Der Asfinag pressiert’s
Luegbrücke am Brenner für mindestens drei Jahre nur einspurig: So sehen die Pläne aus
Der Endbericht wird erst für Ende Juli erwartet, doch die Zwischenergebnisse lassen dem Autobahnbetreiber laut eigenen Angaben keine andere Wahl: Die marode Luegbrücke der Brennerautobahn muss weiter entlastet werden.
Innsbruck – Die Einladung erfolgte kurzfristig. Der Asfinag pressiert’s. Kein Wunder. Das, was Stefan Siegele, Geschäftsführer des Autobahnbetreibers, Dienstag um 9 Uhr zu verkünden hat, birgt verkehrspolitischen Sprengstoff. Nicht nur für Tirol, für Europa. Und Siegele redet auch nicht lange um den heißen Brei: Mit 1. Jänner 2025 wird die Asfinag die Luegbrücke der Brennerautobahn pro Fahrtrichtung nur mehr einspurig führen.
Dies sei die einzig mögliche Konsequenz aus den vorliegenden Zwischenergebnissen der im April durchgeführten Brückenhauptprüfung. „Diese weiteren Maßnahmen zur Entlastung der Brückenteile sind erforderlich“, sagt Siegele. Die Asfinag hat ein diesbezügliches Ergebnis bereits erwartet: „Die Brücke ist am Ende ihrer Lebensdauer angelangt.“
Nur die neue Brücke beendet die Zeit der Einspurigkeit.
Wie mehrfach berichtet, wird bereits seit mehr als einem Jahr versucht, die äußeren Brückentragteile zu entlasten. Die gut 2,4 Millionen Transit-Lkw und 11,7 Millionen Pkw, die 2023 auf der Brennerautobahn gezählt wurden, werden dort in verengter Spurführung und mit Dauer-Tempo 60 über die Brücke geschleust. Eine Art Sicherheitsnetz am Unterbau soll Schlimmeres verhindern. Die Asfinag plant noch viel länger am Neubau, der verfahrenstechnisch „Generalerneuerung“ genannt wird. Sanieren lasse sich die Brücke nicht, bestätigte Siegele am Dienstag neuerlich.
Ebenso lange währt der Streit mit dem Standort-Bürgermeister Karl Mühlsteiger. Der will den Lueg-Tunnel. Die Asfinag selbigen nicht. In Folge hat die Gemeinde Gries sämtliche Verfahren beeinsprucht. Siegele hofft dennoch, im Frühjahr 2025 mit dem Bau starten zu können. Das erste Tragwerk soll bis Ende 2027 stehen, um dann bis zur Fertigstellung des zweiten Teils den gesamten Verkehr zu schlucken – und auch die Einspurigkeit zu beenden. Je weiter sich der Baustart aber verzögere, desto länger auch das Nadelöhr.
Verkehrskonzept soll bis September stehen
Doch zurück zum Ist-Zustand: Bis September will die Asfinag in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsministerium, dem Land, der Polizei, dem Planungsverband und den übrigen Behörden ein Konzept vorlegen, wie die Einspurigkeit möglichst reibungslos abgewickelt werden kann. Noch will sich Siegele nicht genau festlegen, vieles hänge noch vom Endergebnis der Hauptprüfung ab.
Ausgedehntere Lkw-Fahrverbote, eine mögliche Tonnagebeschränkung, mehr Dosierungen, entlastende Maßnahmen für das untergeordnete Straßennetz im Wipptal – all das seien Optionen, heißt es. „Auch wir haben keine Freude mit solchen Maßnahmen, aber das hier ist einzigartig und für uns gibt es bei der Sicherheit keine Kompromisse“, sagt Siegele.
Lkw fahren links, Pkw rechts
Die Einspurigkeit selbst werde den „Regelbetrieb“ der Autobahn betreffen, so die Asfinag. An starken Reisetagen oder -wochenenden werde man sehr wohl aber zwei Spuren in beide Richtungen öffnen. Aber auch das flexibel und mit – wohl für viele Autofahrer ungewohnten – Neuerungen: So ist geplant, im Falle der Zweispurigkeit den Lkw-Verkehr in die Brückenmitte, also die jeweils linke Fahrspur umzuleiten. Der übrige Verkehr wird sich dann strikt rechts halten müssen.
Ein Modell, das erst den Praxistest bestehen muss, wie Siegele sagt. Ein zweiwöchiger Test noch im Juli soll den Ausschlag geben. Ob das Tempo auf 40 km/h gedrosselt wird, ist noch offen.
Dieser Artikel wurde zuerst von der Tiroler Tageszeitung veröffentlicht.