Analyse von Weltraumschrott
Tödliche „Starlink“-Satelliten? Musk-Firma SpaceX wehrt sich gegen „absurden“ Bericht
Die „Starlink“-Satelliten sind der Astronomie ein Dorn im Auge – doch sind sie auch tödlich? SpaceX reagiert auf diese Behauptung in einem FAA-Bericht empört.
Frankfurt – Derzeit umkreist nur eine große Satelliten-Konstellation die Erde: Die Zahl der „Starlink“-Satelliten von SpaceX, die sich im niedrigen Erdorbit befinden, übersteigt längst 4800 Exemplare. Bis 2035 soll diese Zahl massiv steigen, ganze zwölf große Satelliten-Konstellationen sollen bis dahin die Erde umrunden, insgesamt sollen es knapp 55.000 Satelliten sein. Die Astronomie stellt heute bereits einen „besorgniserregenden Trend“ fest und warnt vor den Auswirkungen auf die Forschung.
Nun hat die US-Luftfahrtbehörde FAA einen Bericht veröffentlicht, in dem es um andere Risiken durch große Satelliten-Konstellationen geht – nämlich um das Risiko, zu Boden stürzender Satellitenteile beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Darin stellt die FAA fest, dass durch die zahlreichen zu erwartenden Satelliten bis 2035 pro Jahr 28.000 gefährliche Trümmerteile auf die Erde stürzen dürften, wenn Teile von „Starlink“-Satelliten den Sturz durch die Erdatmosphäre überstehen.
Ab 2035 könnte alle zwei Jahre ein Mensch durch Satellitentrümmer verletzt oder getötet werden
Doch das ist noch nicht alles. In dem Bericht steht weiterhin: „Die Anzahl der Personen am Boden, die durch Trümmerteile verletzt oder getötet werden könnten, liegt bei 0,6 pro Jahr. Das bedeutet, dass alle zwei Jahre ein Mensch auf der Erde verletzt oder getötet werden könnte.“
Einige der Trümmerteile könnten auch für Flugzeuge gefährlich werden, heißt es in dem Bericht weiter. „Wenn man den weltweiten Flugverkehr von 2019 auf das Jahr 2035 projiziert und davon ausgeht, dass ein Fragment, das einen Menschen auf der Erde verletzen oder töten würde, auch ein Flugzeug schwer beschädigen könnte, läge die Wahrscheinlichkeit eines Flugzeugabsturzes im Jahr 2035 bei 0,0007 pro Jahr“, schreiben die Autorinnen und Autoren in dem FAA-Bericht.
SpaceX wehrt sich gegen FAA-Bericht zur Gefahr durch abstürzenden Weltraumschrott
Das möchte SpaceX nicht auf sich sitzen lassen, vor allem, da das Unternehmen von Elon Musk bei 325 abgestürzten Satelliten seit Februar 2020 nach eigenen Angaben keine Überbleibsel gefunden hat. In einem Brief, aus dem CNN zitiert, nennt SpaceX die Behauptungen „absurd, ungerechtfertigt und unzutreffend“. Außerdem basiere der Bericht „auf einer zutiefst fehlerhaften Analyse, die die mit ‚Starlink‘ verbundenen Wiedereintrittsrisiken falsch darstellt“, berichtet CNN weiter.
SpaceX soll der Aerospace Corporation, dem Unternehmen, das den Bericht im Auftrag der FAA verfasst hat, weiterhin vorwerfen, keinen Kontakt aufgenommen zu haben. So seien die eigenen Analysen und Berichte von SpaceX zur Entsorgung der „Starlink“-Satelliten nicht berücksichtigt worden. „Um es klarzustellen: Die Satelliten von SpaceX sind so konstruiert und gebaut, dass sie beim Wiedereintritt in die Atmosphäre am Ende ihrer Lebensdauer vollständig zerstört werden, und das tun sie auch“, soll es in dem Schreiben von SpaceX heißen.
FAA-Bericht fokussiert sich auf „Starlink“ und ignoriert andere Satelliten-Konstellationen
Ein weiterer Punkt, der SpaceX demnach negativ aufstößt: Der Bericht fokussiert sich auf „Starlink“ und ignoriert andere Satelliten-Konstellationen wie „Project Kuiper“, OneWeb oder Systeme aus China. Tatsächlich wird im FAA-Bericht auch erwähnt, dass SpaceX angibt, dass die „Starlink“-Satelliten vollständig verglühen, wenn sie zur Erde zurückfallen. Trotzdem geht die Aerospace Corporation davon aus, „dass die SpaceX-Satelliten je drei Bruchstücke mit 300 Gramm produzieren können“. Für den Bericht habe die FAA die konservative Herangehensweise gewählt.
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Nach der Reaktion von SpaceX auf den FAA-Bericht gibt es nun CNN zufolge Gespräche zwischen Technik-Fachleuten der Aerospace Corporation und dem Unternehmen von Elon Musk. Die Daten sollen „überprüft und aktualisiert“ werden. Auch bei der FAA heißt es mittlerweile, der Brief von SpaceX werde geprüft. (tab)
Rubriklistenbild: © Jacquelyn Martin/dpa
