24 Stunden lang wird auf der A10 gearbeitet
„Würde sonst zehn Jahre dauern“: Tunnelsanierungen auf der Tauernautobahn laufen auf Hochtouren
Die Tunnelsanierung am Ofenauer- und Hieflertunnel läuft seit dem 11. September. Es wird Tag und Nacht gearbeitet – und doch muss sich die Asfinag bereits verteidigen.
Golling/Werfen - Während Verkehrslandesrat Stefan Schnöll und sieben Bürgermeister mit der Bahn zur Verkehrsministerin nach Wien unterwegs waren, um dort unter anderem Abfahrtssperren und eine Winterpause der Tunnelbaustelle zu fordern, präsentierte zeitgleich die Asfinag und die beteiligten Baufirmen, was man in den ersten sechs Wochen schon geschafft habe.
„Die politischen Entscheidungen in Wien können wir nicht kommentieren, wir sind die Baustelle“, so ein Asfinag-Sprecher. Bevor die Pressevertreter die Arbeiten im Ofenauer- und Hieflertunnel besichtigen konnten, wiederholte Asfinag-Projektleiter Hanspeter Treichl, dass der geplante Ablauf mit zwei Mal zehn Monaten Baustelle und nur zwei Monaten Pause im Sommer die schnellste Variante sei. „Wenn wir jeden Tunnel extra sanieren, dauert die gesamte Baustelle – und damit der Stau – zehn Jahre lang“.
Es wird 24 Stunden, sieben Tage die Woche gearbeitet
Seit Beginn der Bauarbeiten am 11. September werde im Mehrschichtbetrieb gearbeitet, immer wieder tauchte, auch von politischen Vertretern, die Frage auf, was das konkret heißt. „Wir haben einen zwei- oder drei Schicht-Betriebe, alle Gewerke können nicht gleichzeitig arbeiten. Es gibt zweimal zwölf-Stunden-Schichten und dreimal acht-Stunden-Schichten, also zum Beispiel die Mineure oder die Grabungsarbeiter“, erklärt Treichl. Es werde auch Samstag und Sonntag gearbeitet, „aber mehr als 24 Stunden hat auch unser Tag nicht“.
Da es besonders am ersten Baustellenwochenende zu langen Staus in Richtung Norden und starkem Ausweichverkehr auf die Bundesstraße gekommen ist, fordern Politiker und Tourismusvertreter seither, dass die Baustelle im Winter pausiert, „wenn die Wertschöpfung im Land bleibt“, und dafür im Sommer durchgehend gearbeitet wird, „wenn es nur Transitverkehr gibt, von dem Salzburg nicht profitiert“, so sinngemäß die betroffenen Bürgermeister und Bergbahnen-Bosse.
Treichl schmettert diese Forderungen erneut ab, die hohen Verkehrszahlen im Sommer würden einen Gegenverkehr laut Gesetz nicht erlauben, daher werde die Baustelle, wie vorgesehen, für die beiden Sommermonate Juli und August 2024 zurückgebaut, bis dahin sind die ersten fünf der insgesamt zehn Röhren saniert, jeder Tunnel besteht aus zwei Röhren.
Elf Wochen für Behördenverfahren
Das geforderte Zurückbauen der Baustellen in den Wintersaisonen würde die Bauarbeiten auf bis zu sieben Jahre ausdehnen, also sieben Jahre Stau und Behinderungen. „Alleine das Abbauen und Wiederaufbauen einer Baustelle zieht wochenlange Behördenverfahren nach sich“. Es gebe ordnerweise Prüfbücher, die zuerst die Asfinag intern und danach die Behörde abarbeiten muss, bevor eine Baustelle - oder eben der Rückbau - wieder freigegeben werde, „alleine das dauert mindestens elf Wochen“.
Kürzere Baustelle - Kürzerer Stau?
Selbst Verkehrslandesrat Stefan Schnöll meinte zuletzt, auch die Länge der Baustelle, immerhin 14 Kilometer, könne schuld sein an den langen Staus, auch er fragte, warum die Asfinag nicht kürzere Baulose gewählt habe, also zum Beispiel erst die beiden langen Ofenauer- und Hieflertunnel und danach erst die drei weiteren, kürzeren Tunnels vor Werfen.
Auch hier wiederholte Treichl eine Binsenweisheit: „Ein Nadelöhr bleibt ein Nadelöhr, vergleichbar einem Trichter. Egal wie lange die Baustelle danach ist, vor dem Nadelöhr, also der Engstelle, wird es sich bei zu viel Verkehr immer stauen. Fakt ist, es staut sich nicht im Gegenverkehr, also im Baustellenbereich“.
Dass die Asfinag die für sie günstigste Baustellen-Variante gewählt habe ohne Rücksicht auf Verluste, also ohne Rücksicht auf die Wirtschaft und den Wintertourismus, wies Treichl ebenfalls zurück. Man habe nicht die günstigste, sondern die schnellste Variante gewählt. „Wenn wir jeden Tunnel einzeln sanieren müssten inklusive Baustellenpausen im Winter, dann würde die gesamte Baustelle zehn Jahre dauern“.
Auch Traktoren aus dem Berchtesgadener Land im Einsatz
Die fünf Tunnelröhren zwischen Golling und Werfen sind mittlerweile entkernt, das heißt, alle technischen Einrichtungen, aber auch der Betonbelag und zum Teil die Seitenwände sind entfernt. „Jetzt beginnen wir mit dem Neubau der Tunnelentwässerung und der sogenannten Querschläge, also der Fluchtwege zwischen den Tunnels, durch die in Zukunft auch meterhohe Feuerwehrwagen fahren können“, so Hanspeter Treichl.
Während der Pressetour durch den Ofenauer- und Hieflertunnel wurden auch Gesteinsmassen für die neuen, breiteren Querschläge herausgesprengt. Gleichzeitig werden die Tunnelwände mit Hochdruck-Strahlgeräten abgestrahlt, mit 2000 bar wird hier die Tunnelbeschichtung abgetragen, im Anschluss daran wird die Tunnelbeschichtung neu hergestellt. Neben großen Baggern und Spezialgerätschaften sind in den Tunneln viele Traktoren mit Anhängern unterwegs, unter anderem von einer Firma aus Teisendorf, warum Traktoren und keine großen Lkw? „Die Traktoren haben den Vorteil, dass sie sehr wendig sind und auch nicht so hoch wie normale Lkw, das heißt wir können in den Baustellenröhren einen Gegenverkehr abwickeln, die Gegenverkehrsbereiche für den Reiseverkehr bleiben unberührt“.
hud