Entscheidung im Gemeinderat
„Neid-Debatte“ oder „No-Go“? Porsche-Privattunnel in Salzburg weiter heftig umstritten
Wolfgang Porsche plant einen Privattunnel zu seiner Villa, was zu politischen Kontroversen führt. Trotz einer Zahlung von 40.000 Euro an die Stadt, lehnen die Grünen das Projekt ab. Die endgültige Entscheidung fällt am 14. Mai im Gemeinderat.
Salzburg – Der von Wolfgang Porsche geplante Privattunnel im Kapuzinerberg zu seiner Villa sorgt weiterhin für politischen Wirbel. Vor allem die Grünen in der Stadt bleiben bei ihrem „Nein“, auch wenn Porsche für das Aushöhlen des Berges 40.000 Euro in die Stadtkasse zahlt. Dieser Betrag wurde erst als viel zu niedrig angesehen, wurde aber nun von einem Sachverständigen bestätigt.
Für die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Gemeinderat, Ingeborg Haller, steht indes fest: „Der Privattunnel im Kapuzinerberg samt Garage ist und bleibt ein absolutes No-Go“. Es gehe nicht darum, wer den Tunnel errichten will, sondern um eine Gleichbehandlung und vor allem um die Frage, wie die Stadt mit ihren Stadtbergen umgehe.
Damit Porsche im Berg einen Tunnel graben und eine Garage für zehn bis zwölf Wagen bauen darf, bedarf es einer sogenannten „Dienstbarkeit der Duldung“. Dass Porsche für diese Dienstbarkeit 40.000 Euro – und damit 5000 Euro mehr als vom Gutachter festgestellt – bezahlt hat, ficht die Grünen nicht an. „Die finanzielle Abgeltung und die Bewertung der Dienstbarkeit ist das Eine, wie die Stadt mit ihren Stadtbergen umgeht, das Andere“, so Haller. Jemandem das Recht einzuräumen, im Kapuzinerberg einen 500 Meter langen Privattunnel samt Garage errichten zu lassen, sei eine äußerst weitreichende und sensible Entscheidung.
Kritik an „Geheimniskrämerei“ – Neiddebatte wegen Privattunnel?
Die Grünen ärgern sich vor allem darüber, dass diese Entscheidung „im stillen Kämmerlein“ getroffen wurde, auch wenn der damalige Bürgermeister dazu befugt gewesen sei. „Hätte Altbürgermeister Harry Preuner die Anfrage von Porsche kurz vor der Gemeinderats-Wahl 2024 öffentlich gemacht, hätte es bereits damals eine öffentliche Debatte gegeben“, ist Haller überzeugt.
In zahlreichen Leserbriefen in Salzburger Zeitungen ist das Pendel eher auf der Seite von Porsche. „Was soll hier ein No-Go sein? Hier bricht der Neid voll durch“, so ein Kommentar, außerdem investiere Porsche sein Geld „sinnvoll in die Erhaltung der Stefan-Zweig-Villa“. Ein anderer Leserbriefschreiber ortet ein „politisches Kesseltreiben“, er meint, „es ist verdienstvoll, dass die Villa im österreichischen Besitz bleibt und auf private Kosten renoviert wird“.
Eine Neiddebatte will Haller nicht sehen, es sei vielmehr eine Debatte darüber, wie sensibel die Stadt mit ihren Stadtbergen inmitten der Altstadt umgehe. „Und natürlich geht es auch um Gleichbehandlung: Wer alles darf sich in unseren Stadtbergen einen privaten Tunnel bauen, wenn die nötigen finanziellen Mittel vorhanden sind?“
Entscheidung im Gemeinderat am 14. Mai
Unabhängig von der Dienstbarkeit braucht es für den Tunnel- und Garagenbau im Kapuzinerberg eine Bewilligung nach der Raumordnung. „Wir sprechen hier von einem Autotunnel durch den halben Kapuzinerberg, mit dem einzigen Zweck, eine private Garage mitten im Berg anfahren zu können“, so Haller weiter. „So gut wie nichts davon wird auf dem Grund des Eigentümers errichtet, vielmehr soll das Projekt fast zur Gänze in öffentlichem Grund umgesetzt werden“. Die Grünen-Chefin betont, dass die Stadtberge nicht nur Landschaftsschutzgebiet sind, sondern auch geschütztes Grünland. „Viel mehr Schutz geht eigentlich nicht. Öffentlicher kann das Interesse kaum sein“.
Am 14. Mai wird der Gemeinderat endgültig über den Tunnelbau abstimmen. Eine Mehrheit, gegen die Grünen, zeichnet sich dabei ab, auch wenn sich der aktuelle Bürgermeister Bernhard Auinger noch nicht festgelegt hat. Er will den Amtsbericht abwarten, der aus dem Bauressort der grünen Stadträtin Anna Schiester kommen wird. (hud)
