Boeing-Test an der ISS
Astronauten auf der ISS gestrandet? Nasa: „Starliner“ kann länger im Weltall bleiben
Seit Juni ist das Boeing-Raumschiff „Starliner“ an der ISS angedockt, einen konkreten Rückflug-Termin gibt es nicht. Jetzt mischt sich die Nasa ein.
Update vom 3. Juli, 14.30 Uhr: Seit dem 6. Juni befinden sich Suni Williams und Butch Wilmore an Bord der Internationalen Raumstation ISS. Etwas mehr als eine Woche lang sollten sie das neue Boeing-Raumschiff „Starliner“ dort testen und dann zur Erde zurückkehren. Doch einen Rückflug-Termin gibt es – nach mehreren verschobenen Terminen – nicht. Mehrere Helium-Lecks im Raumschiff und Probleme mit den Schubdüsen, die für das Abdockmanöver benötigt werden, sorgen dafür, dass der „Starliner“ noch nicht zur Erde zurückkehren kann.
Zwar darf das neue Raumschiff laut Nasa im Notfall genutzt werden, um Erde zu fliegen – im Normalfall soll der „Starliner“ jedoch noch im Orbit bleiben. Das hat einen Grund: Die Probleme des Raumschiffs werden alle im Servicemodul verortet – und das wird bei der Rückkehr zur Erde in der Erdatmosphäre verglühen. Deshalb wollen die Zuständigen vorher möglichst viele Daten sammeln, um die aktuellen Probleme zu verstehen und für die Zukunft ausschließen zu können.
Nasa betont: Boeing-Raumschiff darf länger als 45 Tage im Weltall bleiben
Neben den Überprüfungen, die Williams und Wilmore im Weltall durchführen, sollen auch Tests auf der Erde durchgeführt werden, um die Probleme zu lösen. Gleichzeitig hat die US-Raumfahrtorganisation Nasa mittlerweile bekannt gegeben, dass der „Starliner“ länger als die ursprünglich genannten 45 Tage im Weltraum bleiben darf. Sobald das Raumschiff für weitere astronautische Flüge zertifiziert wurde, soll es mindestens ein halbes Jahr (bis zu 210 Tage) an der ISS angedockt bleiben. Doch für den Testflug wurden von der Nasa erst einmal nur maximal 45 Tage zugelassen, da die Batterien im Raumschiff ebenfalls erst einmal im Weltall getestet werden müssen.
Bei einer Pressekonferenz teilte der zuständige Nasa-Manager Steve Stich nun jedoch mit, dass die Obergrenze von 45 Tagen aktualisiert wird. „Wir haben uns diese Batterien und ihre Leistung in der Umlaufbahn angesehen. Sie werden von der Station wieder aufgeladen, und das Risiko hat sich nicht wirklich verändert. Das Risiko für die nächsten 45 Tage ist also im Wesentlichen das gleiche wie in den ersten 45 Tagen“, zitiert ihn space.com.
Die Nasa-Astronautin Williams und ihr Kollege Wilmore könnten also noch einen großen Teil des Sommers im Weltall verbringen müssen. Trotzdem betont man bei der Nasa weiterhin: Die beiden sind nicht auf der Internationalen Raumstation gestrandet – im Notfall darf das Raumschiff nämlich genutzt werden, um zur Erde zurückzukehren. Einen Termin für die reguläre Rückkehr zur Erde gibt es derweil immer noch nicht. Und auch wie lange der „Starliner“ nun maximal im Weltall bleiben darf, wurde noch nicht bekannt gegeben.
Sind Nasa-Astronauten mit dem Boeing-Raumschiff auf der ISS gestrandet?
Erstmeldung vom 26. Juni 2024: Washington D.C. – Eigentlich sollte das neue Raumschiff „Starliner“ mehrere Tage an der Internationalen Raumstation ISS angedockt bleiben, bevor es mit der zweiköpfigen Crew zur Erde zurückkehrt. Doch aus Tagen wurden Wochen – mittlerweile gibt es nicht einmal mehr ein konkretes Datum für den Rückflug. Woran liegt das?
