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Tragödie um Tauchboot „Titan“

Rosenheimerin trauert um ihre Männer: Suleman (†19) starb aus Liebe zu seinem Papa

Suleman Dawood († 19) mit seinem Vater, dem Multimillionär Shahzada Dawood († 48).
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Suleman Dawood (†19) mit seinem Vater, dem Multimillionär Shahzada Dawood (†48).

Einmal zum Wrack der Titanic tauchen – für viele ist das ein lang gehegter Traum. Fünf Menschen bezahlten für dieses Abenteuer jetzt nicht nur viel Geld, sondern auch mit ihrem Leben. Der 19-jährige Suleman trat die Reise offenbar nur aus Liebe zu seinem Vaters an. Es ist eine Katastrophe. Für die Hinterbliebenen nur schwer zu verkraften, wenngleich es wohl „zum Glück“ kein qualvoller Tod war.

Lange sah es nach einem gnadenlosen Wettlauf gegen die Zeit aus. Als die Tauchkapsel „Titan“ am Sonntag zum Wrack der Titanic abtauchte, sollte sie den Milliardär und Abenteurer Hamish Harding, den britisch-pakistanischen Geschäftsmann Shazada Dawood und seinen Sohn Suleman, sowie den französischen Titanic-Experten Paul-Henri Nargeolet und den Chef der Betreiberfirma OceanGate Expedition, Stockton Rush, zu den Überresten der Titanic bringen.

Doch bereits kurz darauf brach die Verbindung zu der Maschine ab und eine chancenlose Suche begann – denn die „Titan“ hatte nur für 96 Stunden ausreichend Sauerstoff, um fünf Menschen zu versorgen. Viele befürchteten, die Passagiere könnten durchdrehen oder qualvoll ersticken.

„Schmerzlose“ Implosion statt qualvoller Tod durch Ersticken

Doch dem war wohl nicht so. Vieles spreche derzeit für eine Implosion der Tauchkapsel infolge eines Kollaps der Druckkammer. Die US-Küstenwache hatte am Donnerstag (22. Juni) nach der tagelangen fieberhaften Suche mitgeteilt, dass in der Nähe des Titanic-Wracks Trümmerteile gefunden wurden, die zur verschollenen „Titan“ gehörten. Für die Insassen gab es damit keine Überlebenschance mehr.

Die Passagiere des „Titan“-Tauchboots haben Experten zufolge von der Implosion ihres Gefährts nichts mehr mitbekommen. Der Druck auf das Tauchboot sei in so großer Tiefe massiv gewesen – die Implosion sei im Bruchteil einer Millisekunde passiert, zitierte der Sender CNN am Freitag Ex-Marine-Offizierin Aileen Marty, eine Professorin für Katastrophenmedizin. Das menschliche Gehirn könne die Lage so schnell gar nicht erfassen. „Das ganze Ding ist kollabiert, bevor die Menschen darin überhaupt bemerken konnten, dass es ein Problem gab“, betonte Marty.

Implosion

Bei einer Implosion bricht ein Objekt schlagartig zusammen, wenn der Außendruck größer ist als der Innendruck. Sie steht im umgekehrten Kräfteverhältnis zu einer Explosion. Schon der kleinste strukturelle Defekt kann in großer Tiefe eine solche Katastrophe auslösen.

Die Insassen der „Titan“ seien auf eine Art und Weise gestorben, bei der sie nicht einmal gewusst hätten, dass sie sterben würden, erklärte Marty. „Letztlich ist dies mit Blick auf die vielen Möglichkeiten, auf die wir sterben können, schmerzlos.“

„Titanic“-Regisseur Cameron befürchtete Implosion bereits

Der Regisseur des Blockbusters „Titanic“ (1997), James Cameron, hat nach eigenen Worten bereits kurz nach dem Verschwinden des „Titan“-Tauchboots am Sonntag (18. Juni) eine Implosion des Gefährts befürchtet. Grund sei, dass die „Titan“ nicht nur ihre Kommunikation verloren habe, sondern gleichzeitig auch nicht mehr getrackt werden konnte.

