Bei widrigsten Bedingungen auf Zweitausender
Turnschuh-Tourist stürzt in den Tod – und die anderen müssen stundenlang auf Rettung warten
Bratislava – Ohne professionelle Ausrüstung und mit Turnschuhen auf einen weit über 2000 Meter hohen Berg zu steigen, ist eine dumme Idee. Das Ganze auch noch bei widrigen Witterungsbedingungen zu machen, ist noch schlimmer. Diesen Leichtsinn bezahlte ein Mann nun mit dem Leben.
Am Samstagvormittag (2. November) erreichte die Mitarbeiter des slowakischen Rettungsdienstes HZK (hzk.sk) ein Notruf aus dem Gebirgsmassiv der Hohen Tatra, ganz im Norden des Landes unweit der Grenze zu Polen gelegen. Eine Gruppe von polnischen Touristen war trotz schlechter Witterungsverhältnisse (Schnee, schlechte Sicht, starke Windböen) zu einer Bergtour auf die Gerlsdorfer Spitze (2655 Meter) in den Karpaten aufgebrochen. Die Männer wären in Turnschuhen unterwegs gewesen und hätten „nicht über die nötige Ausrüstung zum Klettern im Gelände verfügt“, hieß es im Einsatzbericht der Retter.
Mann stürzte wohl 300 Meter in die Tiefe
Es kam, wie es wahrscheinlich kommen musste: Bei Wind und Schneefall rutschte der Mann, der die Gruppe anführte, ab und stürzte über einen Felsvorsprung in die Tiefe. Seine Freunde riefen sofort nach ihm, konnten aber weder Sicht- noch Rufkontakt zu ihm herstellen. Sie setzten daraufhin einen Notruf ab, zumal sie in ihrer Situation völlig verloren waren und weder vor noch zurück konnten. Zudem sollen sie auch nur über wenig bzw. keine Ortskenntnisse verfügt haben.
Zwei Trupps der Bergrettung rückten daraufhin zu einem mühevollen Einsatz aus, zumal der Hubschrauber angesichts der Wetterbedingungen am Boden bleiben musste. Zu Fuß stiegen sie in das Suchgebiet auf und entdeckten im oberen Teil den abgestürzten Mann, der etwa 300 Meter in die Tiefe gestürzt war. Er hatte sich beim Absturz tödliche Verletzungen zugezogen. Zu seiner Identität lagen zunächst keine weiteren Informationen vor. Die Leiche konnte erst am Folgetag, als sich das Wetter gebessert hatte, per Hubschrauber geborgen werden.
Bergsteiger müssen stundenlang auf Rettung warten
Die Einsatzkräfte kletterten im Anschluss weiter nach oben und entdeckten wenig später insgesamt drei weitere Mitglieder der Gruppe, zwei Männer und eine Frau, die sich notdürftig in Rettungsdecken gehüllt und in einen Felsvorsprung gekauert hatten. Die Bergsteiger wurden mit warmen Getränken versorgt und gesichert. Anschließend wurde die Rettung mit Hilfe von Kettenwinden und Klettersitzen durchgeführt. Diese war außerordentlich schwierig und dauerte Stunden, da der starke Wind für eine durchgehende Eisschicht in dem felsigen Gelände sorgte. Im Tal angekommen, konnten die stark unterkühlten Bergsteiger in ein Krankenhaus transportiert werden. Die Polizei hat Ermittlungen eingeleitet. Es blieb offen, ob sie für die Kosten des Rettungseinsatzes werden aufkommen müssen.
Immer wieder hatten derartige Einsätze in den letzten Monaten für Schlagzeilen gesorgt. So mussten im September erschöpfte und durchnässte Touristen in Turnschuhen von einem Klettersteig im Salzburger Land gerettet werden. rosenheim24.de hatte berichtet. Ähnliche Einsätze mussten Bergretter im Sommer 2024 auch am Großglockner oder an der Zugspitze bewältigen. (mw)