Der Hauptgrund für die Verzögerung im Weltall sind mehrere kleine Helium-Lecks. Der „Starliner“ ist – nach langen Verzögerungen – bereits mit einem kleinen Leck gestartet, doch mittlerweile gibt es mehrere. Außerdem fielen fünf der kleinen Schubdüsen des Raumschiffs aus, als sich der „Starliner“ der ISS am 6. Juni näherte – ein weiterer Grund, sich das Raumschiff genauer anzuschauen, bevor es zur Erde zurückkehrt.
Boeing-Raumschiff „Starliner“ hat auch im Weltraum Probleme
Ursprünglich war geplant, dass die „Starliner“-Crew – Suni Williams und Butch Wilmore – am 18. Juni zur Erde zurückkehrt. Dann verschob die Nasa den Termin auf den 26. Juni. Derzeit gibt es keinen konkreten Termin mehr, geplant ist eine Rückkehr irgendwann im Juli. Bis dahin sollen die Probleme mit dem Antriebssystem und die Helium-Lecks untersucht werden. „Wir lassen uns Zeit und folgen unserem Standardprozess für das Missionsmanagementteam“, erklärt Steve Stich, Manager des Commercial Crew Program der Nasa, in einer Mitteilung.
„Wir lassen die Daten in unsere Entscheidungsfindung einfließen, was den Umgang mit den kleinen Lecks im Heliumsystem und die Leistung der Triebwerke angeht, die wir während des Rendezvous und des Andockens beobachtet haben“, so Stich weiter. Der Nasa-Manager betont: Das Boeing-Raumschiff „Starliner“ zeige eine gute Leistung im Orbit, während es an der Raumstation angedockt sei. „Wir nutzen die zusätzliche Zeit strategisch.“
Nasa-Astronauten arbeiten auf der ISS mit
Was bedeutet das für die Astronautin und den Astronauten, die mit dem Raumschiff zur ISS geflogen sind? Williams und Wilmore sind derzeit in die Crew der Expedition 71 integriert und arbeiten an Bord der Raumstation mit. Dazu führen sie Tests aus, die zur Zertifizierung des „Starliner“ für künftige Crew-Flüge beitragen sollen. „Das Feedback der Besatzung war überwältigend positiv, und sie wissen, dass alles, was wir bei den Crew Flight Tests lernen, unsere Erfahrungen für zukünftige Besatzungen verbessern und schärfen wird“, betont Mark Nappi, Vizepräsident und Programmmanager des Boeing Starliner Programms.
Nach Nasa-Angaben gibt es derzeit keine Eile für die „Starliner“-Crew, die ISS zu verlassen und zur Erde zurückzukehren: Es gibt mehr als genug Vorräte an Bord der Raumstation und der Zeitplan der ISS hat bis Mitte August genug Raum für zwei zusätzliche Raumfahrende. Das Raumschiff, das sich erstmals mit Crew im Weltall befindet, kann bei diesem Testflug bis zu 45 Tage an der ISS angedockt bleiben. Später soll der „Starliner“ Astronautinnen und Astronauten für ein halbes Jahr zur ISS befördern.
„Starliner“-Crew ist nicht auf der ISS „gestrandet“
Auch wenn es vielleicht so klingen mag: Wie die Nasa betont, ist die „Starliner“-Crew nicht auf der ISS „gestrandet“. Das Raumschiff könne im Notfall jederzeit genutzt werden, um von der Raumstation zur Erde zurückzukehren. Dass man bei Nasa und Boeing die Rückkehr zur Erde hinauszögert, hat einen Grund: Die Probleme mit den Helium-Lecks und auch die Antriebs-Probleme lassen sich in das Servicemodul des „Starliner“-Raumschiffs zurückverfolgen. Und eben jenes Modul wird bei der Rückkehr zur Erde in der Erdatmosphäre verglühen.
Das heißt: Sobald die Test-Crew zur Erde zurückkehrt, haben Boeing und die Nasa keine Chance mehr, den Fehler weiter zu untersuchen und für künftige Missionen Vorkehrungen zu treffen. Daher möchte man nun im Weltall so viele Daten wie möglich sammeln, bevor das Servicemodul auf der Rückreise zur Erde verglüht. (tab)