Das einzige Szenario, das mir in den Sinn kam und das dies erklären konnte, war eine Implosion“, sagte Cameron am Freitag dem Sender CNN. Der 68-Jährige ist selbst bereits mehr als 30 Mal zum Wrack der 1912 gesunkenen „Titanic“ abgetaucht. Allerdings habe auch er in den vergangenen Tagen die „widernatürliche Hoffnung“ gehegt, dass er mit seiner Befürchtung falsch lag, betonte Cameron. „Aber in meinem Innersten wusste ich, dass das nicht der Fall war.“

Suleman Dawood (†19) machte Tauchfahrt seinem Vater zuliebe

Mit an Board war auch der 19-jährige Suleman Dawood, der Sohn von Christine Dawood, einer gebürtigen Rosenheimerin. Eigentlich wollte er gar nicht mitfahren, das Wrack der Titanic gar nicht sehen. Doch offenbar aus Liebe zu seinem Vater stieg er trotzdem in das kleine U-Boot. Das sagte seine Tante in einem Interview mit dem US-Sender „NBC News“.

Er habe seinem Vater – dem pakistanischen Multimillionär Shahzada Dawood (†48) und Mann von Christine Dawood – eine Freude zum Vatertag machen wollen, wie bild.de schreibt. Der fand in Großbritannien, wo die Familie lebte, am vergangenen Sonntag statt. Dem Tag, an dem das U-Boot für immer verschwand.

Die Rosenheimerin Christine Dawood war mit Shahzada Dawood verheiratet und hat nun auf tragische Weise ihre zwei geliebten Männer für immer verloren. Sie bleibt mit ihrer Tochter Alina zurück.

Dawood-Stiftung bestätigt Tod „mit tiefer Trauer“

Nach dem Fund der Trümmerteile nahe dem Wrack der Titanic haben sich auch die Familien der Insassen des Mini-U-Boots „Titan“ zu Wort gemeldet. „Mit tiefer Trauer geben wir den Tod von Shahzada und Suleman Dawood bekannt“, erklärte am Freitag die pakistanische Dawood-Stiftung. „Wir sprechen den Familien der anderen Passagiere des ,Titan‘-Tauchboots unser tief empfundenes Beileid aus“, heißt es in der Erklärung, die von Shahzadas Eltern Hussain und Kulsum Dawood unterzeichnet ist.

„Wir sind allen an den Rettungsaktionen Beteiligten sehr dankbar“, schrieben die Dawoods in der Erklärung. „Ihr unermüdlicher Einsatz war für uns in dieser Zeit eine Quelle der Kraft.“

In ihrer Heimat ist die Familie sehr prominent: Shahzadas Vater Hussain Dawood ist einer der reichsten Männer Pakistans und Chef des pakistanischen Mischkonzerns Engro, der unter anderem Düngemittel und Chemikalien herstellt, aber auch in den Energiesektor investiert. Ein Ticket für den Tauchgang kostet laut der Website von Oceangate Expeditions übrigens 250.000 US-Dollar, etwa 228.000 Euro.

Zum tödlichen Ende des Tauchboots auf seiner Tiefsee-Tour schreibt das „Wall Street Journal“ am Freitag: 

„Es ist ein tragisches Ende für eine vertraute menschliche Geschichte. Die fünf Männer an Bord (...) hofften, das Wrack der legendären Titanic zu sehen. Bekanntermaßen als unsinkbar beschrieben, als sie in Betrieb genommen wurde, sank die Titanic auf ihrer Jungfernfahrt 1912. (...) Manche sagen, es hätten mehr grundlegende Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden können, und das erinnert uns daran, wie es auf der Titanic nicht genug Rettungsboote für alle Passagiere gab.

Dennoch: die Weltall-Erforschung wurde unterbrochen, endete aber nicht 1967, nachdem Apollo 1 während eines Tests vor dem Start Feuer gefangen hatte und die Astronauten darin getötet wurden – oder 1986, als das Space-Shuttle Challenger explodierte und dessen Crew starb. Der weite Meeresboden ist eines der letzten Grenzgebiete, die noch nicht erobert sind. Wir haben gerade erst angefangen, seine Geheimnisse zu erkunden. Die Tragödie der Titan ist eine Erinnerung an die Verwundbarkeit des Menschen angesichts der gewaltigen Weiten des Ozeans – und zugleich ein Tribut an die Unbezwingbarkeit des menschlichen Geistes.“

mz

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