Drei Tote bei Unglück im Ötztal in Tirol
Schock und tiefe Trauer nach Lawinen-Tragödie: „Wäre dort auch ohne Bedenken reingegangen“
Sölden/Innsbruck – Der Schock sitzt tief und die Trauer ist groß nach dem schrecklichen Lawinenunglück am Donnerstagvormittag (11. April) im Ötztal bei Sölden in Tirol. Drei Menschen (†60, †35, †33) starben – eine Schuld trifft die Bergsteiger aber wohl nicht.
„Ich wäre dort heute auch ohne Kopfweh und Bedenken reingegangen“, sagte Josef Fiegl, Ortsstellenleiter der Bergwacht Sölden, am Donnerstagnachmittag (11. April) auf einer Pressekonferenz. Zudem sei die Lawine nicht von den Tourengehern ausgelöst worden, hieß es weiter. Für Söldens Bürgermeister Ernst Schöpf, inzwischen dienstältester Bürgermeister des österreichischen Bundeslandes, ist dies ein „echtes Lawinenunglück“. Der Ortsvorsteher sprach den Familien und Angehörigen der Toten seine Anteilnahme aus. Zugleich warnte er jedoch auch: „Menschen, die sich in die Berge begeben, laufen stets Gefahr, nicht mehr zurück zu kommen.“
Auch die Warnstufe war mit zwei auf der insgesamt fünfstufigen Skala am Unglückstag vergleichsweise gering. Stufe zwei bedeutet „mäßige Lawinengefahr“. Dennoch warnten Experten zuletzt wiederholt vor sponanten Locker- und Gleitschneelawinen. Die Gefahr vor Lockerschneelawinen würde mit den im Tagesverlauf ansteigenden Temperaturen und der Sonneneinstrahlung zunehmen, besonders im extremen Steilgelände, hieß es von Seiten von Experten hierzu. Dabei müsse neben der Verschüttungs- vor allem auch die Mitreiß- und Absturzgefahr beachtet werden. Eine solche Gleitschneelawine hatte zwei Tage zuvor am 9. April auch zwei Wanderer aus Oberbayern erfasst. Ein 19-Jähriger starb am Bärenkopf in der Nähe des Achensees, der andere hatte Riesenglück im Unglück. Inzwischen kam raus: Der Tote war ein Mitarbeiter des 1. FC Nürnberg.
Bergwachtler: „Die wussten, was sie tun...“
Die toten Bergsteiger, die im aktuellen Fall im Ötztal unterwegs waren, galten außerdem als erfahren. Die drei 60, 35 und 33 Jahre alten Niederländer – woher sie genau stammen, ist bislang nicht bekannt – waren genauso wie der leicht verletzte 32-jährige Holländer Mitglieder einer 17-köpfigen Gruppe von Skitourengehern, die gemeinsam mit vier Bergführern zu einer Tour im Niedertal in Richtung Martin-Busch-Hütte unterwegs war. Fiegl nahm sie in Schutz: „Die wussten, was sie tun. Wenn sie die Lage als gefährlich eingeschätzt hätten, wären sie umgekehrt.“ Gegen 11 Uhr kam es dann zu dem schrecklichen Unglück, als sich aus noch ungeklärter Ursache das etwa 180 mal 80 Meter große Schneebrett löste und die Wintersportler traf.
Die drei Toten sollen nach Polizeiangaben nun von Familienangehörigen identifiziert werden. Die Überlebenden wurden derweil in einem örtlichen Hotel untergebracht und werden psychologisch betreut. Nach dem Unglück war ein gigantischer Großeinsatz angelaufen, an dem unter anderem auch fünf Hubschrauber beteiligt waren. rosenheim24.de hatte bereits berichtet. Der vierte Tourengeher, der bereits benannte 32-Jährige, wurde zur Überwachung in ein Krankenhaus eingeliefert. Laut Informationen von vor Ort ist dieser jedoch ansprechbar und bereits auf dem Wege der Besserung.
mw