der 15. die Startnummer 75 erhalten kann“, sagte Samuelsson.
Erstmals zum Einsatz wird die neue Regel am 3. Dezember 2024 kommen. Dann steht im finnischen Kontiolahti der verkürzte Einzel der Herren auf dem Programm. Die Weltcup-Saison beginnt am 30. November mit einer Single-Mixed-Staffel. Quelle: chiemgau24.de, truf