Zehn Tage mit schlechter Luftqualität
Indien versinkt weiter im Smog: Kinder werden zu Hause unterricht
Verbrannte Ernte-Reste, Abgase und Müllverbrennungen sorgen für zunehmend Smog in Indien. Die hohe Schadstoffbelastung kann der Gesundheit schaden.
Neu-Delhi – Langfristig will Indien eine globale Supermacht werden. Das Land hat jedoch mit einigen Problemen zu kämpfen, wie zum Beispiel Luftverschmutzung. Diese ist aktuell wieder besonders hoch. Vor allem die Mega-Metropole Neu-Delhi ist betroffen. Immer weniger Menschen gehen deshalb nach draußen.
Luftverschmutzung in Indien: Aktuelle Smog-Konzentration ist „sehr ungesund“ und „gefährlich“
Zwar hatte der Regen und aufkommende Wind am Montag (27. November) etwas Linderung in Indiens Landeshauptstadt gebracht, doch die Feinstaubbelastung ist weiter hoch. Rund um Neu-Delhi stuft das Schweizer Technologieunternehmen IQAir, das weltweit Echtzeit-Daten zur Luftqualität sammelt, die Luft als „sehr ungesund“ und „gefährlich“ ein.
Wie die Economic Times berichtete, wurden in der Hauptstadt bisher zehn Tage mit schlechter Luftqualität verzeichnet. Im vergangenen Jahr waren es lediglich drei Tage. Der Höchststand mit zwölf Tagen seit Beginn der Aufzeichnungen wurde im Jahr 2021 gemessen.
Smog verdichtet sich in Indien – künstlich erzeugter Regen soll Abhilfe schaffen
Besserung könnte auch künstlich erzeugter Regen schaffen. Mit dem sogenannten „Wolkenimpfen“ will die Regierung den derzeit verheerenden Smog bekämpfen. Chemikalien wie Silberiodid werden in der Luft verteilt, um die Bildung von Wassertropfen anzuregen, was wiederum zu Regen führen soll. Etwa 30 Millionen Rupien (336.000 Euro) soll es kosten, meldete die örtliche Zeitung unter Berufung auf Wissenschaftler der Hochschule Indian Institute of Technology in Kanpur.
Insgesamt führt eine dauerhaft hohe Feinstaubbelastung zu einer erhöhten Sterblichkeit, informierte das Umweltbundesamt. Eine kurzfristig hohe Belastung über Stunden oder Tage kann ebenfalls Folgen mit sich bringen:
- Bluthochdruck
- Herzrhythmusvariabilität
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Schulen in Neu-Delhi wegen Smog geschlossen
Schulen sind in Neu-Delhi wegen des Smogs immer wieder geschlossen. Kinder müssen deshalb auch von zu Hause unterrichtet werden. „Manchmal sagt mir meine jüngere Tochter, dass sie nicht gut atmen kann“, schilderte eine Anwohnerin dem Sender ntv. In solchen Fällen inhaliere das Mädchen dann mit Wasserdampf. Rausgehen darf sie nicht. Um sich ein wenig die Beine zu vertreten, dreht sie auf dem überdachten Parkplatz ein paar Runden mit dem Fahrrad. Doch schon wenig später macht ihr der Smog zu schaffen – sie muss sich ausruhen.
Wie ntv berichtet, sollten sich die Menschen in Indien laut Gesundheitsexperten deshalb nicht zu lange im Freien aufhalten. Der Smog in Neu-Delhi ist kein unbekanntes Phänomen. Die Feinstaubbelastung dort gehört zu den höchsten der Welt. Sie liegt um ein Vielfaches über den als akzeptabel angesehenen Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Vor allem im Winter ist sie besonders stark. In dieser Zeit verbrennen Landwirte aus umliegenden Bundesstaaten ihre Ernte-Reste, um schnell und kostengünstig wieder anbauen zu können. Hinzu kommen Abgase von Autos, der Industrie sowie Staub von Baustellen und Müllverbrennungen. Eine Politikwissenschaftlerin betonte zuletzt, dass die Bundesregierung die Entwicklungen in Indien im Blick haben sollte. (kas/dpa)