Nach Skitouren-Katastrophe in der Schweiz
Kleines Dorf völlig „unter Schock“: „Es ist eine unsägliche Tragödie für die Familie...“
Zermatt/Vex – Die kleine Gemeinde Vex VS in der Schweiz steht weiter völlig unter Schock: Bei dem tragischen Skitouren-Unglück in den Walliser Alpen starben am Wochenende fünf Menschen, die aus dem Ort stammten. Eine junge Frau wird weiterhin vermisst.
Nur rund 1700 Menschen leben in dem kleinen Dörfchen südwestlich von Sion im Kanton Wallis – seit dem Wochenende trauert die Gemeinde um mindestens fünf Menschen aus ihrer Mitte. Christophe B. (†30), ein junger Gemeinderat, der sein Amt erst rund zwei Wochen zuvor angetreten hatte, starb bei dem Versuch, eine Etappe der legendären Skiroute Haute Route zu absolvieren. rosenheim24.de hatte über die brutalen Wetterverhältnisse in der Todesnacht bereits berichtet. Auch mindestens vier weitere Mitglieder seiner Familie ließen ihr Leben auf dem Berg – und inzwischen gibt es Klarheit über die weiteren Identitäten der Opfer.
Neben Christophe kam auch sein Cousin Antoine B. (†44), ein Offizier bei der Kantonspolizei Wallis, ums Leben. Auch Christophes Brüder David (†27) und Laurent (†21) befinden sich unter den Todesopfern – ebenso wie Pierre B. (†58), der mit 58 Jahren das älteste Mitglied der Gruppe und zugleich der Onkel der drei Brüder sowie des Polizisten war. Das berichten unter anderem die Schweizer Boulevardzeitung Blick (Anm. der Redaktion: mit teils geänderten Namen) sowie die französischsprachige Zeitung Le Nouvelliste.
Christine (28) gilt weiter als vermisst
Bei der sechsten Person handelt es sich damit wohl um Christine (28), der Freundin des mittleren Bruders David. Offiziell bestätigt haben die Behörden dies bislang jedoch noch nicht. Die junge Frau, die an der Uni Fribourg erst vor kurzem ihren Abschluss in Jura gemacht hatte, gilt als sehr bergsportbegeistert. Sie teilte kürzlich noch Videos in Sozialen Netzwerken, die sie beim Tourenskifahren zeigen. Christine gilt weiterhin als vermisst – dass sie noch lebt, gilt vier Tage nach der schrecklichen Katastrophe als nahezu ausgeschlossen. Auch am Dienstag (12. März) waren die Suchmaßnahmen auf dem 3710 Meter hohen Tête Blanche fortgesetzt worden.
Tödliches Skitouren-Unglück am Tête Blanche bei Zermatt




„Unsägliche Tragödie für die Familie...“
Derweil ist man in der Heimatgemeinde der Opfer völlig fertig mit den Nerven. Viele der Einwohner kannten die sport- und musikbegeisterte Familie persönlich. „Es ist ein großer Schock. (...) Es ist, als wären sie meine Familie“, sagte die Chefin des örtlichen Volg-Supermarktes gegenüber Schweizer Medien. Sie habe die Kinder aufwachsen sehen und kenne auch die Eltern. Eine Ladenbesitzerin sagt gegenüber der Lokalzeitung Walliser Bote, es fühle sich so an, wie wenn das Dorf seit dem Unglück „unter einer schweren Bleimatte“ liegen würde. Der Chef der örtlichen Musikgesellschaft „Echo des Glaciers“ ergänzte: „Es ist eine unsägliche Tragödie, die die Familien der Opfer getroffen hat.“ Am Montagabend kamen über 300 Menschen zu einer spontanen Trauerfeier für die Opfer im Ort zusammen.
Schon einmal eine Katastrophe auf der „Haute Route“
Die Katastrophe hatte sich am Samstag (9. März) am Tête Blanche, an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien, ereignet. Dabei wurden vermutlich die schlechten Wetterbedingungen den Alpinisten zum Verhängnis. Sie erfroren in der Nacht auf Sonntag (10. März) bei dichtem Nebel, schwerem Sturm und Temperaturen von gefühlten minus 30 Grad auf dem Berg. rosenheim24.de hatte berichtet.
Es ist nicht das erste Mal, dass es in der Region zu einer Tragödie kam. Im Frühjahr 2018 starben sieben Skitourengänger auf dem Pigne d‘Arolla. Die insgesamt 14 Alpinisten waren damals in zwei Gruppen auf der Haute Route unterwegs. Zehn von ihnen, angeführt von einem Bergführer, befanden sich in der Umgebung der Cabane des Vignettes im Gebiet des Pigne d‘Arolla. Die zweite Gruppe, bestehend aus vier Personen, unternahm die Haute Route von Chamonix in Richtung Zermatt. Die Bergsteiger suchten dabei im dichten Nebel verzweifelt nach der nur wenige hundert Meter entfernten Hütte, mussten aber letztlich die Nacht am Berg in einer Höhe von über 3000 Metern verbringen. Sieben Menschen erfroren. Die Tragödie schockierte die Menschen damals weit über die Bergsteigerszene hinaus.
mw